Aktualisiert am 18.10.2018; Einkauf Testprodukte Mai 2017 | Unter Osteoporose leiden bundesweit etwa 6,3 Millionen Menschen. Betroffen sind vor allem Frauen ab 50 Jahren; im Schnitt trifft es jede vierte. Männer leiden unter Osteoporose deutlich seltener. Die Krankheit beschleunigt den Knochenabbau, der auch bei Gesunden mit zunehmendem Alter fortschreitet. Die Folgen: erhöhtes Sturzrisiko und vermehrt Knochenbrüche.
Osteoporose-Mittel im Test: Rezeptfreie Medikamente & Co. mit Calcium und Vitamin D
Zentral für die Vorbeugung ist die ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D. Der Körper braucht Calcium, um die Knochen stabil zu halten und Vitamin D, um das Calcium über den Darm aufzunehmen und in die Knochen einzubauen. Mangelt es an Calcium, erweicht der Knochen. Der Dachverband Osteologie (DVO) empfahl Patienten daher bis vor einigen Jahren grundsätzlich noch die Einnahme beider Stoffe. Die Studienlage galt als sehr gut. Entsprechend gut bewertete ÖKO-TEST Arzneimittel, die Calcium und Vitamin D kombinierten.
Seit 2014 gibt es allerdings Zweifel an dieser Basistherapie: "Neuere Studien geben Hinweise darauf, dass durch eine zusätzliche Calciumeinnahme das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle steigt", erklärt Professor Andreas Kurth, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie der Asklepios Klinik Birkenwerder bei Berlin. Weil das potenziell tödlich sein könne, rate die aktuelle Leitlinie vorrangig zu einer calciumreichen Ernährung. Auch am Nutzen von Pillen mit Vitamin D scheiden sich die Geister. Gesunde Menschen produzieren Vitamin D in der Regel über die Sonnenbestrahlung der Haut.
Ab etwa 65 Jahren geht man aber davon aus, dass dem Körper die Produktion nicht mehr ausreichend gelingt. Ein Mangel wird dann wahrscheinlicher. Der DVO empfiehlt Osteoporosepatienten daher weiterhin vorbeugend eine Vitamin-D-Einnahme, wenn ein möglicher Mangel besteht. Wie bewertet ÖKO-TEST Kombipräparate aktuell? Wir haben 42 Mittel eingekauft und überprüft.
Osteoporose-Therapie: Arzneien im Test überzeugen oft
Das Testergebnis: Die Nahrungsergänzungen schneiden mittelmäßig ab, eines ist sogar "ungenügend". Sechs "sehr gute" Arzneimittel zur Osteoporosebehandlung können wir empfehlen, zwölf sind immerhin noch "gut".
Menschen mit festgestelltem Osteoporoserisiko sollten zwar weiterhin Vitamin D zur Vorsorge einnehmen. Allerdings sind laut unserem Berater Professor Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Frankfurt dann Arzneien, die nur Vitamin D enthalten, die bessere Wahl: "Für Menschen mit erhöhtem Knochenbruchrisiko ist eine regelmäßige Einnahme von Präparaten mit Calcium und Vitamin D nicht mehr pauschal ratsam."
Die Anwendungsfelder von zwölf Arzneien sind aus unserer Sicht daher zu großzügig formuliert. So heißt es etwa oft: "Zur unterstützenden Behandlung von Osteoporose" oder sie sind für eine Mangelvorbeugung ausgelobt. Nach heutigem Wissen sind Kombipräparate aber nur sinnvoll, um eine Osteoporosetherapie mit speziellen verschreibungspflichtigen Arzneien zu begleiten. Ihr Einsatz ist zudem noch für ältere Menschen angezeigt, wenn diese nachweisbar an einem seltenen gleichzeitigen Mangel von Calcium und Vitamin D leiden.
Zusätzliches Calcium und Vitamin D soll zum Erhalt normaler Knochen und Zähne beitragen. So oder ähnlich suggerieren es die meisten Anbieter der Nahrungsergänzungsmittel (NEM). Doch wer nicht krank ist oder zu einer Risikogruppe gehört, produziert schon über die Haut genug Vitamin D.
Zu viel Calcium in Nahrungsergänzungsmitteln
Auch Calcium nehmen gesunde Menschen genug über die Nahrung zu sich. Eine kombinierte Nahrungsergänzung der Stoffe muss deshalb als überflüssig betrachtet werden. Unser Berater warnt zudem: "Wer neben den Mahlzeiten regelmäßig calciumhaltige Mittel einnimmt, riskiert schnell eine schädliche Überversorgung." Den Tagesbedarf an Calcium decken gesunde Menschen problemlos über die Nahrung. Schon deshalb gilt ein Mangel hierzulande als selten.
Bereits mehr als 2,5 Gramm täglich können die Bildung von Harnsteinen und eine gestörte Nierenfunktion begünstigen. Neuere Daten weisen auch auf ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkte und Prostatakrebs hin. Besonders skeptisch sehen wir in diesem Licht die Tagesdosierungen in neun NEM. Sie reichen von 0,8 bis zu 1 Gramm Calcium. Das ist mehr als das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) für diese Produkte empfiehlt.
In einer Tablettensorte im Test stecken Kupfer und Fluorid. Diese Stoffe sollten NEM dem BfR zufolge gar nicht enthalten. Den Brausetabletten der Marke Nobilin ist mehr Vitamin K1 zugesetzt, als das BfR empfiehlt.
Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST September 2017 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Jahrbuch 2019 im Oktober 2018, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.