Straßenmalkreide im Test: Enthält sie weiterhin krebserregende Farbstoffe?

Magazin Mai 2025: Energydrinks | Autor: Christine Throl/Marieke Mariani/Lena Wenzel | Kategorie: Kinder und Familie | 24.04.2025

Test Straßenmalkreide: Die Produkte sind inzwischen besser als früher.
Foto: Anuta23/Shutterstock

Krebserregende Schadstoffe in Straßenmalkreiden gefunden: Nach unserem letzten Test mussten wir Eltern vor einigen Produkten warnen. Haben die Hersteller das Problem inzwischen in den Griff bekommen? Unsere aktuelle Überprüfung zeigt, dass sich die Kreiden verbessert haben. 

  • Im Test: 17 Straßenmalkreiden mit jeweils vier bis acht verschiedenen Farben. 
  • Auffällig: Die Preisunterschiede sind enorm. Zur besseren Vergleichbarkeit einheitlich auf zehn Kreidestifte umgerechnet, bezahlten wir dafür zwischen 1 und 13,32 Euro.
  • Im Vergleich zu unserem letzten Test von Straßenmalkreiden haben sich die Produkte deutlich verbessert. Viele schneiden mit Bestnote ab. 
  • Karton ist die umweltfreundlichere Verpackung. Der Vorteil von Plastik ist der bessere Nässeschutz, die Hersteller sollten aber dringend auf Recyclingkunststoff umstellen.

Aktualisiert am 24.4.2025 | Kinder lieben Straßenmalkreide. Mit den bunten Farben können sie trostlose Steinflächen nach Herzenslust verschönern und ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Der nächste Regen wäscht die Outdoorleinwand dann einfach wieder für ein neues Kunstwerk frei. Eltern wissen aber auch: Wenn Kinder mit Kreide malen, bleibt kaum ein Quadratzentimeter Haut sauber. Umso wichtiger, dass die Farben frei von schädlichen Stoffen sind.

In unserem letzten Test 2016 war das nicht der Fall: In knapp zwei Dritteln der getesteten Kreidesets hatte das Labor krebserregende Farbbestandteile nachgewiesen. Betroffen waren vor allem rote Kreiden, vereinzelt auch braune und lilafarbene. Neun Jahre später haben wir erneut 17 Sets Straßenkreide in die Labore geschickt.

Wie steht es um die Inhaltsstoffe von Straßenmalkreide? 

Natürlich standen auch diesmal die Farbstoffe ganz oben auf dem Prüfprogramm. Wir ließen die Straßenmalkreiden auf krebserregende aromatische Amine aus Azofarben und allergene und krebserregende Dispersionsfarben untersuchen. Auch in der Analyse: Schwermetalle.

Leider müssen die Hersteller auf Straßenmalkreiden keine Inhaltsstoffangaben machen, wie es beispielsweise für Kosmetikprodukte vorgeschrieben ist. Deshalb fragten wir bei den Herstellern nach. 

Straßenmalkreiden bestehen aus eingefärbtem Gips. Aus Kleidung, von Asphalt oder Pflastersteinen lässt sich die Mischung in der Regel leicht mit Wasser wieder entfernen.
Straßenmalkreiden bestehen aus eingefärbtem Gips. Aus Kleidung, von Asphalt oder Pflastersteinen lässt sich die Mischung in der Regel leicht mit Wasser wieder entfernen. (Foto: Tatevosian Yana/Shutterstock)

Wir wollten wissen, woraus die Kreiden außer Farbpigmenten noch bestehen. Es hieß, dass sie auf Basis von Calciumsulfat – besser bekannt als Gips – hergestellt sind. Hinzu kommen verschiedene Farbstoffe und kleine Mengen Wasser. Mineralische Inhaltsstoffe und Farbpigmente können jedoch mit Schwermetallen belastet sein.

Deshalb ließen wir eine Elementanalyse durchführen, die unter anderem Aluminium und Schwermetalle wie Blei umfasst. Gegebenenfalls erfolgte eine ergänzende Prüfung, die den Übergang in Magensäure nach dem Verschlucken der Kreide simuliert. 

Viele Straßenmalkreiden im Test sind "sehr gut"

Nach den erschreckenden Befunden vor neun Jahren rechneten wir mit ähnlich schlechten Ergebnissen. Doch es gibt viele "sehr gute" Straßenmalkreiden, darunter auch günstige Produkte. Auffällig ist, dass die Preisunterschiede enorm sind. 

Die gesamten Testergebnisse finden Sie im ePaper: 

Straßenmalkreide im Test: Jetzt Ergebnisse als ePaper kaufen

Plastik und/oder Karton: Die Verpackungen im Blick

Im Vergleich zu unserem letzten Test von Straßenmalkreiden legen wir die Latte in der aktuellen Überprüfung noch ein bisschen höher: Wir schauten uns auch genauer an, wie die Kreiden verpackt sind. Die meisten stecken in einem Karton, ein paar haben zumindest anteilig eine Plastikverpackung.

Kein Hersteller gab auf unsere Nachfrage an, darin recycelten Kunststoff aus dem Wertstoffkreislauf einzusetzen. Wir finden es allerdings wichtig, dass Rezyklate einen Teil einer Plastikverpackung ausmachen. Denn dadurch lässt sich der Plastikmüll verringern

Sind die Kreidestifte zusätzlich in Folie eingeschweißt, verteilen wir auch dafür einen Minuspunkt. Aus unserer Sicht entsteht hier unnötiger Verpackungsmüll

Dieser Test ist online erstmals am 17.4.2024 erschienen. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Magazin 5/25 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Für unseren Test haben wir 17 Marken Straßenmalkreide mit jeweils vier bis acht verschiedenen Farben eingekauft. Bevorzugt griffen wir zu Produkten in Pappverpackungen – falls solche nicht verfügbar waren, kauften wir eine Variante in der Kunststoffverpackung ein. Zur besseren Vergleichbarkeit einheitlich auf zehn Kreidestifte umgerechnet, bezahlten wir dafür zwischen 1 und 13,32 Euro.

Die bunten Farbkreiden ließen wir auf krebserregende aromatische Amine aus Azofarben und allergene und krebserregende Dispersionsfarben untersuchen. Außerdem in der Analyse: Schwermetalle wie nervengiftiges Blei und andere Elemente. Bei Zinnbefunden ließen wir die betreffenden Produkte einzeln auf zinnorganische Verbindungen überprüfen. Zudem analysierte ein Labor die Verpackungen auf chlorierte Verbindungen.

Anders als bei Lebensmitteln oder Kosmetika müssen die Hersteller bei Spielzeug – zu denen die Straßenmalkreiden zählen – die eingesetzten Inhaltsstoffe nicht auf der Verpackung angeben. Daher forderten wir die Anbieter auf, uns diese mitzuteilen – ebenso, ob in ihren Kunststoffverpackungen Post-Consumer-Rezyklat (PCR), also recyceltes Plastik aus dem Gelben Sack, verarbeitet wurde, und baten gegebenenfalls um Belege dafür.

Wir prüften auch, ob die Hersteller ihre Produkte zusätzlich zur eigentlichen Umverpackung aus Karton oder Plastik noch einmal unnötig in Folie einschweißen.

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils ein Note: a) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage; b) zusätzliche Verpackungsfolie um das komplette Produkt, obwohl dieses schon in einer Kunststoff- oder Kartonverpackung steckt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.  

Testmethoden 

Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Elementbestimmung mittels ICP-MS. Analyse in Mischproben aus maximal 4 Farben. Analyse auf Al, As, B, Ba, Cd, Co, Cr, Cu, Hg, Mn, Ni, Pb, Sb, Se, Sn, Sr, Zn.
Migrierbare Elemente nach EN 71-3: DIN EN 71-3: 2021-06. Analyse mit induktiver gekoppelter Argon-Plasma-Spektrometrie. Messung mittels Ionenchromatographie mit Nachsäulenderivatisierung mit Diphenylcarbazid. In Einzel- bzw. Mischproben wie angegeben.
Primäre aromatische Amine: DIN EN ISO 14362-1 2017-05, Analyse mittels GC-MS/LC-DAD und ohne Reduktion in Anlehnung an DIN EN ISO 14362-1 2017-05, Analyse mittels GC-MS/LC-DAD. Analyse in Mischproben aus zwei bis drei Farben – ohne Berücksichtigung der Farbe Weiß.
Dispersionsfarbstoffe: allergisierende Dispersionsfarben und kanzerogene Farbstoffe nach DIN 54231 DIN 54231 2022-09, mittels HPLC-DAD-MS. Analyse in Mischproben aus zwei bis drei Farben – Analyse in Mischproben aus zwei bis drei Farben – ohne Berücksichtigung der Farbe Weiß
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Januar bis Februar 2025 

Dieser Test ist online erstmals am 17.4.2024 erschienen. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Magazin 5/25 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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