- Hyaluron-Serum im Test: Wir haben 25 Produkte untersucht. Die Preisspanne liegt, zur Vergleichbarkeit auf 30 Milliliter umgerechnet, zwischen 2,99 und 42,58 Euro.
- Wer ein Hyaluron-Serum ausprobieren möchte, findet im Test vier "sehr gute" Produkte.
- Tipp: Besser nicht so viel auf die Anti-Aging-Versprechen der Hersteller geben. Uns liegen keine überzeugenden Wirksamkeitsstudien vor, die einen Vorteil des jeweiligen Hyaluron-Serums gegenüber einem herkömmlichen Feuchtigkeitsserum belegen.
- Einige überprüfte Seren kritisieren wir wegen bedenklicher Inhaltsstoffe, darunter Konservierungsstoffe, die aus unserer Sicht nicht in ein Hyaluron-Serum gehören.
Aktualisiert am 31.10.2024 | Hyaluronsäure ist ein körpereigener Stoff, der in der Lage ist, große Mengen Feuchtigkeit zu binden. Mit dem Alter und durch verschiedene Umwelteinflüsse bildet der Körper jedoch immer weniger davon, weshalb die Haut an Spannkraft verliert – auch im Gesicht. Kann ein Kosmetikprodukt mit Hyaluronsäure das nur durch Cremen ausgleichen?
Balea, L'Oréal & Co.: Hyaluron-Serum im Test
Wir haben die Rezepturen von 25 Hyaluron-Seren zum einen im Labor auf unerwünschte Substanzen untersuchen lassen. Zum anderen haben wir die Anbieter, die mit Anti-Aging-Versprechen wie hautstraffenden Eigenschaften oder Reduzierung von Falten werben, um Nachweise für diese Aussagen gebeten. So viel vorab: Selbst vorgelegte Studien beweisen keine Wunderwirkung. Und: Wir sind auf bedenkliche Inhaltsstoffe gestoßen.
Doch fangen wir erst mal mit den Antworten zu folgenden Fragen an:
- Was ist Hyaluronsäure?
- Wofür wird Hyaluronsäure verwendet?
- Woher kommt die Hyaluronsäure, die in Kosmetik eingesetzt wird?
Was ist Hyaluronsäure?
Hyaluronsäure ist ein natürlich im menschlichen Körper vorkommender Mehrfachzucker. Sie steckt zum Beispiel in Knochen, Knorpel oder der Haut, aber auch in Gelenkflüssigkeit oder im Glaskörper des Auges. Dort bindet sie unter anderem Wasser, schmiert den Bewegungsapparat oder glättet das Bindegewebe.
Wofür wird Hyaluronsäure verwendet?
In der Medizin wird Hyaluronsäure gezielt zur Behandlung von Arthrose und zur Befeuchtung der Augen eingesetzt. Zudem hat es sich als Mittel zum Unterspritzen von Falten etabliert. Mit diesem Ruf boomt Hyaluronsäure seit einiger Zeit auch in der Kosmetik und als Nahrungsergänzungsmittel mit dem Versprechen, die Haut zu straffen.
Hyaluronsäure in Kosmetik: Woher sie kommt
Wie viele andere Kosmetikinhaltsstoffe wurde Hyaluronsäure zunächst ausschließlich vom Tier gewonnen. 1979 meldete der US-amerikanische Biochemiker Endre A. Balazs das erste Patent für Hyaluronsäure an – gewonnen wurde sie aus den Kämmen von Hähnen, in denen sie ebenfalls natürlicherweise vorkommt. Aus diesem Grund machte sie sich zunächst einen Namen als "Hahnenkamm-Extrakt".
Darüber hinaus lässt sich Hyaluronsäure aus den Augen und der Gelenkflüssigkeit von Rindern gewinnen. Um sie als Rohstoff weiterverarbeiten zu können, muss die tierische Hyaluronsäure zunächst aufwendig aufgereinigt werden. Dabei gelingt es jedoch nicht immer, sämtliche Proteine restlos zu entfernen. Diese allerdings können Auslöser für teils schwere allergische Reaktionen sein. Und auch Krankheitserreger können übertragen werden.
Bereits Ende der 90er-Jahre entwickelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein biotechnologisches Verfahren, mit dem es möglich ist, Hyaluronsäure mithilfe bakterieller Fermentation herzustellen. Diese Hyaluronsäure ist wesentlich reiner als die tierische Variante und birgt somit ein weitaus geringeres gesundheitliches Risiko. Weil die fermentierte Variante jedoch teurer ist, sind auch heute noch Schlachtabfälle eine wichtige Quelle für Hyaluronsäure.
Hyaluron-Serum mit der Kennzeichnung "vegan"
Ob ein Hersteller tierisches oder biotechnologisch hergestelltes Hyaluron einsetzt, ist anhand der Bezeichnungen in der Inhaltsstoffliste wie "Sodium Hyaluronate" oder "Hyaluronic Acid" nicht erkennbar. Worauf können Verbraucherinnen und Verbraucher also achten, wenn sie Kosmetika meiden möchten, in denen Hyaluron tierischen Ursprungs eingesetzt wird?
Ein Hinweis kann eine Kennzeichnung des Hyaluron-Serums als "vegan" sein. Die dürfen Hersteller nur verwenden, wenn sie komplett auf tierische Inhaltsstoffe verzichten.
Hyaluron-Serum: Wirkung nicht belegt
Nun zu unseren Testergebnissen. 13 von 25 Hyaluron-Seren loben auf der Verpackung ein Anti-Aging-Wirkversprechen aus. Dafür forderten wir Nachweise an. Das Ergebnis: Nur vier Hersteller legten uns vollständige produktbezogene Studien vor.
Doch selbst diese belegten für die betreffenden Hyaluron-Seren aus unserer Sicht keinen Vorteil gegenüber einem herkömmlichen, im Zweifelsfall deutlich günstigeren Vergleichsprodukt. Denn einen kurzzeitigen Effekt bringt aus unserer Sicht auch eine einfache Pflegecreme, die die Haut mit Feuchtigkeit versorgt.
Von anderen Anbietern erhielten wir entweder gar keine Nachweise oder eine Studie für eine abweichende Rezeptur, deren Inhaltsstoffliste (INCI) nicht mehr der des von uns getesteten Hyaluron-Serums entsprach. Auch Belege, die nur die Wirkung der Hyaluronsäure selbst beschreiben, akzeptierten wir nicht – denn sie macht im fertig formulierten Kosmetikprodukt nur einen geringen Anteil aus. Die Wirkung muss jedoch für die gesamte Rezeptur nachgewiesen sein.
So viel Hyaluronsäure steckt im Hyaluron-Serum
Apropos: Wie viel Hyaluronsäure sie überhaupt einsetzen, legten längst nicht alle Hersteller offen. Während die einen schon auf der Verpackung offensiv mit 1,5 bis 2 Prozent Hyaluron werben, beriefen sich andere auf unsere Nachfrage hin auf das Rezepturgeheimnis.
Steht Sodium Hyaluronate in der Inhaltsstoffliste beispielsweise erst an zehnter Stelle, ist eine effektive Konzentration aus unserer Sicht eher anzuzweifeln.
Was bringt ein Hyaluron-Serum?
Zur Erinnerung: Im normalen Alterungsprozess der Haut schrumpfen die Hyaluronsäure-Depots. Hier setzt die Kosmetik-Industrie mit ihren Produkten an. Doch der Effekt des oberflächlichen Auftragens von Cremes und Seren mit Hyaluronsäure auf die Haut ist überschaubar. Langkettige Hyaluronsäure kann die intakte Hautbarriere ohnehin kaum durchdringen.
Aber selbst kurzkettige Hyaluronsäure, der eine bessere Hautdurchlässigkeit zugeschrieben wird, gelangt in einem Kosmetikprodukt nicht so tief in die unteren Hautschichten, dass sie Falten einfach verschwinden ließe. Welche Variante die Hersteller jeweils einsetzen, können Verbraucherinnen und Verbraucher anhand der Inhaltsstoffliste ohnehin nicht feststellen.
Zudem fehlen bislang auch belastbare wissenschaftliche Belege für die Wirkung dermal aufgetragener Hyaluronsäure gegen Falten.
Kritik an Konservierungsmitteln
Kommen wir zu den Inhaltsstoffen der Produkte im Test. Kritik gibt es für Konservierungsmittel, die aus unserer Sicht nichts in einem Hyaluron-Serum zu suchen haben. Da hätten wir das halogenorganische Konservierungsmittel Chlorphenesin. Es kann Allergien auslösen und die Haut reizen.
Formaldehyd ist als Konservierungsstoff eigentlich schon lange verboten. Dennoch wies das Labor im Test abwertungsrelevante Mengen an Formaldehyd/-abspaltern nach. Ein Inhaltsstoff, auf den sich der Befund zurückführen ließe, findet sich in der INCI nicht.
Über den Ursprung können wir nur spekulieren. So kann freies oder abspaltbares Formaldehyd etwa aus der Vorkonservierung einzelner Rohstoffe stammen oder sich bei der Lagerung bilden.
Kunststoffverbindungen und PEG-Verbindungen
Unter den Inhaltsstoffen kritisieren wir darüber hinaus PEG-Verbindungen, von denen einige die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können.
Ansonsten verschlechtern unter anderem Umweltschutzaspekte wie unnötiger Verpackungsmüll oder umweltbelastende Kunststoffverbindungen das Gesamturteil vieler Seren spürbar. Silikone und andere synthetische Polymere können mit dem Klärschlamm über das Abwasser in die Umwelt gelangen. Dort bauen sie sich teilweise nur schwer wieder ab.
Bestes Hyaluron-Serum: Welche Seren sind Testsieger?
Von 25 Hyaluron-Seren im Test schneiden vier Produkte mit "sehr gut" ab. Sie sind frei von problematischen Inhaltsstoffen und machen keine Anti-Aging-Versprechen, die sie nicht ausreichend belegen können. Welche Marken das sind, lesen Sie im ePaper:
Dieser Test ist online erstmals am 17.10.2024 erschienen. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Magazin 11/24 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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