Körperbutter im Test: Gute Pflege für wintergestresste Haut?

Magazin Februar 2023: Vitamine | Autor: Ann-Cathrin Witte/Marieke Mariani/Vanessa Christa | Kategorie: Kosmetik und Mode | 26.01.2023

Körperbutter im Test: Welche Produkte sind empfehlenswert?
Foto: ÖKO-TEST

Körperbutter bietet trockener Haut im Winter Pflege und Entspannung. Doch welche Produkte sind empfehlenswert? In unserem Test schneiden viele mit "sehr gut" ab. Vereinzelt sind wir aber auch auf unerwünschte Inhaltsstoffe gestoßen. 

  • Im Test: 26 Körperbutter, darunter sieben feste Produkte und 19 aus dem Cremetiegel. 
  • Das Ergebnis: Die Mehrheit der getesteten Körperbutter ist empfehlenswert.
  • Kritik üben wir unter anderem an Mineralöl, Silikonen und wenig recyceltem Plastik in den Kunststoffverpackungen.

Körperbutter ist reichhaltig und verwöhnt die Haut mit hochwer­tigen und natürlichen Fetten und Ölen – so weit die blumig ausformulierte Theorie. Mit ihrem im Vergleich zu Körper­lotionen deutlich höheren Fettanteil bietet sich Körperbutter besonders für die Pflege wintergestresster, trockener Haut an, die angesichts großer Temperaturschwankun­gen und trockener Heizungsluft in der kal­ten Jahreszeit viele Menschen plagt.

Im Sommer hingegen sind die Rezepturen vielen zu fettig, weshalb Körperbutter dann die Regale für leichte After-Sun-Lotionen und Co. räumen muss. Ein klassisches Saisonprodukt.

Alverde, Weleda & Co.: Körperbutter im Test

Sollten Sie zu den Menschen gehören, die ihrer Haut im Winter gern eine Extra­portion Pflege gönnen, haben wir gute Nachrichten: Viele Produkte in unserem Test schneiden mit "sehr gut" ab. Ihre Inhaltsstoffe sind aus unserer Sicht unbedenklich.

Wir wollten aber auch wissen, wie viel von welchen Fetten und Ölen genau drinsteckt – und mit welchen die Hersteller werben. Tatsächlich unterscheidet sich der Anteil pflegender und wertgebender Fettbestandteile teilweise deutlich. Aber auch darüber hinaus haben wir Rezepturen und Verpackungen natürlich gewohnt kritisch unter die Lupe genommen. Neben vielen empfehlenswerten Produkten, gibt es auch Ausreißer nach unten. 

Gerade im Winter ist die Haut vieler Menschen trocken und gestresst.
Gerade im Winter ist die Haut vieler Menschen trocken und gestresst. (Foto: PEPPERSMINT/Shutterstock)

Mineralöl in einer getesteten Bodybutter 

Auffällig: In einer Körperbutter im Tiegel sind Paraffine ein Hauptbestand­teil. Diese erdölbasierten Fette bieten keinen Pflegevorteil für die Haut und können noch dazu mit gesundheitsschädlichen Bestandteilen verunreinigt sein. Die Ana­lyse bestätigte das: Das beauftragte Labor wies aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nach, von denen einige Verbindungen krebserregend sein können.

Kritik üben wir auch an einer weiteren Körperbutter im Test. Sie weist einen erheblichen Anteil an Silikonen auf, laut Laboranalyse rund sieben Prozent. Auch diese haben lediglich einen pflegenden Schein und fügen sich nicht so gut ins Hautgleichgewicht wie pflanzliche Fette und Öle ein.

Obendrein reichern sie sich in der Umwelt an. Beide Produkte enthalten zudem PEG-Verbindungen, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können.

Körperbutter im Test: Jetzt Ergebnisse im ePaper lesen

Kunststoffe in der Rezeptur einiger Körperbuttern

Außerdem ärgerlich: In den Rezepturen von sechs Produkten setzen die Hersteller nach wie vor synthetische Polymere ein. Das ist nicht mehr zeitgemäß, denn es ist gemeinhin bekannt, dass viele Kunststoffverbindungen nur sehr schlecht abbaubar sind. Geraten sie beispielsweise über das Abwasser in die Umwelt, verbleiben sie dort teils für Jahrzehnte, mitunter Jahrhunderte – mit unbekannten Folgen. Deshalb werten wir sie ab.

Auch darüber hinaus scheint ein nachhaltiger und umweltschonender Einsatz von Plastik in dieser Produktkategorie kein Thema zu sein: Von insgesamt 15 in Kunststoff verpackten Produkten konnte uns nur ein Anbieter nachvollziehbar den Einsatz von recyceltem Plastik belegen. Die meisten setzen es gar nicht erst ein.

Das Problem mit Mica in Kosmetik 

Sofern die Hersteller den Inhaltsstoff Mica einsetzen, baten wir sie auch um Belege über Herkunft und Lieferkette. Denn beim Abbau des Glitzerminerals sind vor allem in Indien Kinderarbeit und lebensgefährliche Abstiege in illegale Minen an der Tagesordnung.

Deshalb fordern wir ab dieser Ausgabe von Kosmetik-Herstellern produktbezogene Belege über die Herkunft und Lieferkette des in ihrer Rezeptur eingesetzten Micas, um derartige Menschenrechtsverletzungen ausschließen zu können. Im Körperbutter-Test betraf dies nur einen Anbieter. Dieser gab uns für sein Produkt zwar Auskünfte, hat diese aber nicht mit aussagekräftigen, konkreten Nachweisen belegt. Auch dafür gab es Notenabzüge.

Feste Körperbutter ist im Kommen 

Die Richtung stimmt: Der Trend geht auch in diesem Segment in Richtung feste Körperbutter, die meist nur im sparsamen Pappkarton verpackt ist – immerhin sieben feste Produkte sind im Test bereits vertreten.

Ein Hersteller hat sein Produkt zusätzlich in eine transparente Folie eingeschlagen und wirbt, dass es sich um Zellglas handele, das zu 100 Prozent biologisch abbaubar sei. Das von uns beauftragte Labor hat allerdings PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen darin nachgewiesen.

Der Anbieter zeigte sich problembewusst und teilte uns schließlich mit, eigene Nachforschungen hätten ergeben, dass nicht das bestellte unbeschichtete Zellophan geliefert worden sei, sondern eine mit PVDC beschichtete Variante. Eine Gesundheitsgefahr gehe davon nicht aus. Dennoch belasten chlorierte Verbindungen die Umwelt bei Herstellung und Entsorgung. Der Hersteller kündigte an, die betroffenen Packmittelchargen sofort auszutauschen.

Körperbutter: Tipps für Kauf und Anwendung

  1. Feste Körperbutter wählen: Sie pflegt nicht nur die Haut, sondern spart gleichzeitig auch Verpackungsmüll.
  2. Auf die Inhaltsliste schauen: Was vorn steht, macht den größten Anteil aus – je weiter hinten ein Inhaltsstoff deklariert ist, desto weniger ist drin.
  3. Gezielt einsetzen: Wem Körperbutter für den gesamten Körper zu reichhaltig ist, der kann auch nur einzelne strapazierte Hautareale damit pflegen.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben insgesamt 26 Produkte aus der Kategorie Körperbutter in Drogerien, Supermärkten und im Onlinehandel eingekauft – darunter sieben feste Stücke und 19 Produkte im Cremetiegel. 15 der Produkte sind als Naturkosmetik zertifiziert. Die Preise für die flüssige Körperbutter reichen von 83 Cent bis 19 Euro für 100 Milliliter beziehungsweise Gramm. Für die festen Produkte haben wir, auch hier der Vergleichbarkeit halber umgerechnet auf 50 Gramm oder Milliliter, zwischen 3,69 und 9,94 Euro bezahlt.

Anhand der Inhaltsstoffliste haben wir die Produkte auf PEG/PEG-Derivate, Parfüm, Mica und synthetische Polymere überprüft. Darüber hinaus beauftragten wir Labore mit der Analyse von halogenorganischen Verbindungen und Formaldehyd/-abspaltern; die parfümierten Produkte wurden zudem auf Diethylphthalat, allergisierende Duftstoffe sowie künstlichen Moschusduft und Cashmeran untersucht. Außerdem umfasste die Analyse – je nach Auslobung – auch Silikone, Paraffine und aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe. Die Verpackungen wurden im Labor auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen überprüft, die die Umwelt belasten. Darüber hinaus baten wir die Hersteller um Nachweise, ob und wie viel recycelten Kunststoff ihre Plastikverpackung enthält und, sofern sie den Inhaltsstoff Mica einsetzen, um Belege über Herkunft und Lieferkette, um Kinderarbeit ausschließen zu können.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) PEG/PEG-Derivate; b) MOAH. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: mehr als ein Prozent Silikonverbindungen und/oder Paraffine/künstliche paraffinartige Stoffe.

 Bewertung Testergebnis Weitere Mängel:Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um vier Noten: auf unsere Nachfrage hin keine oder keine konkreten Angaben zu Herkunft, Hersteller und/oder Lieferkette des im Produkt eingesetzten Micas (CI 77019). Zur Abwertung um zwei Noten führt: Silikone, wenn sie nicht schon unter den Inhaltsstoffen abgewertet wurden, und/oder weitere synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen (hier: Acryl- und/oder Methacryl-Co- und -Crosspolymere). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung; b) ein Umkarton, der kein Glas schützt; c) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die von den Herstellern versprochenen Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

Testmethoden

Deklarationspflichtige Duftstoffe/Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS. Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie. Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Paraffine/Silikone: LC-RI nach Extraktion (ggf. GC-MS). Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): LC-GC/FID. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse. Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration.

Einkauf der Testprodukte: Oktober 2022

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