Aktualisiert am 18.10.2018; Einkauf Testprodukte Mär 2018 | Der Imbisskunde der Zukunft kann die Verpackung gleich mitessen. Von 2020 an sollen Snacks der Schnellrestaurantkette Nordsee in Behältern aus Meeresalgen über die Ladentheke gehen. Wer sich scheut, in die vom Alfred- Wegener-Institut und der Hochschule Bremerhaven entwickelte Verpackung zu beißen, kann zumindest sicher sein, dass sie nach dem Wegwerfen schnell verrottet – im Gegensatz zu Alufolie oder Styropor.
Dies ist eines von vielen Beispielen, wie Industrie und Wissenschaft derzeit an unterschiedlichsten Verpackungsmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen arbeiten. Ob Maisstärke, Zuckerrohrfasern, Kaffeesatz oder Gras – der Fantasie scheinen keine Grenzen gesetzt. Was für Verpackungen gilt, gilt längst auch für andere Einwegprodukte. Angesichts der Vermüllung des Planeten mit Plastik sind Menschen allerorten auf der Suche nach Alternativen. Wer sich heute im Handel etwa nach Einweggeschirr umschaut, findet Teller aus Palmblättern oder Weizenkleie und Becher aus dem biokompatiblen Kunststoff PLA (Polymilchsäure).
Einweggeschirr-Test: Welches ist empfehlenswert?
Können Öko-Bewusste bedenkenlos zugreifen? Umweltexperten sind, vor allem in Bezug auf sogenannte Bio-Kunststoffe, skeptisch. "Hersteller und Händler, die Bio-Plastik einsetzen, bewerben ihre Produkte häufig als ‚umweltfreundlich‘, ‚grün‘ oder ‚öko‘. Unabhängig vom eingesetzten Rohstoff ist die Herstellung von Kunststoffen sehr ressourcen- und energieintensiv", heißt es etwa in einer Stellungnahme der Deutschen Umwelthilfe. Viele dieser Kunststoffe bauten sich ähnlich langsam ab wie konventionelles Plastik. Durch das sogenannte Bio-Plastik könne sich das Problem der Vermüllung sogar noch verschärfen, da es suggeriere, es sei biologisch abbaubar.
Also doch besser ganz konventionell spülen? Zieht man eine Öko-Bilanz-Studie der Öko- Institute in Österreich und Deutschland zurate: klares Ja! Die Experten verglichen angesichts der Fußball-EM 2008 in Österreich und der Schweiz mehrere Einweg- und Mehrwegbechersysteme bei Großveranstaltungen. Ergebnis: Alle untersuchten Mehrwegszenarien weisen geringere Umweltbelastungen auf. Für das beste Einwegszenario wurden doppelt so viele Umweltbelastungspunkte ausgewiesen wie für das ungünstigste Mehrwegszenario. Und: Die Umweltbelastungen durch Einwegbecher aus PLA sind vergleichbar mit denjenigen aus PET-Kunststoff.
Wie schneiden die modernen Materialien bezüglich Schadstoffe und der Praxistauglichkeit ab? Wir haben 20 Einweggeschirre in die Labore geschickt.
Ein Einweggeschirr fällt mit "mangelhaft" durch
Das Ergebnis: Leichte Mängel bei den Inhaltsstoffen und Auslobungen, für die wir keine Nachweise erhielten, sorgen dafür, dass es bestenfalls zu "gut" reicht. Weitere Probleme kommen hinzu, ein Produkt bewerten wir mit "mangelhaft".
In einem Einweggeschirr im Test wies das Labor das in vielen Industrienatio nen bereits seit den 1970er-Jahren verbotene Insektizid DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) nach. In Indien wird DDT weiterhin zur Bekämpfung von Malaria eingesetzt. Kein schöner Fund, unmittelbare gesundheitliche Gefahren für den Verbraucher sind aber nicht zu erwarten.
Weitere halogenorganische Verbindungen wies das von uns beauftragte Labor in 14 Geschirren nach. Darunter Produkte aus Palmblättern, Pappe oder Zuckerrohr. Die Laborexperten gehen davon aus, dass es sich häufig um Rückstände aus der Chlorbleiche handelt. Die Anbieter wollen möglichst helle Produkte auf den Markt bringen. Ein chlorfreies Bleichen ist jedoch teuer.
Kritik an Geruch von vier Einweggeschirren im Test
Naturstoffe können eigen riechen. Bei vier Produkten rümpften die für uns prüfenden Sensoriker ordentlich die Nase. Bei jenen war der Geruch deutlich wahrnehmbar. Das kann einem beim Essen schon einmal den Appetit verderben.
Alle Heißgetränkebecher und Suppenteller bewährten sich in der Praxis und hielten heißen Flüssigkeiten stand. Unappetitlich wurde es unter dem Mikroskop bei einem Einweggeschirr im Test. Hier fanden die Experten einen starken Befall mit Schimmelpilzen. Hinzu kamen mäßig viel Bakterien, vereinzelt Milben und mäßig viel Milbenkot sowie eine hohe Zahl anzüchtbarer Keime. In einem anderen getesteten Einweggeschirr wies das Labor einen mäßigen bis starken Befall mit Schimmelpilzen nach.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin Juni 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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