Es könnte so einfach sein: Bei der Entscheidung für eine neue Heizung schaut man sich das Angebot an und wählt das mit der höchsten Effizienz, dem umweltfreundlichsten Energieträger und den niedrigsten Verbrauchskosten auf lange Sicht. Auch bei der Beurteilung einer alten Heizung, zum Beispiel beim Kauf eines älteren Hauses, wäre ein Produktaufkleber hilfreich, der konkret und anschaulich über die Effizienz und die Kosten der Heizungsanlage Auskunft gibt. Doch was bei Elektrogeräten vom Fernseher bis zur Kühltruhe ganz gut funktioniert, klappt bei den neuen Effizienzlabeln für Wärmeerzeuger nicht: Zu komplex sind die Anlagen, zu unterschiedlich die Einsatzbedingungen. Entwickeln sich die neuen Labels zum Flop?
Was wollte der Gesetzgeber? Seit dem 26. September 2015 gilt EU-weit für neue Wärmeerzeuger zur Gebäudeheizung und Warmwasserbereitung ein neues Label, von dem es mehrere Varianten gibt - jedoch nur für Geräte, die mit Strom, Gas oder Öl betrieben werden. Also Öl- und Gasheizungen, Wärmepumpen, Anlagen für Kraft-Wärme-Kopplung und Warmwasserbereiter. Solarthermieanlagen für Warmwasser und Heizungsunterstützung werden lediglich als Ergänzungstechnologie bewertet und Bio-Masseheizungen wie Pelletkessel bleiben derzeit ganz außen vor.
In Deutschland hat die Bundesregierung darüber hinaus für bestehende Heizanlagen seit dem 1. Januar 2016 die schrittweise Einführung eines zusätzlichen Aufklebers zur Pflicht gemacht, um den Modernisierungsstau in deutschen Heizkellern aufzulösen. Dieses Label gilt für Heizanlagen, die älter als 15 Jahre sind und vorwiegend mit den fossilen Energieträgern Strom, Gas oder Öl betrieben werden. Ein reichlich diskreter Verweis, sich gegebenenfalls über eine neue Anlage Gedanken zu machen.
Optisch orientieren sich beide Label am erfolgreichen Vorbild für Elektrogeräte. Das betreffende Gerät ist in die Klassen A++ bis G einsortiert, eine Skala von dunkelgrün (sehr öko) bis rot (sehr schlecht) soll auf den ersten Blick die Einordnung leicht machen. Ab 2019 kommt die Klasse A+++ hinzu.
Doch gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Bei Verbraucherschützern kommt das EU-Label schlecht weg. "Das Label weist zwar grundsätzlich in die richtige Richtung: hin zu mehr Transparenz im Wärmebereich und weg von fossilen Energieträgern", sagt Udo Sieverding, Bereichsleiter Energie der Verbraucherzentrale NRW. "Es ist aber nicht annähernd so hilfreich bei der Kaufentscheidung wie die bekannten Label für Elektrogeräte."
Die Mängelliste
Mangel Nr. 1: Statt eine Entscheidung zwischen gleichartigen Geräten, etwa Gas-Brennwertkesseln, zu erleichtern, setzt das EU-Label den Schwerpunkt auf den Vergleich unterschiedlicher Technologien. So wird der Versuch unternommen, die Effizienz von Wärmepumpen zu der von Gas-Brennwertkesseln in Relation zu setzen. Wärmepumpen erhalten prinzipiell A+ oder A++, auch wenn sie einen sehr schlechten Wirkungsgrad haben. Gas- und Öl-Bre...