Was in Deutschland bisher kaum funktioniert, flutscht in Dänemark: Der dänische Staat verabschiedet eine neue, strengere Energieeinsparverordnung, und die Immobilienwirtschaft reagiert prompt mit kreativen Erneuerbare-Energien-Projekten. So hat das Wohnungsbauunternehmen Boliggården auf zehn seiner Mehrfamilienhäuser in der Stadt Helsingør Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 56,4 Kilowatt installiert. Das Besondere: Die Solarmodule wurden als Ergänzung zu bereits bestehenden Solardächern in die Dächer von 75 Balkonen der obersten Etagen der Häuser integriert. Dadurch werden die staatlichen Auflagen erfüllt, und die insgesamt 225 Wohnungen erhalten kostengünstig Strom, heißt es bei Boliggården.
Geht man nach den Prognosen des US-amerikanischen Marktforschungsunternehmens N-Tech Research, dürften auf dieses Projekt viele weitere folgen. Die Analysten sehen die gebäudeintegrierte Photovoltaik vor dem Durchbruch und schätzen, dass das weltweite Marktvolumen von Glas, das speziell für die Anforderungen der BIPV (Building-integrated Photovoltaics) hergestellt wird, von derzeit einer Milliarde auf 6,3 Milliarden Euro im Jahr 2022 steigen wird. Grund für diese Prognose sind deutliche Preissenkungen für Module, die sich zum einen aus günstigeren organischen Halbleitermaterialien und zum anderen aus Partnerschaften zwischen Solar- und Glasfirmen ergeben. "Dadurch erwarten wir eine Neugestaltung der Fertigungsstrategien und Lieferketten", erklären die N-Tech-Analysten.
Noch ist die gebäudeintegrierte Photovoltaik aber nur eine Nischenanwendung. Von den rund 40 Gigawatt Solarstromleistung, die 2014 weltweit neu errichtet wurden, entfiel nur knapp ein Gigawatt auf Fassadenanlagen - das entspricht einem Marktanteil von gerade einmal 2,5 Prozent. Ein Wachstumshemmnis sind die relativ hohen Kosten der Fassadenelemente. Um das zu ändern, müssen die Produktionen erweitert und effizienter werden. Das ist möglich, wenn sich die Hersteller etwa auf wettbewerbsfähige Marktsegmente der BIPV und die Produktion vorgefertigter Elemente konzentrieren.
Ebenso wichtig wird es sein, die Technik ins Blickfeld der Architekten zu rücken. Sie setzen Trends und sind für die Bauherren die entscheidenden Impulsgeber. Bisher hält sich ihr Interesse an Solarfassaden jedoch in Grenzen, wobei die hohen Kosten dafür nur ein Grund sind. Viele europäische Länder sind dem Beispiel Deutschlands gefolgt und haben die Solarförderung drastisch gekürzt. "Unter diesen Bedingungen hat es die gebäudeintegrierte Photovoltaik schwer", sagt Tobias Bube vom Architekturbüro Rolf-Disch-Solararchitektur aus Freiburg. Hinzu kommen technische Vorbehalte. So nutzen Fassadenelemente das Licht nicht so effizient wie zur Sonne geneigte Module auf dem Dach. "Das ist rein physikalisch schwierig", sagt Michael Zach von der Firma Zach-Architekten aus dem bayerischen Otterfing.
Dennoch ist ein Erfolg der BIPV nicht ausgeschlossen, denn sie kann w...