Dieses Haus lässt keinen kalt: Die einfache kubische Form erinnert die einen an die Tradition der Bauhaus-Meister, die anderen an eine Umverpackung für Schuhe. "Die Bauherren wollten ausdrücklich eine sehr reduzierte, klare Form für ihr Haus", erklärt Architekt Hans-Georg Stotz, der das Haus geplant hat. Also ein Flachdach, einen Baukörper ohne Vor- und Rücksprünge und insgesamt wenige feine Details, die den Betrachter vom Gesamteindruck ablenken könnten, aber die Raffinesse der Planung und der Ausführung gut zur Geltung bringen.
Doch ganz so schlicht, wie das Haus in einem kleinen Ort in der Region Stuttgart auf den ersten Blick wirkt, ist es nicht. Der vermeintlich simple Riegel ist nämlich gar keiner, sondern ein durchaus spektakuläres Spiel mit den Erwartungen und den Sinnen des Betrachters. Denn erst auf den zweiten Blick wird diesem deutlich, dass ein Teil des Obergeschosses lediglich aus einer blickdichten Verkleidung mit Leisten aus Lärchenholz besteht. Dahinter verbirgt sich eine etwa 20 Quadratmeter große Dachterrasse. Sie ist direkt vom Bad aus zugänglich. "Kein Raum eignet sich besser für eine Terrasse als ein Badezimmer", freut sich Bauherr Alexander Frey über das Highlight des Hauses. "Es gibt nichts Besseres, als direkt nach dem Duschen nach draußen zu gehen und in der Hängematte zu trocknen."
Die in den Baukörper integrierte Wellnessfläche hat einen durchaus profanen Ausgangspunkt. Der Bebauungsplan schreibt für das Wohngebiet eine eingeschossige Bauweise vor. Das Dachgeschoss darf also nur 75 Prozent der Fläche des Erdgeschosses haben. Doch statt das übliche Satteldach zu planen, realisierte das Team um Hans-Georg Stotz einen Teil des Obergeschosses als Patio, dessen Wand luftoffen ist, und interpretierten damit die Komplexität des Baurechts ausgesprochen pfiffig. "Das Bauamt hat dankenswerterweise unsere Sicht der Dinge geteilt", freut sich Stotz, der als Professor für Bauökologie und Baustoffkunde an der Hochschule Biberach lehrt.
Fenster wie ein Bild
Auch die Anordnung der Fenster ist teilweise durchaus ungewöhnlich. Die Straßenseite zeigt lediglich ein schmales, hoch liegendes Band zur Belichtung der dahinter postierten Treppe; die Haustür ist als solche kaum erkennbar, da einheitlich in die Holzfassade integriert. Auch das Toilettenfenster nimmt man kaum wahr, wird es doch von den Lamellen der naturbelassenen Lärchenholzschalung überdeckt. "Bei einem kompakten Haus wie diesem kann man das machen", erläutert Architekt Stotz seine Beweggründe für die weitgehend geschlossene Fassade der Straßenseite. Umso mehr Glas findet sich dann auf der Gartenseite und rund um die Küche. Weder ein Planungsfehler noch ein Irrtum des Fensterbauers ist schließlich das schmale, niedrig liegende Fensterband bei der Sitzgruppe des offenen Wohnbereichs. Seine Hüfthöhe entspricht genau der Blickachse, wenn man in der Sitzgruppe relaxt. "Das Glasband lenkt den Blick wie ein Bilderrahmen ...