Das waren noch Zeiten: Als Photovoltaikanlagen in den Jahren 2010 bis 2012 dank der hohen Einspeisevergütung für Solarstrom teilweise noch zweistellige Renditen versprachen, wurden den Händlern die Module förmlich aus den Händen gerissen. Um die hohe Nachfrage bedienen zu können, arbeiteten die Installateure im Akkord, und in den Modulfabriken ließen die Hersteller die Produktion auf vollen Touren laufen. Am Ende stand für die deutsche Solarbranche ein neuer Rekord: In diesen drei Jahren brachten die Unternehmen in Deutschland insgesamt 22,5 Gigawatt Solarleistung ans Netz und erwirtschafteten einen Gesamtumsatz von annähernd 50 Milliarden Euro.
Solche goldenen Zeiten sind vorbei. Der deutsche Solarmarkt ist aufgrund drastischer Förderkürzungen inzwischen auf ein Siebtel der damaligen Neuinstallationen geschrumpft. Und die Photovoltaik droht weiter an Akzeptanz zu verlieren. Denn mittlerweile zeigt sich, dass in den Boomjahren Qualität und Sorgfalt in der Produktion und bei der Installation oft zu kurz gekommen sind: Immer mehr Besitzer und Versicherer von Anlagen aus dieser Zeit beklagen schlechte Erträge oder Schäden, weil die Paneele fehlerhaft installiert wurden oder die Module wegen technischer Mängel vorzeitig an Leistung verlieren. "Bei den Komponenten und Modulen stehen Betreiber oft im Regen. Die Qualität entspricht nicht immer dem, was ihre Zertifikate versprechen", erklärt Willi Vaaßen, Geschäftsfeldleiter Solarenergie beim TÜV Rheinland.
Seit Jahren wertet der TÜV die statistischen Daten von Solaranlagen aus und nimmt Module in seinen Testlaboren genau unter die Lupe. Das unerfreuliche Ergebnis des letzten Qualitätsmonitors Solar 2016: Viele Anlagen weisen Defekte und Leistungsdefizite auf. Das vermeintlich qualitätsorientierte Deutschland bildet keine Ausnahme: Schlecht geplante, falsch verkabelte und mit minderwertigen Modulen bestückte Anlagen fanden die TÜV-Experten auch hier. Als eine der häufigsten Ursachen für hohe Ertragsverluste stellte sich bei den Paneelen die sogenannte potenzialinduzierte Degradation (PID) heraus. Bei diesem Effekt lassen Materialschwächen, Feuchte und hohe Spannungen die Leistung des Moduls schon in den ersten Jahren übermäßig sinken. Laut Vaaßen kann die vorzeitige Modulalterung durch geeignete Materialkombinationen mit speziellen Zellen und Einkapselungsmaterialien vermieden werden. "Darauf haben aber viele Hersteller verzichtet." Zum Leidwesen ihrer Kunden, denn wenn Tausende private Hausdachanlagen in Deutschland unter Soll laufen, geht Betreibern viel Einspeisevergütung verloren. Vaaßen rät daher, Anlagen im Verdachtsfall von einem Fachmann prüfen zu lassen.
Da ist es scheinbar tröstlich, dass die meisten Eigentümer eine Garantie des Herstellers in der Schublade haben. Die Hoffnung: Wird tatsächlich ein Mangel festgestellt, sollte sich das Problem dank großzügiger freiwilliger Garantien der Modulhersteller schnell beheben lassen. Denn bis zu 30...