Solarthermie: Warmes Wasser für Heizung und Bad aus der eigenen Solaranlage

Ratgeber Bauen 2016 | | Kategorie: Bauen und Wohnen | 12.05.2016

Solarthermie: Warmes Wasser für Heizung und Bad aus der eigenen Solaranlage

Direkt mit der Sonne das Duschwasser zu erwärmen und die Heizung zu unterstützen ist ins Hintertreffen geraten. Jetzt polieren Hersteller und Bundesregierung am blassen Image der Technik – mit guten Argumenten und reichlich Fördergeld.

Da stimmt doch was nicht. 70 bis 80 Prozent des Energieverbrauchs im privaten Haushalt geht für Heizen und Warmwasserbereitung drauf. Doch erst ein Prozent davon deckt die Sonne, betrachtet man alle Wohngebäude zusammen. Und das obwohl Sonnenwärme schon seit drei Jahrzehnten in größerem Stil als Technik verfügbar ist.

Dabei lesen sich die Fakten in den Broschüren des Bundesverbands Solarwirtschaft wie Erfolgszahlen - allerdings nur auf den ersten Blick: 900.000 Quadratmeter Solarkollektoren in 112.000 Solaranlagen wurden 2014 neu installiert. Insgesamt liegen auf deutschen Dächern und anderswo 18,4 Millionen Quadratmeter der Sonnenfänger, die die Strahlung der Sonne direkt in nutzbare Wärme zum Heizen und für Warmwasser umwandeln. Zusammen erreichen sie eine Leistung von 12,9 Gigawatt, das ist in etwa so viel, wie 615.000 Standardheizkessel für Einfamilienhäuser leisten.

Doch auch die Kehrseite der Medaille findet sich in den Daten: 2014 war bereits das vierte Jahr mit zurückgehenden Installationszahlen, und 2015 sah mit nur noch 100.000 Anlagen und einem nochmaligen Rückgang um 10 Prozent noch schlechter aus. Zum Vergleich: Im Boomjahr 2008 freute sich die Branche über 210.000 neu installierte Anlagen mit 2,1 Millionen Quadratmetern Kollektorfläche. Da stellt sich angesichts des Bedarfs und der heute ausgereiften Technik die Frage, wie die Sonnenwärme aus der Defensive kommen kann - sowohl in den Köpfen als auch auf den Dächern. Fachleute wie Timo Leukefeld, Energieexperte und Honorarprofessor an der Berufsakademie Sachsen, haben darauf eine Antwort "Größer denken". Er plädiert für ein selbstbewusstes Auftreten der Branche: "Weg von der Rolle des Aschenputtels" und vor allem für deutlich größere Anlagen. "Von der Rolle des ökologischen Feigenblatts muss sich die Solarthermie zu einem signifikanten Energieträger entwickeln", fordert auch Matthias Hüttmann, studierter Energietechniker, Journalist und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS).

Das Potenzial der Solarthermie hat nun auch die Politik erkannt und die Förderung für thermische Solaranlagen deutlich erhöht, vor allem für den Einsatz in bestehenden Gebäuden. Zusätzlich zu den höheren Zuschüssen über das Marktanreizprogramm (MAP) des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrförderung (Bafa) gibt es seit Jahresbeginn 2016 APEE, das Anreizprogramm Energieeffizienz. Dieses stockt den Zuschuss für den Einbau bestimmter Solaranlagen im Gebäudebestand um weitere 20 Prozent auf. Die Zuschüsse reichen von 500 Euro für Kleinanlagen, die nur das Trinkwasser erwärmen, bis hin zu mehr als 10.000 Euro für Sonnenhäuser, die zu über 50 Prozent solar beheizt werden, und Mehrfamilienhäusern mit mindestens drei Wohnungen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Gebäudebestand. Bei Neubauten werden nur große Anlagen ab 20 Quadratmeter Kollektorfläche unterstützt. Doch reichen die Fördergelder, um den Schub für die Solarthermie zu schaffen?

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