20 Reiswaffeln im Test

Snack mit Knackpunkt

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2010 | | Kategorie: Essen und Trinken | 05.10.2009

20 Reiswaffeln im Test

Sie sind allgegenwärtig: Reiswaffeln in Kinderhänden. Viele Waffeln können die kleinen Krümelmonster sorglos knabbern, in einigen stecken aber problematische Stoffe wie Acrylamid und Arsen.

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Reiswaffeln gehören zum ersten Snack für kleine Kinder. Sie wollen knabbern - manchmal schon, bevor der erste Zahn da ist. Egal, auch mit dem Gaumen kriegt man die Reiswaffeln weich gelutscht. ÖKO-TEST hat 20 Reiswaffeln auf Schadstoffe wie gesundheitsschädliche Schwermetalle, krebserregendes Acrylamid und gentechnisch veränderte Bestandteile untersuchen lassen.

Das Testergebnis

Das Krebsgift Acrylamid wurde in allen Produkten gefunden, allerdings in unterschiedlichen Mengen. Das war nicht anders zu erwarten, weil es prozessbedingt beim Erhitzen von kohlenhydratreichen Lebensmitteln entsteht, zu denen die Reiswaffeln zählen.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ermittelt sogenannte Signalwerte für unterschiedliche Lebensmittel, die eingehalten werden sollten. Diese Werte orientieren sich aber eher am oberen Bereich dessen, was technologisch machbar ist. Für Zwieback und Kekse für Säuglinge und Kleinkinder liegt der Signalwert beispielsweise bei 197 Mikrogramm pro Kilogramm (µg/kg), für feine Backwaren aus Mürbeteig bei 260 µg/kg. Für Reiswaffeln gibt es keinen Wert. Wir orientieren uns deshalb am Mittelwert der Testprodukte. Produkte, die höhere Werte als der Durchschnitt aufwiesen, wurden abgewertet.

Auch Arsen haben die von uns beauftragten Labore in allen Reiswaffeln gefunden. Etwas mehr als die Hälfte der Produkte weisen erhöhte Werte auf. Arsen kommt in Reis in sehr unterschiedlichen Mengen vor und ist wegen seiner Giftigkeit immer wieder in der Diskussion. Die Gehalte, die wir in den Reiswaffeln gefunden haben, sind im Mittel sogar noch höher als die in purem Reis. Grund: In den Waffeln fehlt die Restfeuchtigkeit, zudem wurde meist Vollkornreis verwendet, der häufig höher mit Arsen belastet ist.

Dennoch: Rechnet man mit Tagesportionen von 10 bis 30 g Reiswaffeln - je nach Alter und Konsum des Kindes - wird die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorläufig vorgeschlagene täglich tolerierbare Menge weit unterschritten. Aber: Arsen wird noch mit anderen Lebensmitteln wie Cerealien und Fisch aufgenommen. Die Lebensmitteltoxikologin Professor Tanja Schwerdtle von der Universität Münster beschäftigt sich schon seit zehn Jahren mit der Arsenproblematik. "Experten kommen weltweit mit langsam zunehmendem Wissenstand zu der Erkenntnis, dass Arsen wesentlich kritischer betrachtet werden muss, als bisher gedacht", so Schwerdtle. "Die Materie ist so kompliziert, dass noch viel Forschungsarbeit nötig ist", erklärt die Wissenschaftlerin. "Doch aus Vorsorgegründen müssen wir erst einmal vom schlechtesten Fall ausgehen, und danach ist Arsen sehr gefährlich."

Bis auf vier Ausnahmen enthalten alle Reiswaffeln Spuren des giftigen Schwermetalls Cadmium. Für Reis gibt es eine gesetzlich festgelegte Höchstmenge, die von allen Messwerten weit unterschritten wird. Diese Höchstmenge müsste mittlerweile allerdings überprüft werden, weil die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die tägliche tolerierbare Aufnahmemenge für Cadmium gesenkt hat, den Stoff also inzwischen kritischer einstuft. Errechnet man die neu empfohlene tolerable Aufnahmemenge für ein zwei Jahre altes Kind, das täglich zwei bis drei Reiswaffeln isst, dann steuern Reiswaffeln trotz der gefundenen Minimenge durchaus einen Anteil zur Gesamtaufnahme bei; dennoch mussten wir nicht abwerten.

Schimmelpilzgifte oder gentechnisch veränderte Bestandteile waren in keinem Produkt nachweisbar.

Allergiker müssen wissen: Alle Reiswaffeln enthalten natürlicherweise Spuren von Nickel, die allerdings weit unter den Mengen liegen, die möglicherweise eine Allergie provozieren könnten. In vielen Reiswaffeln steckt Sesam in geringer Menge von ein bis zwei Prozent. Nicht immer ist das am Namen erkennbar. Betroffene sollten deshalb unbedingt auf die Zutatenliste sehen.

Die Hipp Kinder Reiswaffeln sind für Kinder ab dem 8. Monat empfohlen und müssen deshalb laut Diätverordnung Vitamin B1 enthalten.

Die speziellen Kinderreiswaffeln sind zwar handlich für die Kleinen, aber nicht unbedingt nötig. Warnhinweise wie "Reiswaffeln grundsätzlich nicht im Liegen geben" und "Bitte beaufsichtigen Sie Ihr Kind beim Knabbern" deuten schon an, dass Reiswaffeln zu früh gegeben auch in den falschen Hals geraten können.

So reagierten die Hersteller

Wie so oft versuchten die Hersteller auch in diesem Test, mäßige Ergebnisse schönzurechnen. Mehrere Produzenten teilten uns mit, dass es keine gesetzliche Höchstmenge für Arsen in Reis gibt. Kaufland führte sogar eine Höchstmenge aus Großbritannien von 1 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) an. Die ist allerdings nicht mehr zeitgemäß.

Wiederum Kaufland und Dennree interpretieren die ermittelten Acrylamidwerte als bestens. Sie vergleichen dabei allerdings den gefundenen Wert in den Reiswaffeln nicht mit dem von Keksen für Säuglinge und Kleinkinder, sondern mit den wesentlich höheren Werten für Knäckebrot.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Reiswaffeln sind bei Eltern beliebt, um sie ihrem Kleinkind als Snack zwischendurch in die Hand zu drücken. Wir haben uns für diesen Test daher auf die pure Version konzentriert, also Produkte ohne Schokoladen-, Kokos-, Joghurt- oder Vanilleguss eingekauft. Erstaunlicherweise gibt es in diesem Produktsegment sehr viel mehr Bio-Ware als konventionelle - das spiegelt sich auch in unserer Produktauswahl wieder.

Kritische Inhaltsstoffe

Da kleine Kinder Salz noch nicht so gut verarbeiten können, stellte sich uns die Frage, ob die Menge in den wenigen salzhaltigen Produkten im Test problematisch ist. Die Reispflanze neigt dazu, Arsen aus Boden und Wasser aufzunehmen und anzureichern. Das giftige Halbmetall kommt natürlicherweise in der Umwelt vor, kann aber zusätzlich auch über Verunreinigungen hineingelangen. Auch das Schwermetall Cadmium gelangt auf natürlichem Weg ins Getreide, allerdings in geringerer Konzentration. Anorganisches Arsen ist krebserregend. Dasselbe gilt auch für Acrylamid. Es entsteht, wenn kohlenhydratreiche Lebensmittel hocherhitzt werden. Cadmium wirkt nierentoxisch, in inhalierter Form auch krebserregend.

Vor einigen Jahren wurde illegaler Genreis in deutschen Reisprodukten gefunden, der gar nicht zugelassen war. Da der Reis bei Routineuntersuchungen der Lebensmittelüberwachung gelegentlich immer noch auftaucht, prüften die von uns beauftragten Labore die Produkte auf gentechnisch veränderte Bestandteile. Feucht und warm ist es in Ländern, in denen der Reis wächst. Da haben Schimmelpilze ideale Bedingungen, weshalb die Produkte auch auf giftige Stoffwechselprodukte der Pilze untersucht wurden.

Die Bewertung

Eine gesetzliche Höchstmenge für Arsen in Reis oder ähnlichen Lebensmitteln gibt es bisher nicht. Doch für gefährliche Schwermetalle wie Cadmium und Blei existieren beispielsweise Höchstmengen für Reis oder Getreide von 0,2 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg). Wir lehnten uns daran an, bewerteten aber weniger streng, weil Reiswaffeln in weitaus geringerer Menge als Reis gegessen werden und da die von der Weltgesundheitsorganisation festgelegte tolerable Menge mit einer Portion auch von kleinen Kindern weit unterschritten wird. Ob sich das mit der Neubewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit ändern wird, bleibt abzuwarten. Auch für Acrylamid existieren keinerlei Empfehlungen bezüglich der Höchstmenge oder der tolerablen Aufnahmemenge. Der Stoff ist aber so schädlich, dass er weiterhin minimiert werden sollte. Einige Produkte zeigen, dass niedrige Acrylamidwerte durchaus möglich sind.

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