Reiswaffeln gehören zum ersten Snack für kleine Kinder. Sie wollen knabbern - manchmal schon, bevor der erste Zahn da ist. Egal, auch mit dem Gaumen kriegt man die Reiswaffeln weich gelutscht. ÖKO-TEST hat 20 Reiswaffeln auf Schadstoffe wie gesundheitsschädliche Schwermetalle, krebserregendes Acrylamid und gentechnisch veränderte Bestandteile untersuchen lassen.
Das Testergebnis
Das Krebsgift Acrylamid wurde in allen Produkten gefunden, allerdings in unterschiedlichen Mengen. Das war nicht anders zu erwarten, weil es prozessbedingt beim Erhitzen von kohlenhydratreichen Lebensmitteln entsteht, zu denen die Reiswaffeln zählen.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ermittelt sogenannte Signalwerte für unterschiedliche Lebensmittel, die eingehalten werden sollten. Diese Werte orientieren sich aber eher am oberen Bereich dessen, was technologisch machbar ist. Für Zwieback und Kekse für Säuglinge und Kleinkinder liegt der Signalwert beispielsweise bei 197 Mikrogramm pro Kilogramm (µg/kg), für feine Backwaren aus Mürbeteig bei 260 µg/kg. Für Reiswaffeln gibt es keinen Wert. Wir orientieren uns deshalb am Mittelwert der Testprodukte. Produkte, die höhere Werte als der Durchschnitt aufwiesen, wurden abgewertet.
Auch Arsen haben die von uns beauftragten Labore in allen Reiswaffeln gefunden. Etwas mehr als die Hälfte der Produkte weisen erhöhte Werte auf. Arsen kommt in Reis in sehr unterschiedlichen Mengen vor und ist wegen seiner Giftigkeit immer wieder in der Diskussion. Die Gehalte, die wir in den Reiswaffeln gefunden haben, sind im Mittel sogar noch höher als die in purem Reis. Grund: In den Waffeln fehlt die Restfeuchtigkeit, zudem wurde meist Vollkornreis verwendet, der häufig höher mit Arsen belastet ist.
Dennoch: Rechnet man mit Tagesportionen von 10 bis 30 g Reiswaffeln - je nach Alter und Konsum des Kindes - wird die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorläufig vorgeschlagene täglich tolerierbare Menge weit unterschritten. Aber: Arsen wird noch mit anderen Lebensmitteln wie Cerealien und Fisch aufgenommen. Die Lebensmitteltoxikologin Professor Tanja Schwerdtle von der Universität Münster beschäftigt sich schon seit zehn Jahren mit der Arsenproblematik. "Experten kommen weltweit mit langsam zunehmendem Wissenstand zu der Erkenntnis, dass Arsen wesentlich kritischer betrachtet werden muss, als bisher gedacht", so Schwerdtle. "Die Materie ist so kompliziert, dass noch viel Forschungsarbeit nötig ist", erklärt die Wissenschaftlerin. "Doch aus Vorsorgegründen müssen wir erst einmal vom schlechtesten Fall ausgehen, und danach ist Arsen sehr gefährlich."
Bis auf vier Ausnahmen enthalten alle Reiswaffeln Spuren des giftigen Schwermetalls Cadmium. Für Reis gibt es eine gesetzlich festgelegte Höchstmenge, die von allen Messwerten weit unterschritten wird. Diese Höchstmenge müsste mittlerweile allerdings überprüft werden, weil die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die tägliche tolerierbare Aufnahmemenge für Cadmium gesenkt hat, den Stoff also inzwischen kritischer einstuft. Errechnet man die neu empfohlene tolerable Aufnahmemenge für ein zwei Jahre altes Kind, das täglich zwei bis drei Reiswaffeln isst, dann steuern Reiswaffeln trotz der gefundenen Minimenge durchaus einen Anteil zur Gesamtaufnahme bei; dennoch mussten wir nicht abwerten.
Schimmelpilzgifte oder gentechnisch veränderte Bestandteile waren in keinem Produkt nachweisbar.
Allergiker müssen wissen: Alle Reiswaffeln enthalten natürlicherweise Spuren von Nickel, die allerdings weit unter den Mengen liegen, die möglicherweise eine Allergie provozieren könnten. In vielen Reiswaffeln steckt Sesam in geringer Menge von ein bis zwei Prozent. Nicht immer ist das am Namen erkennbar. Betroffene sollten deshalb unbedingt auf die Zutatenliste sehen.
Die Hipp Kinder Reiswaffeln sind für Kinder ab dem 8. Monat empfohlen und müssen deshalb laut Diätverordnung Vitamin B1 enthalten.
Die speziellen Kinderreiswaffeln sind zwar handlich für die Kleinen, aber nicht unbedingt nötig. Warnhinweise wie "Reiswaffeln grundsätzlich nicht im Liegen geben" und "Bitte beaufsichtigen Sie Ihr Kind beim Knabbern" deuten schon an, dass Reiswaffeln zu früh gegeben auch in den falschen Hals geraten können.
So reagierten die Hersteller
Wie so oft versuchten die Hersteller auch in diesem Test, mäßige Ergebnisse schönzurechnen. Mehrere Produzenten teilten uns mit, dass es keine gesetzliche Höchstmenge für Arsen in Reis gibt. Kaufland führte sogar eine Höchstmenge aus Großbritannien von 1 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) an. Die ist allerdings nicht mehr zeitgemäß.
Wiederum Kaufland und Dennree interpretieren die ermittelten Acrylamidwerte als bestens. Sie vergleichen dabei allerdings den gefundenen Wert in den Reiswaffeln nicht mit dem von Keksen für Säuglinge und Kleinkinder, sondern mit den wesentlich höheren Werten für Knäckebrot.