Aktualisiert am 09.11.2009 | Opas Gebiss im Wasserglas auf dem Nachttisch: Ein Bild, das wohl immer seltener, aber doch nicht ganz so schnell verschwinden wird. Obgleich herausnehmbare Teil- und Vollprothesen immer noch überwiegen, geht der Trend mittlerweile zu fest sitzenden Kronen, Brücken und Implantaten.
Der Nutzen von Zahnersatz geht weit über das reine Beißen und Kauen hinaus: Bleiben die Strukturen des Mundraums erhalten, beeinflusst dies nicht nur die Nahrungsaufnahme und das Sprechen zum Positiven. Gut sitzende Dritte tragen auch zu Lebensqualität, Zufriedenheit und Selbstvertrauen bei.
So reinigen Sie Ihr Gebiss richtig
Künstliche Zähne oder ein komplettes künstliches Gebiss entbinden weder vom Zähneputzen noch vom regelmäßigen Besuch beim Zahnarzt. "Im Laufe der Zeit kann sich der Kieferknochen bei Prothesenträgern verändern und zurückbilden, was häufig zu Druckstellen und Entzündungen führt. Deshalb sind regelmäßige Prothesenkontrollen und bei Bedarf Anpassungen wichtig, damit die dritten Zähne optimal sitzen", sagt Professor Hans-Christoph Lauer, wissenschaftlicher Leiter des Kuratoriums perfekter Zahnersatz und Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Ein ernsthaftes Problem sieht Lauer in nicht rechtzeitig erkannten Druckstellen und Entzündungen. Denn nicht behandelte großflächige Entzündungen, die den gesamten Mundbereich betreffen, können sich auf den ganzen Organismus auswirken und auch Organe wie Herz und Lunge in Mitleidenschaft ziehen.
Zur täglichen Pflege der Dritten gehören auch Gebissreiniger. Es könnte so einfach sein: Wasser ins Glas, Gebiss und Tablette hinein, und – je nach Produkt – innerhalb von 3 bis 15 Minuten ist wieder alles im Reinen: "Löst Flecken und Beläge", "wirken vorbeugend gegen Zahnsteinbildung und Entzündungen", "Bekämpfung geruchsbildender Bakterien", steht beispielsweise auf der Verpackung eines Gebissreinigers. Eine "effektive Bakterienentfernung" versprechen auch die Produkte eines weiteren Herstellers – "bekämpft Plaque", heißt es bei noch einem anderen Produkt.
Gebissreiniger im Test: Kein Produkt überzeugt wirklich
Doch was ist wirklich an diesen Versprechungen dran? ÖKO-TEST hat 19 gängige Gebissreiniger eingekauft und im Labor auf ihre Reinigungsleistung sowie ihre Wirkung gegen Bakterien und einen Hefepilz untersuchen lassen. Zusätzlich haben wir einen kritischen Blick auf Inhaltsstoffe und Deklaration geworfen.
Das Testergebnis: Kein Produkt vermag rundum zu überzeugen. Häufig wirken die Gebissreiniger nicht ausreichend gegen Bakterien, vielfach ist es auch mit der Reinigungsleistung nicht weit her.
Im Praxistest haben wir die Lösungen auf den Hefepilz Candida albicans und vier verschiedene Bakterien einwirken lassen. Gegen die Hefe taten sich die Gebissreiniger besonders schwer: Nur zwei Produkte verringerten die Anzahl der Hefezellen genügend (um vier Zehnerpotenzen) - aber erst, wenn man sie doppelt so lange wie empfohlen einwirken ließ. Etwas besser war es um die antibakterielle Wirksamkeit bestellt, auch wenn hier einige Produktlösungen den Testkeimen praktisch nichts anhaben konnten.
Kritik an Reinigungsleistung
Besonders enttäuschend verhielten sich hier drei der getesteten Gebissreiniger. In Gegenwart einer hohen Belastung mit einem Eiweiß und roten Blutkörperchen schaffte es nicht eines dieser drei Präparate, die vier Testbakterien in der empfohlenen Zeit nennenswert zu reduzieren, von den geforderten fünf Zehnerpotenzen ganz zu schweigen. Die Prothese wäre hinterher also praktisch genauso verkeimt wie vorher.
In einem Standardversuchsaufbau sollten die Reiniger mindestens 95 Prozent einer Anschmutzung aus Blut von der Unterlage entfernen. Tatsächlich schafften nur sieben Produkte diese Mindestanforderung. Während die Mehrzahl der Gebissreiniger eine mittelprächtige reinigende Wirkung an den Tag legte, war sie bei dreien nur als unzureichend zu bezeichnen: Mehr als 25 Prozent der Anschmutzung blieben auf dem Träger zurück. Am lausigsten schnitten die Corega Tabs 3 Minuten ab, die mehr als 40 Prozent des Bluteiweißes zurückließen.
Zwei Gebissreiniger im Test enthalten einen Problemstoff
Da es die Tabletten allein nicht schaffen, anhaftenden Schmutz vollständig von der Prothese zu holen, sollte diese zusätzlich immer mit einer Zahnbürste gereinigt werden. Ein entsprechender Hinweis auf der Verpackung fehlt aber in 13 Fällen.
Eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die Prothese zur Reinigung ins Glas gehört und nicht der Reinigungsstab in den Mund. Trotzdem wäre ein solcher Sicherheitshinweis angebracht. Auf der Verpackung eines Reinigers für die dritten Zähne fehlt dieser Hinweis.
Im Grunde genommen sind alle Gebissreiniger recht ähnlich zusammengesetzt. Zu kritisieren sind lediglich der Formaldehydabspalter Methenamin in den beiden Produkten eines Herstellers. Obgleich Formaldehyd antimikrobiell wirkt, schnitten die beiden Reiniger in der Praxisprüfung nur mittelmäßig ab.
Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2010 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Gesundheit für 2010 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Wattepads im Test: Wie gut sind sie im Vergleich mit Mehrwegpads?
- Allzweckreiniger im Test: Wie gut sind Sagrotan, Frosch & Co.?
- Glasreiniger im Test: Wieso die Mittel der Umwelt oft schaden
- Flüssigwaschmittel-Test: Nur eins ist empfehlenswert
- Waschmittel-Test: Lösliches Plastik in fast jedem Mittel