13 Sonnenbrandmittel im Test

Brand-gefährlich

ÖKO-TEST Jahrbuch Gesundheit für 2010 | | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 09.11.2009

13 Sonnenbrandmittel im Test

In der Apotheke gibt es jede Menge Mittel zur Behandlung von Sonnenbrand. Unser Testergebnis liefert noch einen Grund mehr, exzessive Sonnenbäder zu vermeiden: Nur zwei "sehr gute" und "gute" Mittel können wir empfehlen, der Rest war schlecht.

Cremen, cremen, cremen... und die Sonne vermeiden - besonders wenn sie ihren Tageshöchststand hat. Das predigen Medien und Ärzte schon seit Jahren. Denn intensive Sonnenbäder mit Sonnenbränden, besonders in der Kindheit, und künstliche UV-Strahlung treiben das Risiko für den schwarzen Hautkrebs in die Höhe.

ÖKO-TEST hat 13 rezeptfreie Arzneimittel, Medizinprodukte und Kosmetika in der Apotheke gekauft. Alle Mittel versprechen auf der Verpackung oder im Beipackzettel, bei Sonnenbrand zu helfen. Wir haben die Produkte pharmakologisch begutachten lassen sowie auf problematische Inhaltsstoffe getestet.

Das Testergebnis

Völlig unverständlich: Die meisten Sonnenbrandmittel belasten die verbrannte Haut noch zusätzlich mit allergisierenden Substanzen. Sage und schreibe sieben Präparate schneiden in unserem Test mit "mangelhaft" und "ungenügend" ab.

Grundsätzlich kann kein Sonnenbrandmittel die Schäden, die ein Sonnenbrand auf der Haut verursacht, rückgängig machen. Solche Produkte können allenfalls Symptome wie Juckreiz und Schmerzen lindern und die Regeneration der Haut ein wenig unterstützen. Nach Meinung unseres pharmakologischen Beraters sind Mittel mit Kamillenblüten und Dexpanthenol bei Sonnenbrand empfehlenswert. Diese Stoffe helfen der Haut sich zu regenerieren. Arzneimittel mit Antihistaminika wie Dimetinden, Diphenhydramin oder Chlorphenoxamin können zwar Entzündungen unterdrücken, unklar ist allerdings, ob diese Substanzen auch auf der Haut wirken; daher werten wir hier um zwei Noten ab. Chlorphenoxamin gehört zudem zur Gruppe der umstrittenen halogenorganischen Verbindungen und kassiert deshalb einen weiteren Minuspunkt. Ist der Sonnenbrand besonders schmerzhaft, können Arzneimittel mit Lidocain, das die verbrannten Hautbereiche betäubt, lindernd wirken. Lidocain kann jedoch in seltenen Fällen Allergien auslösen.

Für Perubalsam, Zinkoxid, Lebertran, Kampfer, Menthol und auch Thermalwasser, die in Medizinprodukten und Kosmetika enthalten sind, gibt es keine Studien, die zeigen, dass sie bei Sonnenbrand einen positiven Effekt haben. Im Gegenteil: Perubalsam wirkt stark allergisierend.

Einige der Medizinprodukte und Kosmetika wie das Brand- und Wundgel Medice, der Fenistil Kühl Roll-on, die Dermi-Cyl Hautpflegesalbe und die Pruricalm Lotion versprechen laut Beipackzettel oder Verpackung einen kühlenden Effekt, und das Eau Thermale Avène Thermalwasser soll erfrischen. Richtig ist, dass man bei Verbrennungen ersten Grades die Haut kühlen sollte. Das mindert die Schmerzen und begrenzt die Entzündung. Fachleute empfehlen dafür aber fließendes Leitungswasser und feuchte Umschläge mit kaltem Leitungswasser. Ob Sonnenbrandmittel auch einen kühlenden Effekt haben, konnte kein Hersteller durch plausible Studien belegen.

Das Mirfulan Spray N und die Pruricalm Lotion erhalten Punktabzug für Duftstoffe, die relativ häufig Kontaktekzeme auslösen können. Hautreizende oder allergisierende Konservierungsstoffe wie Methylchlorisothiazolinon und Benzalkoniumchlorid kritisieren wir an zwei Mitteln. Auch das aus Kiefernharz stammende Kolophonium in dem kosmetischen Mittel Peru-Lenicet Pflegesalbe kann Allergien auslösen.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Wir haben alle Cremes, Gele und Sprays gekauft, die wir in Apotheken zur Behandlung eines Sonnenbrandes gefunden haben. So landeten nicht nur Arzneimittel in unserem Einkaufskorb, sondern auch drei Medizinprodukte und vier Kosmetika, darunter zwei Hautpflegesalben, eine Pflegelotion sowie ein Spray mit Thermalwasser.

Pharmakologische Begutachtung

Ein Sonnenbrand macht sich nicht sofort bemerkbar, sondern mit einer Verzögerung von wenigen Stunden. Die gerötete Haut braucht dann vor allem Kühlung und eine milde Pflege. Viele Arzneimittel gegen Sonnenbrand sollen gegen die lästigen Symptome des Sonnenbrands wie Juckreiz und Schmerzen wirken. Diese Effekte müssen die Hersteller mit Studien belegen; erst dann erhalten sie für das Anwendungsgebiet eine Zulassung und dürfen verkauft werden. Der Nutzen muss zwar auch bei Medizinprodukten belegt sein, es erfolgt jedoch keine staatliche Zulassung. Die Hersteller brauchen lediglich mit dem CE-Zeichen zu bestätigen, dass ihr Produkt alle Anforderungen für die Vermarktung erfüllt und ihnen die Prüfungen zum Nutzen vorliegen. Im Gegensatz zu Arzneimitteln müssen Medizinprodukte aber in erster Linie physikalisch, etwa kühlend, oder chemisch, etwa auf den pH-Wert der Haut, wirken. Für Kosmetika wiederum, die per Gesetz nur pflegen und verschönern dürfen, müssen die Hersteller den versprochenen Nutzen der Inhaltsstoffe ebenfalls belegen können. Dafür sind aber keine speziellen Studien nötig - wie bei den Arzneimitteln. ÖKO-TEST-Berater Professor Manfred Schubert-Zsilavecz hat die Inhaltstoffe sowie die von den Herstellern vorgelegte Studien begutachtet.

Die Bewertung

Bei den Medizin- und Kosmetikprodukten haben wir auch abgewertet, wenn die Menge der maßgeblichen Inhaltsstoffe nicht auf der Verpackung angegeben war: Denn ob ein Mittel bei Sonnenbrand hilft oder nicht, hängt auch von der Menge der eingesetzten Substanzen ab. Vorgeschrieben ist diese Information zwar nur auf Arzneimitteln. Doch einige Medizinprodukte- und Kosmetikhersteller deklarieren die Mengen trotzdem verbraucherfreundlich auf der Verpackung - und zeigen, dass es doch auch anders geht.

ÖKO-TEST Jahrbuch Gesundheit für 2010
ÖKO-TEST Jahrbuch Gesundheit für 2010