Luxuscremes im Test: Mehr als die Hälfte fällt durch

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2010 | | Kategorie: Kosmetik und Mode | 05.10.2009

Luxuscremes im Test: Welche sind empfehlenswert?
Foto: LStockStudio/Shutterstock

Das tut sicherlich so mancher Frau weh: Die meisten superteuren Luxuscremes in unserem Test sind so schlecht, dass die Hersteller Ihr gutes Geld einfach nicht verdienen. Wenn es schon teuer sein muss, dann investieren Sie zum Beispiel in Naturkosmetik, die hat gut abgeschnitten.

Aktualisiert am 05.10.2009 | Von Luxuscremes versprechen sich Verbraucherinnen wie Anbieter mehr: die einen mehr Pflege, die anderen mehr Geld. In Sachen Preis ist die Crème de la Mer aus dem Haus Estée Lauder in unserem Test klarer Spitzenreiter. 50 Milliliter kosten mehr als 200 Euro.

Sie ist so etwas wie die Ursuppe aller Luxuscremes. Nicht nur weil sie als eine der ersten einen dreistelligen Betrag kostete, sondern vor allem, weil sie traditionell aufwendig produziert wird - was sich inzwischen viele Hersteller für ihre Luxusprodukte auf die Fahnen schreiben und dies, neben den als hochwirksam gepriesenen Inhaltsstoffen und der kostspieligen Forschung, als Begründung für hohe Preise angeben. Wir haben 20 Luxuscremes eingekauft und ins Labor geschickt.

Luxuscremes im Test: Nur drei Produkte überzeugen 

Das Testergebnis: Mehr als die Hälfte der Marken bekommt ein "ungenügend". Überzeugen konnten nur die beiden zertifizierten Naturkosmetikcremes sowie das Produkt von Börlind. Was ist im Test aufgefallen? 

  • In acht Cremes hat das Labor sogenannte polyzyklische Moschus-Verbindungen gefunden. Das sind künstliche Duftstoffe, die sich im menschlichen Fettgewebe und sogar in der Muttermilch anreichern. Mit den Stoffströmen gelangen sie ins Abwasser, in die Weltmeere - und letztlich auch in unsere Nahrungskette.
  • Für so teure Cremes sollten die Hersteller hochwertige Rohstoffe verwenden. Im Falle der Fette geht der Trend jedoch leider zu Paraffinen/Erdölprodukten/Silikonen. Natürliche Öle und Fette integrieren sich besser in die Haut.
  • In der Multi-Active Day Cream Protection Plus von Clarins steckt Triclosan. Dieser Stoff steht in Verdacht, Bakterien resistent gegen Antibiotika zu machen. Daher ist auch das Bundesinstitut für Risikobewertung gegen den Einsatz von Triclosan in Kosmetika: "Triclosan sollte nur in Kliniken und Arztpraxen eingesetzt werden", so BfR-Präsident Professor Hensel.
  • Eine Rechtsvorschrift, die das Größenverhältnis zwischen Umverpackung und Tiegel klar regelt, gibt es bei Kosmetika nicht. Das Eichgesetz schreibt zwar vor, dass Verpackungen so gestaltet sein müssen, dass sie keine größere Füllmenge vortäuschen, als in ihnen enthalten ist (§ 7, Abs. 2) - aber mit ein paar Tricks können Hersteller diese Regelung leicht umgehen. Das dickste Ding in unserem Test lieferte die Retinology Total Age Solution Cream von Lancaster: Der Umkarton war um stattliche 25 Mal größer als der Tiegelinhalt.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST-Magazin 5/2009 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2010 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Die Cremes wurden im Januar und Februar 2009 eingekauft.

Problematische Inhaltsstoffe: Das teuerste Testprodukt, die La Mer Creme de la Mer Intensive Feuchtigkeitspflege von Estée Lauder kostet sage und schreibe 206,67 Euro pro 50 ml. Aber auch die Preise der anderen Marken sind wirklich stolz. Da denkt man natürlich, für diesen Preis müssten doch ganz besonders hochwertige Inhaltsstoffe im Produkt stecken. Und deshalb ließen wir die beauftragten Labore auch prüfen, wie es um die Qualität der eingesetzten Rohstoffe bestellt ist. Stecken etwa bedenkliche UV-Filter wie Ethylhexyl Methoxycinnamate, das wie ein Hormon wirken kann, oder gar bedenkliche Formaldehyd/-abspalter in den Cremes? Wie sieht es mit Diethylphthalat aus - einem umstrittenen Stoff, der zum Vergällen des Alkohols verwendet wird? Haben die Hersteller kostbare natürliche Öle eingesetzt oder künstliche Produkte aus der Erdölindustrie? Weiteres Testkriterium waren die Verpackungen, an denen wir ja schon seit vielen Jahren kritisieren, dass sie die Umwelt unnötig belasten - etwa durch PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe oder überflüssige Umkartons, die zudem gerade bei Luxusprodukten häufig absolut überdimensioniert sind und den Verbrauchern mehr Inhalt vorgaukeln, als tatsächlich drin ist.

Die Bewertung: Die Frage der Wirksamkeit spielte bei unserer Bewertung keine Rolle. Denn es ist seit Langem bekannt, dass auch die teuerste Creme keine Wunder an der Haut vollbringen kann. Bestenfalls kann eine hochwertige Creme das Hautbild insgesamt etwas verbessern. Allerdings stellt sich die Frage, was hochwertig ist. Dazu hat ÖKO-TEST eine ganz klare Meinung: Formaldehyd/-abspalter sind es jedenfalls ganz bestimmt nicht. Formaldehyd ist ein krebsverdächtiger Stoff, der schon in geringen Mengen die Schleimhäute reizt und Allergien auslösen kann. Für Formaldehyd/-abspalter gibt es deshalb auch vier Noten Abzug. Völlig indiskutabel ist auch der Bakterienkiller Triclosan. Aber auch allergisierende Duftstoffe, polyzyklische Moschus-Verbindungen oder bedenkliche UV-Filter haben in einer Luxuscreme nichts zu suchen.

Bewertungslegende 

Zur Abwertung um jeweils vier Noten führen: a) Formaldehyd/-abspalter; b) Triclosan. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) weitere halogenorganische Verbindungen außer Triclosan; b) PEG/PEG-Derivate; c) bedenkliche UV-Filter (Ethylhexyl Methoxycinnamate, Benzophenone-3); d) mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschus-Verbindungen. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können (Hydroxycitronellal, Lyral, Cinnamylalkohol)); b) mehr als ein Prozent Paraffine/paraffinähnliche Erdölprodukte und/oder apolare Silikonverbindungen.

Bewertung Weitere Mängel: Unter Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) PVC/PVDC/ chlorierte Kunststoffe in der Verpackung; b) Umkarton, der kein Glas schützt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben. Ein Testergebnis "Weitere Mängel", das "befriedigend" oder schlechter ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.

Testmethoden 

Formaldehyd/-abspalter (falls nicht deklariert): saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol, Bestimmung mittels Fotometrie. Halogenorganische Verbindungen (falls nicht deklariert): a) Wasserdampfdestillation; Binden der organischen Halogene an Aktivkohle. Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom. Microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes. b) Reinigung der Proben mit Kieselgel. Extraktion mit Essigester. Verbrennung des Extraktes im Sauerstoffstrom. Microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes. Moschus-Verbindungen/Duftstoffe, die Allergien auslösen können: Extraktion mit TBME, GC-MS. Paraffine/Erdölprodukte/apolare Silikonverbindungen: Laut Deklaration und/oder HPLC/RI. PVC/ PVDC/chlorierte Kunststoffe: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Januar und Februar 2009 

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST-Magazin 5/2009 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2010 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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