Aktualisiert am 10.10.2014 | Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung findet Nüsse so wichtig, dass sie im Rahmen der "5-am-Tag"-Kampagne empfiehlt, eine Portion Obst durch eine Portion Nüsse zu ersetzen, täglich sollen es aber nicht mehr als 25 Gramm sein. Vor allem die darin enthaltenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren wirken sich positiv aus – sie senken das Risiko für koronare Herzerkrankungen, wie Studien belegen.
Wir haben verschiedene Nussproben – Pinien-, Sonnenblumen- und Cashewkerne, Mandeln, Hasel- und Walnüsse – in konventionellen und Bio-Geschäften gekauft und von verschiedenen Laboren untersuchen lassen.
Welche Nüsse und Ölsaaten im Test überzeugen?
In fast allen Produktsparten gibt es "sehr gute" Urteile von uns. Allein unter den Sonnenblumenkernen und den Pinienkernen schafft es kein Produkt auf das Siegertreppchen, sie sind bestenfalls "befriedigend". Zwei Packungen – eine mit Mandeln, eine andere mit Pinienkernen – schließen mit "mangelhaft" ab.
Nüsse können mit Cadmium belastet sein
Nüsse, zum Beispiel Mandeln, Hasel- und Walnüsse, zählen lebensmittelrechtlich zum Schalenobst. In solchem Schalenobst darf per Gesetz nur eine bestimmte Menge Cadmium enthalten sein, denn Cadmium kann Nierenschäden verursachen.
Vor acht Jahren, 2006, führte das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Untersuchungen an Pinienkernen durch, die bestätigten, dass Pinienkerne besonders viel Cadmium enthalten. Alle untersuchten Proben lagen damals sogar über dem Höchstwert von 0,05 Milligramm pro Kilogramm.
Grenzwert für Cadmium in Pinienkernen gestrichen
Im gleichen Jahr wurden dann die Pinienkerne ausdrücklich aus der Verordnung der Höchstgehalte herausgenommen. Ein gesetzlicher Grenzwert für Cadmium in Pinienkernen existiert also nicht mehr. Begründet wurde dieser Schritt mit der Berechnung des Risikos, das Verbraucher eingehen, wenn sie mit Cadmium belastete Pinienkerne verzehren. Die Menge sei einfach zu gering, rechnete das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor.
In diese Berechnung floss unter anderem ein Wert ein, der als "duldbare wöchentliche Aufnahmemenge" bezeichnet wird, "die ein Leben lang ohne gesundheitliches Risiko aufgenommen werden kann". Sie lag 2006 für einen 60 Kilogramm schweren Erwachsenen bei 0,42 Milligramm.
Kein Höchstwert für Sonnenblumenkerne
Nur drei Jahre später, 2009, befand die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), dass der 60 Kilogramm schwere Erwachsene ein Leben lang nur noch 0,15 mg Cadmium pro Woche aufnehmen sollten, um kein gesundheitliches Risiko einzugehen.
Die Gefahr, die von Cadmium in Lebensmitteln ausgeht, wurde also größer als früher eingestuft. Trotzdem gibt es für Pinienkerne weiterhin keine Höchstmengenregelung.
Sie fehlt auch für Sonnenblumenkerne. Auch sie enthalten vergleichsweise viel Cadmium, darauf machte das Bayerische Landesamt bereits im oben erwähnten Untersuchungsbericht aufmerksam. Doch die Sonnenblumenkerne zählen zu den Ölsaaten – und für die gibt es grundsätzlich keine Höchstmengenregelung zu Cadmium.
Auch Bio-Nüsse im Test mit Cadmium belastet
Nach derzeitigem Wissensstand stellt aber auch der Verzehr von belasteten Sonnenblumenkernen allein kein gesundheitliches Risiko für den Verbraucher dar – selbst wenn er überdurchschnittlich viel davon zu sich nimmt. Dafür bleiben die Mengen zu gering.
Doch die fehlende Höchstmengenregulierung hat einen ganz entscheidenden Nachteil: Es fehlt an Motivation, sich um die Ursache der Cadmiumbelastung zu kümmern. Hierzu zählen unter anderem mineralische, das heißt phosphathaltige Düngemittel.
Dass in unserem Test auch Bio-Produkte Cadmium enthalten, zeigt, wie weitverbreitet das Schwermetall vorkommt. Denn selbst im Kompost kann Cadmium sein – wenn belastetes Pflanzenmaterial in den Kreislauf gelangt.
Da Cadmium nicht nur in Nüssen und Ölsaaten vorkommt, sondern auch in Getreide oder Gemüse, werten wir Produkte ab, die die Menge von 0,05 Milligramm Cadmium pro Kilogramm übersteigen – das betrifft alle Sonnenblumenkerne im Test sowie eine Packung Pinienkerne.
Nüsse und Ölsaaten im Test: Weitere Schadstoffe
In einer Packung Cashewkerne wies das von uns beauftragte Labor so viel vom Weichmacher DEHP nach, dass wir abwerten. In sechs anderen Produkten führte der Gehalt an Kohlenwasserstoffen zur Abwertung. Diese Stoffe können zum Beispiel aus Mineralöl stammen, das in Druckfarben eingesetzt wird.
Gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH) können im Körper gespeichert werden und zu Schädigungen der Leber und der Lymphknoten führen. Unter den aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH) können sich Substanzen befinden, die schon in geringsten Mengen Krebs hervorrufen können.
Woher die Weichmacher und die Kohlenwasserstoffe stammen, ist nicht unbedingt nachzuvollziehen. Der Nachweis von Kohlenwasserstoffen in plastikverpackten Lebensmitteln kann neben Mineralöl auch Kunststoff als Quelle haben. Über diese Art von gesättigten Kohlenwasserstoffen – die sogenannte POSH-Fraktion – ist noch wenig bekannt. Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes behandeln wir die Stoffgruppe daher wie MOSH.
In zwei Produkten wurde das Begasungsmittel Phosphin nachgewiesen. Einer der beiden Hersteller schreibt uns: "Der Phosphingehalt liegt deutlich unter dem gesetzlich zulässigen Höchstwert von 0,1 mg/kg." Das stimmt, doch wir werten schon Gehalte ab, die mehr als zehn Prozent des Höchstwerts überschreiten.
Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin September 2014 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch fü 2015 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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