Babyschaffelle im Test: Hersteller haben nachgebessert 

Jahrbuch Kleinkinder 2015 | Autor: Redaktion | Kategorie: Kinder und Familie | 09.01.2015

Babyschaffelle im Test
Foto: Katrina Elena/Shutterstock

Babyschaffelle werden nicht mehr als Schlafunterlage empfohlen. Trotzdem liegen viele Kinder, etwa im Kinderwagen, darauf. Die Hersteller preisen die Felle gern als Naturprodukt an. Allerdings steckt oft jede Menge Chemie in Haut und Haar.

Aktualisiert am 09.01.2015 | Bevor die glücklichen Eltern das Foto aller Fotos schießen können - nacktes Baby auf Fell - hat die flauschige Unterlage schon einiges erlebt. In der Produktionskette gibt es einige Stationen, an denen Substanzen in Fell und Haut gelangen können, die in Babyartikeln nichts verloren haben. Und selbst wenn die Felle nicht kreuz und quer über den Erdball geschickt werden, sondern Lamm, Gerberei und Anbieter aus demselben Land stammen, ist der Weg des Fells von der Weide in den Kinderwagen weit.

Babyschaffelle im Test: Sieben sind "gut"

Welche Babyschaffelle kommen sauber und frei von Schadstoffen im Einkaufswagen der Familien an? In der ersten Veröffentlichung dieses Tests 2012 gab es noch viel Mittelmaß und einige schlimme Ausreißer mit krebsverdächtigem Formaldehyd und Pestiziden.

Seitdem haben uns einige der schlechteren Anbieter im Test mitgeteilt, dass sie die Felle nicht mehr verkaufen. Andere haben nachgebessert und sind von uns nochmals überprüft worden. In der Tabelle finden Sie nun die aktualisierten Ergebnisse für acht Babyschaffelle.

Das Testergebnis: Sieben von acht Babyschaffellen sind "gut". Sie sind frei von den für Schaffelle typischen Problemstoffen Formaldehyd und Chrom aus der Gerbung.

Halogenorganische Verbindungen gefunden 

Einziger Kritikpunkt nach der umfangreichen Laboranalyse sind bei diesen Produkten die nachgewiesenen halogenorganischen Verbindungen. Halogenorganische Verbindungen sind eine Gruppe von mehreren Tausend Stoffen, die Brom, Jod oder (meistens) Chlor enthalten. Fast alle reichern sich in der Umwelt an. Welche Verbindungen konkret in den Babyschaffellen stecken, konnte das von ÖKO-TEST beauftragte Labor nicht feststellen.

Ein Schaffell im Test schneidet nur mit "befriedigend" ab, da es neben den halogenorganischen Verbindungen noch Chrom enthält.

Nicht als Schlafunterlage für Säuglinge geeignet 

Weiche Unterlagen wie Babyschaffelle, in die sich ein Säugling mit dem Gesicht hineindrücken oder die er sich über den Kopf ziehen kann, gehören nicht in seine Schlafumgebung. Sie können laut Experten ein Faktor beim plötzlichen Säuglingstod sein, heizen den Körper des Säuglings zu stark auf oder begünstigen die problematische CO2-Rückatmung.

Alle Felle im Test tragen jetzt den Warnhinweis "Wegen Erstickungsgefahr nicht als Schlafunterlage für Säuglinge bis zum Alter von wenigstens zwölf Monaten geeignet".

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Ratgeber Kleinkinder 14:2012 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2015 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Wir haben acht Babyschaffelle in Kinderfachgeschäften, bei den bekannten Internetanbietern für Babyartikel, im Naturwarenladen und von kleineren Gerbereien gekauft. Bei der Auswahl der Produkte achteten wir auch darauf, dass Felle verschiedener Gerbarten im Test vertreten sind. Wir haben keine Dekofelle ausgesucht, sondern ausschließlich Schaffelle, die aufgrund der Verpackung, der Produktbezeichnung oder der Werbung des Herstellers eindeutig als Liegeunterlagen für Babys angeboten werden.

Die Inhaltsstoffe: Auf Babyschaffellen liegen schon Neugeborene - auch mal nackt. Umso wichtiger ist es, dass diese Produkte schadstofffrei sind. Vom Schaf auf der Wiese zum Fell in der Wohnung - der Produktionsweg von Babyschaffellen ist lang. Und es gibt viele Verarbeitungsschritte, bei denen problematische Inhaltsstoffe in das Material gelangen können. Bereits das lebende Schaf kommt mit giftigen Pestiziden in Berührung. Und die können dann noch im Endprodukt stecken. Beim Konservieren der Rohfelle könnten die Hersteller schädliche antibakteriell wirkende Substanzen einsetzen. Um ein Fell haltbar zu machen, muss es gegerbt werden. Dafür verwenden manche Gerber Chrom oder Formaldehyd, Letzteres möglicherweise auch bei der Vor- und Nachbearbeitung der Felle. Halogenorganische Verbindungen wiederum sind oft Bestandteil der Substanzen, mit denen die Hersteller die Felle reinigen. Nach all diesen Stoffen ließen wir die Labore suchen.

Die Bewertung: Bei krebsverdächtigen und allergisierenden Stoffen in Babys Kuschelunterlage machen wir keine Kompromisse: Wir werten deutlich ab. Dass Schaffelle wegen Erstickungsgefahr nicht als Schlafunterlage für Kinder bis zu einem Jahr verwendet werden sollen, muss den Herstellern bekannt sein. Wenn sie die Eltern darüber nicht informieren und den Warnhinweis am Produkt weglassen, werten wir ebenfalls ab.

Bewertungslegende 

Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) halogenorganische Verbindungen; b) mehr als 100 mg/kg Chrom. Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe.

Testmethoden 

Testmethoden Inhaltsstoffe: Schwermetalle, PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA). Chrom-VI (Mischprobe aus Fell und Leder): Elution gemäß EN-ISO 17075 Bestimmung des Chrom-(VI)-Gehalts in Leder, fotometrische Bestimmung des Chrom-VI-Gehalts. Halogenorganische Verbindungen: Probe wird mit Reinstwasser in der Soxhlet-Apparatur eluiert. Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Formaldehyd: DIN EN ISO 14184-1 und § 64 LFGB 82.02-1: wässrige Extraktion bei 40 Grad Celsius, UV-spektroskopische Analyse nach der Acetylacetonmethode. Pestizide: GC-MS-Screening: ASU § 64 LFGB L00.00-34. Optische Aufheller: qualitativer Nachweis (UV-Licht). Phthalate, weitere Weichmacher, phosphororganische Verbindungen, antibakteriell wirksame Substanzen: GC/MS nach Extraktion und Derivatisierung. Nonylphenolethoxylate: LC-MS/MS nach Extraktion.

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Ratgeber Kleinkinder 14:2012 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2015 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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