Gutes Spielzeug: Diesen Gütezeichen & Siegeln können Sie vertrauen

Jahrbuch Kleinkinder 2015 | Autor: Redaktion | Kategorie: Kinder und Familie | 23.10.2020

Gutes Spielzeug
Foto: Shutterstock/Africa Studio

Für ein Spielzeug, das Qualität und Nachhaltigkeit verspricht, greifen Eltern gern tiefer in die Tasche. Doch auch Billig-Spielzeug erfreut sich großer Beliebtheit. Wir haben herausgefunden: Der Preis kann, muss aber kein Qualitätsindikator sein.

So manches Spielzeug macht schon beim Auspacken keinen guten Eindruck, etwa wenn einem ein beißender Geruch entgegenschlägt. Nicht jedes Spielzeug, das stinkt, steckt aber voller Schadstoffe, manchmal ist es nur der Produktionsgeruch.

Doch die eigene Nase ist oft das Einzige, worauf Verbraucher beim Spielzeugkauf setzen können. Ob problematische Weichmacher, giftige zinnorganische Verbindungen oder weitere Rückstände von Chemikalien enthalten sind, sieht man dem Spielzeug leider nicht an.

Fakt ist aber: Vieles, was sich in den Regalen der immer größer und bunter werdenden Spielzeugwelt tummelt, gehört in die Tonne und nicht in Kinderhände – das zeigen unsere ÖKO-TESTs im Bereich Kinder & Familie immer wieder.

Gutes Spielzeug: Gütezeichen rund ums Spiel

Der Preis taugt als Kriterium für Qualitätsspielzeug nur bedingt. Immerhin kann man davon ausgehen, dass bei einem Billigprodukt sehr wahrscheinlich schon aus Kostengründen wenig Wert auf Material- und Verarbeitungsqualität sowie auf faire Produktionsbedingungen gelegt wurde.

Wenn die Entscheidung für ein teures Produkt bedeuten würde, das weniger gekauft wird, wäre schon viel gewonnen. Denn: In den meisten deutschen Kinderzimmern herrscht eine Spielzeugflut. Für Eltern wünschenswert wären daher verlässliche Spielzeuglabels. Allerdings sind gute Siegel, die wirklich helfen, hochwertige Produkte zu finden, rar gesät.

8 Siegel für gutes Spielzeug, die Sie kennen sollten

Hier einige Prüfsiegel und Gütezeichen vom Spielzeugmarkt, denen Sie häufig begegnen werden. Sie sind eine Hilfe bei der Auswahl – aber nicht alle sind aussagekräftig. Bedenken sollte man auch: Sicherheitsversprechen gelten nur für neue Spielsachen. Defektes Spielzeug sollte sie lieber aussortieren oder wenn möglich reparieren.

  • Blauer Engel für Spielzeug
  • CE-Kennzeichnung
  • Deutscher Spiele Preis
  • GS
  • Kinderspiel des Jahres
  • Spiel gut
  • TÜV Rheinland zertifiziert
  • VDE – Spielzeug geprüft

Blauer Engel für Spielzeug

Wer vergibt es: Ein staatlich initiiertes Siegel, das von einer unabhängigen Jury vergeben wird.

Was bedeutet es? Es zeichnet Produkte aus, die im Vergleich umweltverträglicher sind.

Bewertung? Ein gutes Siegel, dessen umfangreiche Anforderungen zum Teil weit über das hinausgehen, was gesetzlich vorgeschrieben ist. Eine positive Ausnahmeerscheinung im Spielzeugbereich – auch wenn bei einigen Stoffen Toleranzwerte angegeben sind, bei denen ÖKO-TEST bereits abwerten würde.

CE-Kennzeichnung

Wer vergibt es? Das Zeichen ist eine Selbsterklärung des Herstellers.

Was bedeutet es? Jedes Spielgerät, das in der EU vertrieben wird, muss das Communauté-Européenne-Zeichen tragen. Damit verbürgt sich der Inverkehrbringer, dass sein Produkt den Vorschriften der EU entspricht. Diese Pflicht gilt nicht für alle Produkte, die wie Spielzeug aussehen. Zum Beispiel fällt Kindermodeschmuck nicht unter die Kategorie Spielzeug. Das Zeichen wird von Herstellern oder Importeuren in eigener Regie vergeben. Nur ein sehr kleiner Anteil (10 bis 15 %) der CE-Erklärungen wird extern von einer behördlich anerkannten Stelle überprüft. Dann hat das CE-Zeichen eine Kennnummer. Das Label ist zeitlich unbegrenzt gültig.

Über Schadstoffbelastungen sagt es wenig aus, weil die europäische Spielzeugrichtlinie auf diesem Gebiet bisher wenig strenge Auflagen macht. Im engeren Sinne ist das CE-Siegel ein Handelszeichen – quasi eine Art "Reisepass", der den ungehinderten Vertrieb einer Spielware in Europa ermöglicht.

Bewertung? Für Eltern ist das Zeichen wertlos. Verbraucherschützer fordern deshalb seit Jahren eine verpflichtende Prüfung des Zeichens durch eine unabhängige Stelle.

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Deutscher (Kinder-)Spielepreis

Wer vergibt es? Der Friedhelm Merz Verlag.

Was bedeutet es? Ausgezeichnet wird, was dem Publikum gefällt. Journalisten, Spielekreise, Händler sowie die Leser der Fachzeitschriften Fairplay, Spielbox und Spielerei werden angeschrieben und um ihre Teilnahme gebeten. In der Regel kommen über 2.000 Teilnehmer zusammen. Jeder darf für die aus seiner Sicht fünf besten Spiele des aktuellen Jahrgangs stimmen. Darüber hinaus kann ein Kinderspiel gewählt werden, das den Deutschen Kinderspielepreis erhält. Aus den Stimmen wird dann eine Preisträgerliste von zehn Spielen ausgezählt, wobei die ersten drei den Deutschen Spielepreis in Gold, Silber und Bronze erhalten.

Bewertung? Die Auszeichnung gibt Hinweise darauf, ob ein Spiel von Spielern für gut befunden wurde. Die genauen Motive, warum ein Spiel ausgewählt wird, bleiben im Dunkeln.

GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit)

Wer vergibt es? Staatlich zugelassene Prüfinstitute wie die TÜV-Unternehmen oder das VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut.

Was bedeutet es? Das freiwillige GS-Zeichen steht für "geprüfte Sicherheit". Es kann zusätzlich zum obligatorischen CE-Zeichen auftauchen und bescheinigt, dass das Produkt von einer zugelassenen, zertifizierten Prüfstelle auf gesetzliche Anforderungen hin überprüft wurde. Das GS-Zeichen bestätigt damit, dass das Produkt die Sicherheits- und Gesundheitsstandards des deutschen Geräte- und Produktionssicherheitsgesetzes erfüllt.

Ein Teddy muss es beispielsweise aushalten, dass mit einer Zugkraft, die neun Kilogramm entspricht, an seiner Nase gezogen wird. Kleinteile werden vermessen, um sicherzustellen, dass sie nicht verschluckt werden können. Auch die Herstellung selbst wird kontrolliert. Wichtig: Das GS-Zeichen muss in Verbindung mit der Prüfinstitution – zum Beispiel TÜV oder VDE – aufgeklebt sein. Fehler in der Aufschrift weisen auf eine Fälschung hin.

Bewertung? Ein GS-Zeichen kann beim Spielzeugkauf eine Entscheidungshilfe sein. Allerdings greifen die zugrundeliegenden europäischen Sicherheitsnormen bei schädlichen Chemikalien zu kurz.

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Kinderspiel des Jahres

Wer vergibt es? Der Verein Spiel des Jahres e. V.

Was bedeutet es? Wie beim großen Bruder, dem Spiel des Jahres, werden die Spielidee, die Verständlichkeit der Regeln und die Stabilität des Materials bewertet. Beim Kinderspiel des Jahres für junge Spieler bis acht Jahren müssen außerdem pädagogische Kriterien erfüllt werden. In der Jury sitzen Spielekritiker und Fachjournalisten, die unabhängig von Spielautoren und -herstellern sein müssen. Umwelt- und Gesundheitsaspekte, die über die gesetzlichen Vorschriften hinausgehen, werden nicht untersucht. Der Verein finanziert seine Arbeit mit Lizenzgebühren für das Signet.

Bewertung? Gesundheits- und Umweltaspekte spielen keine Rolle. Eltern können aber davon ausgehen, dass die Preisträger – auch aus pädagogischer Sicht – empfehlenswert sind. Die Jury begründet ihre Entscheidungen in Kurzform auf der Spiel-des-Jahres-Website.

Spiel gut

Wer vergibt es? Der Spiel gut Arbeitsausschuss Kinderspiel + Spielzeug e.V. Der Verein finanziert sich aus dem Verkauf von Büchern und aus öffentlichen Zuschüssen. 

Was bedeutet es? In erster Linie bezieht sich die Bewertung auf pädagogische Kriterien und den Spielwert. So soll Spielzeug, das dieses Zeichen erhält, vor allem die Fantasie anregen und möglichst viele Spielmöglichkeiten bieten. Die Prüfer achten zwar auf Materialien und deren Umweltverträglichkeit, auf Haltbarkeit und Design, aber Sicherheitstests führen sie nicht durch. Spielzeug aus PVC ist vom Spiel-gut-Zeichen jedoch ausgeschlossen.

Etwa 600 Artikel bewertet der Ausschuss jährlich. Hersteller können sich mit einem Produkt bewerben. Wird es für den Test angenommen, lässt der Ausschuss Kinder mit einem Musterprodukt Probe spielen. Abschließend urteilt ein unabhängiges Expertengremium über Auszeichnung, Ablehnung oder macht Verbesserungsvorschläge. Knapp die Hälfte der geprüften Spielsachen erhält das Zeichen. Wenn ein Spielzeug das Label nicht trägt, bedeutet das aber nicht, dass es vom Ausschuss abgelehnt wurde. Denn die Jury kann natürlich nicht alle Produkte unter die Lupe nehmen.

Bewertung? Spiel gut ist sehr zu empfehlen, wenn es um den pädagogischen Spielwert von Spielzeug geht – allerdings ist es kein Sicherheitszeichen.

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TÜV Rheinland zertifiziert/TÜV Süd EN 71

Wer vergibt die Siegel? TÜV Rheinland/TÜV Süd.

Was bedeuten die Siegel? Die beiden großen TÜV-Unternehmen prüfen Kinderspielzeug auf Basis der europäischen Sicherheitsbestimmungen für Spielzeug. Hersteller oder Importeure können ihre Produkte freiwillig diesem Test unterziehen. Der TÜV testet nicht nur, ob die Produkte rechtliche Bestimmungen einhalten. Er prüft auch nach eigenen Kriterien, beispielsweise ob kritische Stoffe verwendet wurden, auch wenn diese nicht verboten sind. Darüber hinaus begutachtet der TÜV den Herstellungsprozess und macht regelmäßig Stichproben. Was speziell untersucht wird, hängt davon ab, wie das Spielzeug im Normalfall genutzt wird und aus welchem Material es besteht.

Bewertung? Im Gegensatz zum CE-Zeichen können sich Eltern darauf verlassen, dass die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen überprüft worden ist. Was allerdings schädliche Chemikalien betrifft, sind die gesetzlichen Grenzwerte oft viel zu lasch. Somit geht auch bei den TÜV-Zeichen der vorbeugende Verbraucherschutz für Kinder nicht weit genug.

VDE – Spielzeug geprüft

Wer vergibt es? Das VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut.

Was bedeutet es? Das Siegel bestätigt die Sicherheit eines elektrischen Spielzeugs mit Netzanschluss und Transformator, wenn man damit sachgemäß umgeht. Darüber hinaus testen die VDE-Prüfer auf thermische, chemische und mechanische Risiken, also auch die Brennbarkeit, das Verschluckungsrisiko und ob giftige oder krebserregende Stoffe in Konsole, Spieluhr & Co. enthalten sind. Dabei richtet man sich vor allem nach den Normen der EU und den deutschen Bestimmungen.

Kontrolliert werden einzelne Muster, aber auch während der Fabrikation werden Stichproben genommen. Das soll sicherstellen, dass die Produkte in Serie den Sicherheitsauflagen genügen. Die Hersteller von Elektrospielzeug sind nicht verpflichtet, sich den VDE-Kontrollen zu unterwerfen – es gibt also auch Elektrospielzeug ohne das VDE-Label.

Manchmal wird auch lediglich eine Komponente des Spielzeugs VDE-getestet, zum Beispiel der Stecker, der dann das Zeichen trägt. Nur wenn die Prüfplakette auf dem Typenschild des Geräts angebracht ist, wurde das ganze Spielzeug getestet.

Bewertung? Bei Elektrospielzeug ist die VDE-Plakette eine Einkaufshilfe in Sachen elektrische Sicherheit. Was die Schadstoffe betrifft, bieten andere Prüfzeichen mehr Orientierung.

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