Aktualisiert am 09.01.2015 | Für die Erfrischung zwischendurch sind Planschbecken genau das Richtige: Denn sie lassen sich fix aufstellen und die kleineren Modelle sorgen bereits auf einem größeren Balkon für riesigen Spaß. Leider aber ist die Testhistorie von Planschbecken bei ÖKO-TEST ein fortgeschriebenes Armutszeugnis für die Anbieter.
Phthalate, also Weichmacher, die PVC geschmeidig machen sollen, waren lange Zeit das Hauptproblem. Viele Phthalate wirken wie ein Hormon. Im ÖKO-TEST von 2009 waren es dann polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe – einige Vertreter dieser Stoffgruppe sind krebserregend – und weitere Schadstoffe, die für neunmal "ungenügend" sorgten.
Phthalate seit 2005 in Spielzeug reglementiert
Seit 2005 sind die fortpflanzungsgefährdenden Phthalate DEHP, DBP und BBP in der EU in Babyartikeln und Spielzeug gesetzlich reglementiert. DINP, DIDP und DNOP sind in Spielzeug und Babyartikeln, die von Kindern in den Mund genommen werden können, nicht zulässig, sofern diese mehr als ein Gramm pro Kilogramm jener Phthalate enthalten.
Dafür setzen die Hersteller nun Weichmacher wie DEHT und DINCH ein. DEHT ist vermutlich nicht hormonwirksam. Und laut Umweltbundesamt verändert DINCH nicht das Erbgut, ist weder krebserregend noch schädigt es die Entwicklung des ungeborenen Kindes im Mutterleib oder beeinflusst die Fortpflanzungsfähigkeit.
Eine erst jüngst veröffentlichte Studie der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde kommt zu dem Ergebnis, dass DINCH – anders als Phthalate – keinen Einfluss auf die Testosteronproduktion im Rattenfötus hat.
Das Umweltbundesamt bestätigt, dass seit der Markteinführung von DINCH im Jahr 2002 die Belastung von Hausstaub mit diesem Weichmacher kontinuierlich steigt. Untersuchungen von jeweils 300 Urinproben aus den Jahren 2003, 2006, 2009 und 2012 auf DINCH-Abbauprodukte (Metaboliten) zeigen sogar einen gewaltigen Anstieg: Waren in den 2003er-Proben keine Metaboliten nachweisbar, steckten sie in den 2006er-Proben in sieben Prozent der Urinproben und 2009 in 49 Prozent; 2012 waren sie in 98 Prozent der Proben nachweisbar.
Langzeitstudien zu DINCH erforderlich
Ob DINCH, wenn es in den menschlichen Körper gelangt, keinerlei Risiko für die Gesundheit darstellt, ist ohne Langzeitstudien wohl kaum seriös einzuschätzen. Die Autoren der Studie Entering markets and bodies: Increasing levels of the novel plasticizer Hexamoll DINCH in 24 hr urine samples from the German Environmental Specimen Bank geben zu bedenken, dass die Belastung der Bevölkerung durch DINCH wahrscheinlich in dem Maße steigen wird, wie sich DINCH am Markt etabliert.
Und: Basierend auf ihren Erfahrungen zur Phthalatbelastung gehen die Autoren davon aus, dass Kinder aufgrund der erhöhten Nahrungsaufnahme im Verhältnis zum Körpergewicht, zusätzlicher Aufnahme durch Hausstaub und weil Kinder vieles in den Mund nehmen, stärker mit DINCH belastet sein werden als Erwachsene.
Wie viele Anbieter von Planschbecken auf DINCH oder andere problematische Inhaltsstoffe setzen, haben wir untersucht, indem die beauftragten Labore 16 Planschbecken prüften.
Planschbecken im Test: Das Fazit
In 14 der 16 Planschbecken haben Labore jede Menge Schadstoffe nachgewiesen. Lediglich ein Produkt ist empfehlenswert. Ein Rahmenpool ist immerhin "befriedigend" – die übrigen Planschbecken fallen durch. Doch was sind das für Stoffe, die wir bemängeln?
Erhöhte Phthalatgehalte in Planschbecken entdeckt
Immer noch Phthalate. In vier Produkten hat ein Labor erhöhte Phthalatgehalte nachgewiesen. Einen stark erhöhten Gehalt der Phthalate DINP und DIDP wiesen die Laborexperten in der Folie eines Pools nach. Beide Phthalate sind in Spielzeug und Babyartikeln, die dazu geeignet sind, von Kindern in den Mund genommen zu werden, in Konzentrationen von mehr als 0,1 Massenprozent verboten.
Natürlich handelt es sich bei einem Planschbecken nicht um einen Schnuller oder einen Beißring. Allerdings liegt es auf der Hand, dass in Planschbecken vor allem Kleinkinder spielen. Und die sitzen dort fast nackt und nuckeln vielleicht auch mal an den zugänglichen Folienteilen des Rahmenpools herum. Im Sinne eines vorbeugenden Verbraucherschutzes sollte der Anbieter für phthalatfreie Kinderprodukte sorgen.
Weitere Problemstoffe in Planschbecken im Test
In 13 von 16 Kinderplanschbecken hat ein Labor polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) in einer Menge nachgewiesen, die wir abwerten. Die PAK gelangen durch Weichmacheröle in Gummi und Weichkunststoff. PAK können im schlimmsten Fall krebserregend sein.
Nur drei Pools sind weichmacherfrei. Alle anderen Produkte enthalten die Weichmacher DEHT und/ oder DINCH, die noch nicht ausreichend erforscht sind. In einigen Planschbecken steckt wiederum das Lösemittel Isophoron. Das ist eine flüchtige, organische Verbindung, die Augen, Haut und Atmungsorgane reizt.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2015 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2015 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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