Kajal im Test: Nicht alle sind sanft zum Auge

Magazin Februar 2025: Vollkornbrot | Autor: Cerline Wolf-Gorny/Franziska Blaum/Michelle Sensel/Cordula Posdorf | Kategorie: Kosmetik und Mode | 30.01.2025

Kajal im Test: Nicht alle sind sanft zum Auge
Foto: ÖKO-TEST/PeopleImages.com - Yuri A/Shutterstock

Kajalstifte sind aus fast keinem Schminktäschchen wegzudenken. Ob für dramatische Smokey Eyes oder einen dezenten Alltagslook – die schlanken Stifte sind echte Multitalente in der Welt der dekorativen Kosmetik. Doch was steckt in ihnen? Wir haben 19 Kajalstifte prüfen lassen.

  • Im Test: 19 schwarze Kajalstifte – darunter acht zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Für den günstigsten Kajal zahlten wir 89 Cent, für den teuersten 14,95 Euro.
  • Nur fünf Kajals im Test können wir mit "gut" empfehlen. 
  • Kritik üben wir unter anderem an aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen und dem Mineral Talkum.
  • Einige Hersteller verzichten auf das Glitzerpigment Mica. Einige können zumindest nachweisen, dass das eingesetzte Mineral aus Ländern stammt, in denen Kinderarbeit unwahrscheinlich ist.

Tiefschwarz sollte ein Kajalstift sein und das Auge schön betonen. Doch wie steht es um die Inhaltsstoffe des beliebten Beauty-Produkts? Im Labor ließen wir 19 Kajals unter die Lupe nehmen, um herauszufinden, ob die Kajalstifte unproblematisch für die empfindliche Augenpartie sind.

Kajalstifte im Test: Wie gut schneiden die Kajals ab?

Einige Kajal-Hersteller enttäuschen in unserem Test mit kritischen Inhaltsstoffen, die sich negativ auf die Gesundheit der Anwenderinnen und Anwender auswirken können. Aber auch mit der fehlenden Bereitschaft uns nachzuweisen, dass für den Abbau des verwendeten Glitzerpigments Mica keine Kinder arbeiten müssen. Immerhin: Fünf Kajalstifte schneiden mit "gut" ab.

Möglicherweise krebserregende Stoffe gefunden

In einigen Kajals im Test haben wir Stoffe gefunden, die als möglicherweise krebserregend gelten. Konkret geht es um MOAH und Talkum.

  • MOAH steht für aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe. Diese können als Verunreinigungen von Paraffinen in die Kajalstifte gelangen. Unter MOAH können sich auch krebserregende Bestandteile befinden. Unklar ist, ob sie sich im Körper anreichern.
  • Talkum ist ein Füllstoff oder Trennmittel, der als Zutat von Kosmetikprodukten, als Lebensmittelzusatzstoff E 553b oder als pharmazeutischer Hilfsstoff eingesetzt wird.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat Talkum erst kürzlich als "wahrscheinlich krebserregend für Menschen" eingestuft. Der Ausschuss für Risikobeurteilung der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) hat zudem vorgeschlagen, das Mineral als krebserregenden Gefahrstoff einzustufen, was zu einem Verbot in Kosmetik führen würde – eine Entscheidung wird Ende 2025 erwartet.

Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes werten wir jedoch bereits jetzt ab.

Allergieauslöser im Farbpigment der Kajals

Alle von uns getesteten Kajals sind schwarz, enthalten also einen hohen Anteil an Farbpigmenten. Dafür setzen alle Hersteller schwarzes Eisenoxid ein, ein Hersteller zusätzlich schwarzen Kohlenstoff.

Weil die Ausgangsstoffe dafür aus der Natur stammen, können sie mit Schwermetallen verunreinigt sein. Das haben wir überprüft, doch die meisten Schwermetalle waren nur im Spurenbereich nachweisbar.

Aber: In fast der Hälfte der Kajals kritisieren wir aus unserer Sicht zu hohe Nickelgehalte. Mehrere Hersteller wiesen darauf hin, dass die Gehalte sicher und technisch unvermeidbar seien. Wir werten trotzdem ab, da Nickel laut Deutschem Allergie- und Asthmabund der häufigste Auslöser für eine Kontaktallergie ist und aus unserer Sicht vermieden werden sollte. Zwei Hersteller versicherten immerhin, die Rezeptur ändern zu wollen, um den Schwermetallgehalt zu senken.

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Kajals im Test: Kinderarbeit nicht ausgeschlossen

Ein Großteil der Kajals in unserem Test enthält Mica. Das Glitzerpigment wird unter anderem in Indien, Madagaskar, Brasilien, China und den USA als Mineral aus dem Boden gewonnen. Vor allem in Indien, wo 25 Prozent des weltweiten Verbrauchs herkommen, wird Mica oft unter Menschenrechtsverletzungen in illegalen Minen abgebaut. Sogar Kinder werden in die tiefen, selbstgegrabenen Schächte geschickt. Auch in Madagaskar arbeiten nachweislich Kinder in den Minen, in Brasilien besteht zumindest das Risiko.

Wir wollten entsprechend von den Kajal-Herstellern wissen, woher das Mica in den getesteten Chargen stammt.

Die gute Nachricht: Mehrere Hersteller belegten uns ihre Lieferketten. Ihre Rohstofflieferanten beziehen das Mica aus den USA oder aus Spanien. Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen beim Abbau sind hier sehr unwahrscheinlich.

Doch nicht alle waren so transparent. Ein Hersteller meldete sich gar nicht bei uns, ein anderer gab keine Informationen zum eingesetzten Mica. Einige weitere antworteten zwar auf andere Fragen von uns, machten aber keine Angaben zur Mica-Herkunft. Diese fehlende Transparenz werten wir um vier Noten im Testergebnis Weitere Mängel ab.

(Foto: ÖKO-TEST)

Einige Hersteller teilten uns mit, sie oder ihre Rohstofflieferanten seien Mitglieder der Responsible Mica Initiative – ein Zusammenschluss von Unternehmen, mit dem Ziel eine verantwortungsvolle Mica-Lieferkette zu erreichen. Das ist ein guter Ansatz. Wir wollen anhand produktbezogener Belege aber selbst überprüfen können, ob Kinderarbeit ausgeschlossen werden kann.

Sind die Kajals im Test vor Keimen geschützt?

Als Schutz vor Keimen finden wir es sinnvoll, Kajals im Handel durch eine Hygieneversiegelung zu schützen. Damit meinen wir nicht die festen Plastikkappen, die alle Kajals im Test tragen, denn diese kann man leicht unbemerkt abziehen. Was wir auch nicht meinen ist eine Plastikfolie, die fast den gesamten Kajal ummantelt. Das ist aus unserer Sicht völlig übertrieben und verursacht zu viel Verpackungsmüll. Ein einfacher Klebestreifen reicht unserer Meinung nach völlig aus.

Die Plastikkappen werten wir übrigens bei jedem Produkt ab, da für die Kappen kein recyceltes Plastik aus dem Wertstoffkreislauf eingesetzt wurde oder die Hersteller keine Angabe dazu machten. Da ist noch viel Luft nach oben.

Was ist der Unterschied zwischen Eyeliner und Kajal?

Kajal und Eyeliner sind beides Kosmetikprodukte, die zur Betonung der Augen eingesetzt werden. Sie unterscheiden sich in ihrer Konsistenz und Anwendung.

  • Kajalstifte haben eine weiche, fettreiche Mine. Damit lassen sich weiche und dezentere Linien ziehen. Außerdem werden sie beim Schminken der Augen im Stil "Smokey Eyes" eingesetzt.
  • Eyeliner hingegen sind flüssig oder gelartig. Sie werden mit einem feinen Pinsel oder einer Filzspitze auf das Augenlid aufgetragen. Mit ihnen zieht man präzisere und intensivere Linien.

2021 haben wir Eyeliner geprüft. In unserem Test machte die schwarze Schminke überraschend wenig Schwierigkeiten. Für mehr, klicken Sie einfach auf die Infobox.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 19 schwarze Kajalstifte in Drogerien, (Bio-)Supermärkten, Discountern und Onlineshops eingekauft – darunter acht zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Für den günstigsten Kajal im Test zahlten wir 89 Cent, für den teuersten 14,95 Euro.

Alle Produkte wurden auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) untersucht, die über schwarze Farbpigmente in die Kajalstifte gelangen können – ohne abwertungsrelevante Befunde. Eine weitere Analyse galt den Gehalten von Schwermetallen wie Arsen, Blei, Quecksilber und Nickel. Zudem suchten die von uns beauftragten Labore nach problematischen Duftstoffgehalten, PVC/PVDC/chlorierten Verbindungen und ermittelten die Größe der Titandioxidpartikel – hier gab es nichts zu beanstanden. Produkte mit Paraffinen haben wir auf Mineralölbestandteile analysieren lassen. Über die Liste der Inhaltsstoffe erfassten wir unter anderem das problematische Mineral Talkum und Silikone. Waren ­Parabene deklariert, ließen wir deren Gehalt im Labor überprüfen, ohne abwertungsrelevante Befunde.

Die Stifte überprüften wir außerdem darauf, ob sie durch ein Hygienesiegel geschützt waren und ob sich Umweltaus­lobungen ohne ausreichende Erklärung auf den Produkten befinden – Letzteres war bei keinem Kajal der Fall. War ein Kajalstift zusätzlich in einem Umkarton verpackt, werteten wir das ab. Darüber hinaus forderten wir von den betreffenden Herstellern Nachweise über Herkunft und Lieferkette des eingesetzten Mica (CI 77019) sowie über den Einsatz von recyceltem Kunststoff in der Verpackung.

Bewertungslegende 

Produkte mit dem gleichen Gesamturteil sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode. Bei Richt- und Orientierungswerten handelt es sich um rechtlich nicht bindende Werte, die eingehalten werden sollten, während rechtlich bindende Grenzwerte eingehalten werden müssen.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) Talkum b) ein gemessener Gehalt an MOAH von mehr als 10 mg/kg. Zur Abwertung um eine Note führt: ein gemessener Gehalt an Nickel von mehr als 5 mg/kg.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um jeweils vier Noten: Anbieter hat auf unsere Nachfrage hin keine Angaben zu Herkunft, Hersteller und Lieferkette des im Produkt eingesetzten Micas (CI 77019) gemacht (in Tabelle: "keine Angabe / nein") oder Anbieter hat auf unsere Nachfrage hin die Herkunft des Micas genannt, aber keine Angabe zu Hersteller und Lieferkette des im Produkt eingesetzten Micas gemacht (in Tabelle: "Brasilien, Indien, USA / nein" bzw. "u.a. Indien / nein"). Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) Herkunft und Hersteller des im Produkt eingesetzten Micas (CI 77019) genannt, aber Lieferkette zurück bis zur Mine nicht ausreichend für die geprüfte Charge belegt, wodurch Kinderarbeit nicht ausgeschlossen werden kann (in Tabelle: "Brasilien / nein"); b) Silikone und/oder synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu; b) Umkarton, der kein Glas schützt; c) fehlendes Hygienesiegel; d) Umverpackung, die über eine aus unserer Sicht sinnvolle Hygieneversiegelung hinausgeht.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS.
Polzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): GC-MSD; ggf. Soxhlet-Extraktion mit Toluol; Analyse auf: 5-Methylchrysen, Acenaphthen, Acenaphthylen, Anthracen, Benzo[a]anthracen, Benzo[a]pyren, Benzo[b]fluoranthen, Benzo[c]fluoren, Benzo[e]pyren, Benzo[ghi]perylen, Benzo[j]fluoranthen, Benzo[k]fluoranthen, Chrysen, Cyclopenta[cd]pyren, Dibenzo[a,h]anthracen, Dibenzo[a,e]pyren, Dibenzo[a,h]pyren, Dibenzo[a,i]pyren, Dibenzo[a,l]pyren, Fluoranthen, Fluoren, Indeno[1,2,3-cd]pyren, Naphthalin, Phenanthren, Pyren.
Silikone/Paraffine/Erdölprodukte: LC-RI nach Extraktion (ggf. GC-MS) oder LC-CG/FID (Paraffine).
Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): LC-GC/FID.
Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS.
Nanomaterial: Untersuchung auf Titandioxid-Partikel mittels SingleParticle ICP/MS nach Herstellung einer Dispersion mittels Ultraschall VialTweeter
Parabene: LC-UV.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Oktober – November 2024

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