Ratgeber: Gebäudestandards

Mehr als heiße Luft?

Spezial Energie | | Kategorie: Bauen und Wohnen | 06.10.2016

Ratgeber: Gebäudestandards

Medien und Werbung verwenden gern einfache Begriffe für komplizierte Sachverhalte. Das gilt auch für das Bauen und Sanieren von Häusern. Nicht alle Etiketten haben Substanz, manche sind unverbindlich oder veraltet. Wir zeigen, was in Sachen Energieeinsparung heute aussagekräftig ist.

Bio-Haus, Öko-Haus, Vital- oder Gesundhaus, Markenhaus, Sparhaus, Designhaus, Zukunftshaus. Schon ein kurzer Blick in einschlägige Zeitschriften verwirrt Bauherren durch eine Vielzahl von Begriffen. Auch in Immobilienanzeigen tauchen immer wieder Fantasiebezeichnungen auf: alle so kreativ wie nichtssagend. Man sollte also genau prüfen, was hinter der Werbefassade steckt. Denn wo "Öko" draufsteht, müssen noch lange nicht rundum ökologische Baumaterialien drinstecken. Und was ist überhaupt "Öko"? Etwas aussagekräftiger wird es dann bei "Familienhaus", "Ausbauhaus" oder "Landhaus" - verbindet sich damit doch wenigstens ein Hinweis auf eine Ausstattung, einen Baustil oder die Größe. Aber auch hier sind die Maßstäbe dehnbar wie ein Gummiband. Bei Hausanbieter A ist das Familienhaus eine knapp bemessene Sparvariante, Hausanbieter B versteht darunter ein multifunktionales Heim ab 200 Quadratmeter Wohnfläche für den anspruchsvollen Gutverdiener. Und Anbieter C vermarktet so ein Generationenhaus, in dem neben Vater, Mutter, Kind auch die Großeltern Platz finden.

Auch die Begriffe "Holzhaus", "Massivhaus" oder "Fertighaus" geben lediglich Hinweise auf die wichtigsten, in den Außenwänden zum Einsatz kommenden Baustoffe oder die Art der Herstellung. Noch ein Stück verbindlicher wird es, wenn unabhängige Labels oder Gütesiegel verwendet werden, etwa für die Qualität der Innenraumluft nach Fertigstellung oder die Verwendung nachhaltiger oder gesundheitlich geprüfter Materialien. Aber auch hier hilft nur ein ausführlicher Blick in die Vergabebedingungen des Zeichens. Dann wird es recht schnell kompliziert, füllen die Details der Labels doch gern etliche Seiten mit Angaben zu Normen und Grenzwerten - wenn diese überhaupt öffentlich zugänglich sind. Aufmerksamkeit ist also erste Bauherrenpflicht.

Am weitesten fortgeschritten ist die Standardisierung im Energiebereich. Schließlich ist Energieeffizienz seit Jahrzehnten ein Thema. Aber auch hier schwirren veraltete oder unklare Begriffe herum. Wer auf der Suche nach einer gebrauchten oder auch einer neuen Immobilie ist, tut sich mit dem folgenden Überblick leichter bei der Einordnung.

Aktuelle Energiestandards

KfW-Effizienzhaus

Aktueller offizieller Standard, nach dem Art und Höhe der staatlichen Förderung geregelt sind.

Sanierte Altbauten werden nach den Stufen 115, 100, 85, 70 und 55 bezuschusst. Zum Verständnis: Die Zahl nach dem Wort "Effizienzhaus" gibt jeweils an, wie viel Prozent der Vorgaben der Energieeinsparverordnung für den Primärenergiebedarf erreicht werden müssen. Effizienzhaus 55 bedeutet, dass das Gebäude maximal 55 Prozent des zulässigen Primärenergiebedarfs des entsprechenden EnEV-Referenzhauses benötigt. Zudem gibt es Vorgaben für den sogenannten Transmissionswärmeverlust, vereinfacht gesagt, für den Dämmstandard des Gebäudes. Bei sanierten Altbauten kann die Anforderung auch gleich (Effizienzhaus 100) oder 15 Proz...