Wellness-Tee im Test: Fünf Wohlfühl-Tees fallen durch

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2019 | | Kategorie: Essen und Trinken | 18.10.2018

Wellness-Tee im Test: Fünf Wohlfühl-Tees fallen durch

Draußen herrschen Minusgrade, drinnen ist es bei einer dampfenden Tasse Tee kuschelig warm. Noch besser lässt sich der Tee genießen, wenn er frei von Schadstoffen ist. Unser Test zeigt: Mit den Bio-Tees steht der kleinen Pause fast nichts im Weg.

Aktualisiert am 18.10.2018; Einkauf Testprodukte Aug 2017 | Ja, es gibt noch diesen Kunden, der seit 30 Jahren immer die gleiche Teemarke, immer die gleiche Sorte trinkt - eben das, was er kennt. Für die großen Hersteller zahlt sich das aus. Meßmer, Teekanne und Co. sind eben deshalb so erfolgreich, weil es sie schon so lange gibt. Nun will aber eine neue Zielgruppe erobert werden: jung, umwelt- und gesundheitsbewusst. Für diese neue Teetrinkergeneration ziehen die Hersteller immer außergewöhnlichere Geschmacksrichtungen aus dem Hut.

Wellness-Tee im Test: Die besten Chai Tee, Kräutertee und Co. im Vergleich

"An Tee sind spezielle Emotionen geknüpft, die bei anderen Getränken nicht existieren. Tee steht für Gemütlichkeit, Wärme, Wohlfühlen", erklärt Bastian Foerster vom Deutschen Institut für Marketing. Die Hersteller transportieren diese Emotionen, um Kunden zu gewinnen und an die eigene Marke zu binden. Dies fängt bereits bei der Produktgestaltung an.

Eine Marke, bei der das besonders gut geklappt hat, ist Pukka. Die Produkte haben ein auffälliges Design, heißen "Frauenzauber", "Love" oder "Revital" und sind natürlich zu 100 Prozent bio. Pukka verkauft Tee nicht nur als Getränk, sondern als Lifestyle-Lebensmittel. Und Pukka Herbs hat Erfolg. Laut Euromonitor 2016 ist das Unternehmen der am schnellsten wachsende Teehersteller der Welt. Seit Kurzem verkauft Pukka Herbs seine Produkte unter dem Dach von Unilever.

Jeder zweite Wellness-Tee im Test empfehlenswert

Im Test: Um zu überprüfen, ob hinter den blumigen Namen und schönen Verpackungen auch wirkliche Qualität steckt, haben wir 20 Wohlfühltees, darunter fünf Chai-Tees, ins Labor geschickt.

Das Testergebnis: Von neun Bio-Produkten sind sieben "sehr gut", eines ist "gut". Nur eine Teemarke fällt mit "ungenügend" durch. Für mehr als die Hälfte der konventionellen Marken konnten wir nur ein "mangelhaft" oder "ungenügend" vergeben.

Schädliche Beikräuter gefunden

Zu viele schädliche Beikräuter stecken in drei Tees. Die Gehalte an Pyrrolizidinalkaloiden (PA) überschreiten den Richtwert des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Wir sind für die Berechnung von drei Tassen Tee täglich und einem 60 Kilogramm schweren Erwachsenen ausgegangen. PA sind eine Gruppe von sekundären Pflanzenstoffen, die viele Pflanzen zum Schutz vor Fressfeinden bilden. Diese Pflanzen können bei der Ernte unbeabsichtigt in die Teemischungen gelangen. PA gelten als leberschädigend und möglicherweise krebserregend.

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Ein Wellness-Tee im Test überschreitet den Grenzwert für das darin analysierte Pestizid Malathion. Die Höchstmengenüberschreitung bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Produzenten das im Bio-Anbau nicht zugelassene Pestizid aktiv eingesetzt haben. Auch unbeabsichtigte Verunreinigungen sind möglich. Für unsere Bewertung ist aber entscheidend, dass zu viel Malathion im Tee ist, egal auf welchen Wegen es ins Produkt gelangte. Glücklicherweise ist dieser Tee unter den Bio-Produkten ein Ausreißer: Alle anderen sind unauffällig.

Einige Tees mit Pestiziden belastet

Bis zu neun Pestizide hat das Labor in den konventionellen Tees analysiert. Dabei unterscheiden wir, ob diese nur in Spuren vorkommen oder ob sie bereits zehn Prozent oder mehr der gesetzlichen Höchstmenge ausschöpfen. Werden bis zu 50 Prozent der Rückstandshöchstmenge erreicht, bewerten wir den Pestizidgehalt als "erhöht".

In einem Tee im Test betrifft dies gleich zwei Spritzmittel. In vier Tees hat das Labor Piperonylbutoxid nachgewiesen. Dieser Stoff ist ein Verstärker, der die Wirkung von Insektiziden intensiviert. In unserer Bewertung von Mehrfachrückständen addieren wir ihn daher zu den analysierten Pestizidspuren.

Glyphosat-Spuren in drei Vierteln der Wellness-Tees

15 Mal Glyphosat: In drei Vierteln der Tees hat das von uns beauftragte Labor Glyphosat nachgewiesen. Glücklicherweise nur im Spurenbereich. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Behörde der Weltgesundheitsorganisation (WHO), hält Glyphosat für "wahrscheinlich krebserregend".

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) stufen das Pestizid als "nicht krebserregend" ein. Wir sehen Glyphosat als ein besonders bedenkliches Pestizid an und werten Rückstände von mehr als 0,04 Milligramm pro Kilogramm Tee ab.

Wohlfühl-Tee mit Aroma aufgepeppt

Ein getesteter Wellness-Tee fällt mit einem "stark erhöhten" Anthrachinon-Gehalt auf, der mehr als 50 Prozent der Höchstmenge ausschöpft. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft die Substanz als möglicherweise krebserregend für den Menschen ein. Als Pflanzenschutzmittel ist Anthrachinon nicht mehr zugelassen, es finden sich aber immer noch Rückstände in der Umwelt. Mit Aromen nachgeholfen.

Die Vielzahl an Kräutern, Blüten oder auch Gewürzen sollte ausreichen, um ein rundes Geschmacksprofil zu erlangen. Könnte man meinen. Fünf Herstellern ist das offenbar nicht genug. Sie setzen ihrem Tee Aromen zu.  Wir werten die Zutat als unnötigen Zusatz ab.

Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Dezember 2017 veröffentlicht. Aktualisierung der  Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Jahrbuch 2019 im Oktober 2018, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Die kalte Jahreszeit ist Teezeit. Wir haben deshalb 20 Tees eingekauft und ins Labor geschickt. Dabei haben wir uns auf die Produkte konzentriert, die durch ihre Aufmachung den besonderen Wohlfühlmoment versprechen. Darunter sind fünf Chai-Tees. Deren Hauptzutaten Zimt, Ingwer und Kardamom passen ganz besonders gut in die Winterzeit.

Die Inhaltsstoffe: Die Tees sind Mischungen aus vielen verschiedenen Kräutern, Blüten und Gewürzen. Jede Zutat kann Schadstoffe in den Tee einbringen. Zum Beispiel Pestizide oder das vermutlich krebserregende Anthrachinon. Bei der Ernte können außerdem Beikräuter in den Tee gelangen, die potenziell krebserregende Pyrrolizidinalkaloide, kurz PA, enthalten. Cassia-Zimt weist mitunter relativ hohe Mengen an Cumarin auf, das in Tierversuchen die Leber schädigte. Wir haben deshalb den Cumaringehalt im Teeaufguss untersuchen lassen. Des Weiteren prüften wir die Zutatenliste, ob die Hersteller Aromen zur Geschmacksgebung einsetzen.

Die Weiteren Mängel: Wer auf der Verpackungsvorderseite mit einer Zutat wie zum Beispiel Schokolade wirbt, sollte auch angeben, wie viel Schokolade enthalten ist. Wir überprüften außerdem, ob die Hersteller die Orientierungswerte des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren (BNN) für Bio-Produkte einhalten.

Die Bewertung: Für verschiedene Zutaten in den Teemischungen gelten unterschiedliche gesetzliche Pestizidhöchstwerte. Da wir nicht mehr nachvollziehen können, welche Zutat welches Pestizid in die Teemischung eingetragen hat, legen wir für unsere Bewertung den höchsten infrage kommenden Grenzwert zugrunde. Bezüglich der PA orientieren wir uns an dem vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfohlenen Tagestoleranzwert.

Einkauf der Testprodukte: August 2017

Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Dezember 2017 veröffentlicht. Aktualisierung der  Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Jahrbuch 2019 im Oktober 2018, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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