Discounter-Handelsmarken-Test: Spinat und Pesto von Aldi & Co. im Vergleich

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2019 | | Kategorie: Essen und Trinken | 18.10.2018

Discounter-Handelsmarken-Test: Spinat und Pesto von Aldi & Co. im Vergleich

Lohnt es sich, für Markenprodukte wie Iglo oder Barilla mehr Geld auszugeben? Oder ist das Billigprodukt am Ende genauso gut? Wir haben Rahmspinat, Nasi Goreng, Pesto, Blätterteig und Kartoffelsalat getestet. Unser Vergleich von 34 Discount- und Herstellerprodukten offenbart nur geringe Unterschiede - im Guten wie im Schlechten.

Aktualisiert am 18.10.2018; Einkauf Testprodukte Feb-Apr 2018 | Discounter bieten ein überschaubares Sortiment und eine Vielzahl an sogenannten Handelsmarken. Handelsmarken - Experten sprechen auch von Eigenmarken - zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Besitz von Handelsunternehmen sind und in der Regel auch nur dort vertrieben werden. Der Vorteil: Die Händler haben die Produktion selbst in der Hand und weil es sich meist um massentaugliche Artikel handelt, sichern sie sich obendrein Mengenvorteile. Daraus folgt: Sie können ihre Produkte billiger anbieten.

Discounter-Handelsmarken-Test mit Rahmspinat, Nasi Goreng, Pesto, Blätterteig & Kartoffelsalat 

Verbraucher wollen aber nicht nur sparen, sie legen auch Wert auf Qualität. Das zeigt eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos in Kooperation mit der Lebensmittel Zeitung zu Handelsmarken. Danach findet ein Großteil der Befragten die Qualität beim Einkaufen sogar wichtiger als den Preis. Für 42 Prozent ist die Qualität das wichtigste Kaufkriterium, für 31 Prozent ist es der Preis.

Was die Studie noch zeigt: Die Erwartungen werden offensichtlich erfüllt, denn 85 Prozent der Befragten sagen, Handelsmarken seien genauso gut wie Herstellermarken.

Handelsmarken versus Marken: Kein Testsieger

Im Test: Wir haben fünf verschiedene Fertigprodukte von Aldi, Lidl, Netto, Penny und Norma gegen entsprechende Markenartikel antreten und im Labor untersuchen lassen.  Getestet haben wir Tiefkühlrahmspinat, Blätterteig, Kartoffelsalat, Nasi Goreng und Pesto. Die Zutaten der 35 Produkte haben wir anhand der Packungen verglichen. Wie die Anbieter mit Fleisch oder Palmöl umgehen, haben wir gesondert erfragt.

Das Testergebnis: Von wegen gut und teuer – die Markenhersteller gehen nicht als eindeutige Sieger aus dem Test hervor. Mal haben Markenartikel die Nase vorn, mal die Discounterprodukte. Auch hier tut sich keiner der Discounter als eindeutiger Spitzenreiter hervor. Unterschiedlich gut oder schlecht steht es jedoch um einzelne Produktgruppen. Während sich etwa die Basilikumpestos als regelrechte Schadstoffschleudern entpuppten, liegen die Kartoffelsalate durchgehend im grünen Bereich.

Ob Nasi Goreng oder Rahmspinat – die Zutatenlisten von Hersteller- und Eigenmarken ähneln sich stark. Anders die Pestos. Besonders pikant:Ein Hersteller von Markenpesto setzt auf Sonnenblumenöl und spart am Basilikum. Das steht in krassem Widerspruch zu seinem Versprechen, möglichst nah am Original zu produzieren.

Pestizide in Pestos im Test gefunden

Im Pesto stecken Pestizide und das nicht zu knapp. Bis zu acht verschiedene Stoffe hat das Labor nachgewiesen. Weil die meisten aus dem Basilikum stammen dürften, darin jedoch in hohen Gehalten erlaubt sind, schöpfen sie die Grenzwerte nur zu einem geringen Teil aus.

Fünf und mehr Pestizide zeugen dennoch von einer Mehrfachbelastung, die zur Abwertung führt. Denn nach wie vor ist ungeklärt, wie Pestizidcocktails im Körper wirken. Im einem Discounter-Pesto im Test steckt zudem ein besonders bedenkliches Pestizid, das wir zusätzlich abwerten.

Pesto auch mit Mineralöl belastet

Alle Pestos enthalten darüber hinaus mehr oder weniger große Mengen an unerwünschten Mineralölbestandteilen. In zwei Pestos im Test stecken auch MOAH. Zu dieser Stoffgruppe gehören Verbindungen, die Krebs auslösen. MOAH sollten laut Bundesinstitut für Risikobewertung möglichst gar nicht nachweisbar sein. Gesetzliche Regelungen für Mineralöl gibt es noch nicht.

Fertigblätterteig enthält häufig Margarine. Die ist billiger als Butter, bringt jedoch Palmfett ins Produkt. Es steht aus ökologischen und sozialen Gründen in der Kritik. Wir haben die Anbieter daher nach den Produktionsbedingungen gefragt.

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Ergebnis: Alle beziehen den Rohstoff entweder ganz oder teilweise aus RSPO-zertifizierter Produktion. Der Standard greift zwar in einigen Punkten noch zu kurz, ist aber ein Schritt in die richtige Richtung. Palmfett ist möglicherweise auch für den Eintrag der Mineralölbestandteile verantwortlich, die in allen Teigen stecken.Die MOAH-Funde in einem Produkt im Test resultieren dagegen vermutlich aus Altpapierverpackungen. Laut Hersteller könnten Umkartons die Ursache gewesen sein.

Mit einer 400-Gramm-Portion Nasi Goreng hat man bereits mehr als die Hälfte der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Tagesdosis von sechs Gramm Salz intus. Das Nasi von einem Anbieter ist dabei mit 0,79 Gramm pro 100 Gramm noch am salzärmsten. 

Nasi Goreng oft mit Hähnchenfleisch aus Brasilien

Alle bis auf ein Produkt im Test enthalten Hähnchenfleisch aus Brasilien. Nach Angaben der Hersteller stammt dieses aus einer konventionellen Tierhaltung, die etwas über den europäischen und deutschen Standards liege, etwa durch geringere Besatzdichten, offene Ställe und Tageslicht.

Ein Anbieter im Test setzt eigenen Angaben zufolge auch langsam wachsende Rassen mit etwas längeren Mastzeiten als üblich ein. Nach unseren Kriterien ist das nicht ausreichend. Weil das Fleisch in diesem Test aber nicht im Fokus steht, bewerten wir die Tierhaltung nicht, informieren aber darüber.

Nitrat und Cadmium in Rahmspinat im Test

Alle Spinatprodukte enthalten gewisse Mengen an problematischem Nitrat und Cadmium, weil das Blattgemüse beides bevorzugt anreichert. Wenn die Gehalte mehr als die Hälfte der Grenzwerte für Tiefkühlspinat beziehungsweise Blattgemüse erreichen, sehen wir das als " erhöht" an. Ein Rahmspinat im Test trifft es zweimal.

Lediglich die Nachweise des besonders bedenklichen Keimhemmers Chlorpropham führen zu Abzügen beim Kartoffelsalat. Apropos Zutaten: Alle Produkte enthalten Verdickungsmittel wie Guarkern- oder Johannisbrotkernmehl. Sie binden das zugefügte Wasser im Salat, gelten aber als unbedenklich.

Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Juni 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der  Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Jahrbuch 2019 im Oktober 2018, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Sind Produkte vom Discounter genauso gut wie vergleichbare Markenartikel? Das haben wir an 34 Produkten aus fünf Produktgruppen überprüft. Im Wettstreit: die Eigenmarken von Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Norma, Penny und Netto Marken-Discount gegen ein bekanntes Markenprodukt.

Die Inhaltsstoffe: Im Labor ließen wir die Produkte auf typische Schadstoffe untersuchen. So standen bei Rahmspinat Analysen zu Nitrat und Cadmium an, während die reishaltigen Nasi Gorengs unter anderem auf anorganisches Arsen getestet wurden. In fettreichen Produkten wie Pesto, Blätterteig und Kartoffelsalat suchten die Labore nach Mineralölbestandteilen und Fettschadstoffen. Bei den Pestos fahndeten sie auch nach Weichmachern, die aus den Schraubdeckeln übergegangen sein könnten. Gekühlte Artikel wie Blätterteig und Kartoffelsalat wurden mikrobiologischen Tests unterzogen. Weitere Analysen befassten sich mit dem Salzgehalt und Pestiziden.

Die Weiteren Mängel: Unter diesem Punkt reklamieren wir unter anderem zu kleine Portionsangaben auf den Verpackungen. Zudem prüfte ein Labor die Verpackungen auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen.

Die Bewertung: In den Pestos und Blätterteigen führen vor allem Belastungen mit Mineralöl (MOSH/POSH) und potenziell krebserregenden MOAH zu Abzügen. Nitrat und Cadmium im Rahmspinat bewerten wir in Anlehnung an die Grenzwerte für Tiefkühlspinat und Blattgemüse. Die Nasi-Goreng-Produkte enthalten durchweg zu viel Salz. Kritisch sehen wir auch Pestizide und Keimhemmungsmittel, die von internationalen Organisationen als besonders bedenklich eingestuft werden. Diese Stoffe gefährden in erster Linie die Anwender. Rückstände im Essen sollten vorsorglich ebenfalls vermieden werden.

Einkauf der Testprodukte: Februar bis April 2018.

Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Juni 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der  Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Jahrbuch 2019 im Oktober 2018, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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