Aktualisiert am 18.10.2018; Einkauf Testprodukte Jan 2018 | Trekkingstöcke unterstützen das Gehen am Hang und geben Halt auf steinigem, vereistem und verschneitem Terrain. Aber auch auf mäßig steilen Wanderwegen können sie hilfreich sein. "Unabdingbar wie rutschfestes Schuhwerk und eine Rettungsdecke sind Trekkingstöcke zwar nicht. Sie machen aber auch für trainierte Berggänger auf Mehrtagestouren mit Rucksack von Hütte zu Hütte oder langen Routen durch unwegsames Gelände durchaus Sinn", erklärt Stefan Winter, Bergführer und Ressortleiter Sportentwicklung vom Deutschen Alpenverein.
Denn richtig eingesetzt, verlagern die Stöcke einen Teil des Körpergewichts von den Beinen auf die Arme: "Vor allem auf längeren Abstiegen entlasten sie so die Gelenke und beugen Muskelkater vor", sagt Winter. Zudem unterstützen sie die Balance.
Für Menschen mit Gelenkproblemen, schwacher Muskulatur oder einer Anfälligkeit fürs Umknicken sind die Stöcke besonders empfehlenswert. Die meisten Modelle wiegen nur wenige Hundert Gramm und bestehen aus mehreren Segmenten. Sie lassen sich teleskopartig auf die passende Länge ausziehen und für den Transport zusammenschieben. Noch leichter sind teure Faltvarianten.
Trekkingstöcke im Test: Zwei fallen durch
Wer mit Trekkingstöcken einen Bach überquert oder einen steilen Abhang mit schwerem Gepäck hinabsteigt, muss sich auf die Technik verlassen können. Versagt das Material im falschen Moment, kann ein Sturz tragisch enden. Der Sicherheit zuliebe hat sich die Outdoorindustrie im Jahr 2017 auf spezielle Mindeststandards für Trekkingstöcke geeinigt. Wir haben zehn Modelle eingekauft und die Festigkeit von Schaft, Schlaufe und Spitze gemäß der neuen DIN-Norm prüfen lassen. Auch umfangreiche Schadstofftests standen an.
Das Ergebnis: Die meisten Trekkingstöcke können wir mit "sehr gut" und "gut" empfehlen. Exemplare für rund 30 Euro hielten in den Tests mit den teuersten Produkten mit. Zwei Gehhilfen überzeugten uns in puncto Sicherheit allerdings nicht. Sie fallen mit "mangelhaft" und "ungenügend" durch.
Wenige Trekkingstöcke versagen bei Belastungssimulation
Trekkingstöcke müssen einiges aushalten. Schaft und Schlaufe sind im Gelände mitunter starken Druck- und Zugkräften ausgesetzt. Vor allem der Verschlussmechanismus muss halten, wenn sich ein Wanderer mit einem Teil seines Körpers von oben auf dem Stock abstützt. Denn schieben sich die Teleskopsegmente unerwartet zusammen, besteht im Zweifel Sturz- und Verletzungsgefahr.
Die Trekkingstöcke von zwei Anbietern im Test versagten bei einer solchen Belastungssimulation im Labor. Sie sackten schon unter einer Kraft von 550 Newton (entspricht etwa 56 Kilogramm Körpergewicht) zusammen und verfehlten damit die in der DIN-Norm geforderte Mindeststützleistung.
Die anderen acht Stöcke meisterten die Prüfung nach Norm. Ihre Schäfte können umgerechnet 56 Kilogramm stützen, ohne nachzugeben. Fünf Trekkingstöcke im Test eignen sich besonders gut für Menschen mit höherem Körpergewicht. Sie waren im Test umgerechnet mit mehr als 61 Kilogramm belastbar. Die "guten" und "sehr guten" relativ preiswerten Stöcke mit Drehverschlüssen erwiesen sich zudem als genauso stabil wie die teureren Modelle mit Kipphebeln im Spitzenfeld.
Stöcke zweier Anbieter rutschen im Test vom Eis
Wanderer müssen sich auch auf schneebedeckten und vereisten Wegen auf ihre Stöcke verlassen können. Greifen die Stockspitzen im falschen Moment nicht richtig, kann es ebenfalls zu Stürzen kommen. Um ausreichend Grip zu bieten, bestehen die Spitzen daher aus gehärtetem Stahl oder gar Karbidlegierungen. Die Anbieter setzen zudem auf besonders griffige Ring- oder Blütenformen.
Wie auch immer: Zwei Paar Trekkingstöcke im Test bestanden einen Eisgriffigkeitstest, eng angelehnt an die Normvorgaben, nicht. Die Stöcke rutschten im Labor unter gleichmäßigem Druck schon ab einem Winkel von 40 Grad zum Boden vom Eis.
Kritik an Inhaltsstoffen mancher Trekkingstöcke
Das schwarze Weichplastik in den Griffen von fünf Trekkingstöcken ist mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet. Die nachweisbaren Verbindungen sind zwar nicht wie viele andere PAK als krebsverdächtig oder krebserregend eingestuft. Die US-Umweltschutzbehörde bewertet sie jedoch als problematisch. Einige gelten als sehr giftig für Wasserorganismen und in der Umwelt schwer abbaubar.
Ein Paar Trekkingstöcke fiel nicht nur im Praxistest negativ auf. In den Aufsteckfüßen – für das Laufen auf geteerten Wegen – ließ sich auch eine erhöhte Menge an giftigem Blei nachweisen.
In den auf den Schlaufen vernähten Etiketten stecken zudem optische Aufheller. Lösen sie sich heraus und gelangen mit dem Schweiß auf die Haut, können einige dieser Stoffe unter Sonnenstrahlung zu allergischen Reaktionen führen. Zudem analysierte ein Labor in den Plastikaufsetzern chlorierte Verbindungen. Sie belasten die Umwelt bei der Herstellung und Entsorgung.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin April 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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