Wer allmählich schwerhörig wird, merkt das anfangs nicht. Man fragt vielleicht öfter nach, wenn andere sprechen, und rückt möglichst nah an die Gesprächspartner. Man überhört die Klingel immer öfter. Besprechungen in der Firma oder Unterhaltungen in der Kneipe sind anstrengend, weil man sich beim Hören stark konzentrieren muss. Man meidet Partys und Essen mit Freunden, weil man nicht immer nachfragen mag. Oder der Nachbar beschwert sich, weil der Fernseher zu laut ist. Wer solche Anzeichen bemerkt, sollte sein Hörvermögen testen lassen und sich nicht scheuen, ein Hörgerät zu tragen.
Denn es gilt: Je früher, desto besser. Zwar sind zerstörte Haarsinneszellen unwiederbringlich verloren, aber die Hörnerven brauchen weiterhin Reize, damit nicht auch sie ihren Dienst einstellen. Normalerweise unterscheidet das Gehirn zwischen Stimmen und Geräuschen, die es wahrnehmen will, und unterdrückt die lästigen Nebengeräusche. Wer lange mit einem Hörverlust lebt, verlernt das Hören - entsprechend lange dauert es, sich an ein Hörgerät zu gewöhnen.
Keine Angst, die heutigen Hörgeräte sind winzig und können viel. Trotzdem trägt nur jeder fünfte Schwerhörige ein Hörgerät. Immerhin: Die Zahl der Hörgeräteträger steigt - in den vergangenen Jahren jeweils um fünf Prozent. Es sind vor allem jüngere Menschen, die sich für eine Hörhilfe entscheiden. Sie wissen: In vielen Berufen ist Kommunikation das A und O. Da muss man gut hören können. Ältere Menschen dagegen wagen sich seltener an ein Hörgerät heran: Nur 15 Prozent der Altersschwerhörigen tragen ein Gerät.
Verschiedene Tests
Wer schlecht hört, sollte zunächst zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt gehen und die Ursache des Hörverlusts feststellen lassen. Zwei einfache Hörtests geben erste Hinweise: Beim Hörweitentest flüstert der Arzt aus verschiedenen Entfernungen erst Zahlen und dann Wörter. Mit einer Stimmgabel prüft er, ob der Schall durch Außen- und Mittelohr störungsfrei weitergeleitet wird. Stellt sich heraus, dass das Innenohr geschädigt ist, folgen sogenannte audiometrische Hörtests. So lässt sich einerseits feststellen, welche Töne man bei welcher Lautstärke noch hört, und andererseits, wie gut man Sprache versteht.
Ein Hörgerät kann der HNO-Arzt erst dann verordnen, wenn der Patient bei normaler Lautstärke von 65 Dezibel nur noch 80 Prozent der Wörter versteht. Zusätzlich muss das Hörvermögen in mindestens einer der für die Sprache wichtigen Frequenz zwischen 500 und 3.000 Hertz um 30 Dezibel schlechter sein als bei normal hörenden Menschen. Ist dies der Fall, führt der Weg vom Arzt zum Hörgeräteakustiker, der genauere Tests durchführt. Neben dem objektiv messbaren Hörverlust spielt hier das Hörempfinden eine starke Rolle, etwa wann ein Ton als unangenehm oder welche Töne als störend empfunden werden. In einem ausführlichen Gespräch sollte der Hörgeräteakustiker außerdem feststellen, was dem Schwerhörigen wichtig ist, welche Hobbys er hat, ob man ...