Aktualisiert am 19.01.2017 | Werden Kinder nicht gut genug vor gefährlichen UV-Strahlen geschützt, erhöht sich mit jedem Sonnenbrand ihr Hautkrebsrisiko im Erwachsenenalter. Ihre Haut ist dünn und hat nur einen geringen natürlichen Eigenschutz. Leider ist das immer noch nicht allen Eltern bewusst. Sorglos lassen sie ihren Nachwuchs ohne ausreichenden Schutz im Freien toben.
Laut einer Umfrage der Europäischen Hautkrebsstiftung (ESCF) gaben gerade einmal 14 Prozent der Eltern an, ihren Kindern zum Spielen im Freien eine Mütze aufzusetzen. Auf Kleidung, die vor UV-Strahlen schützt, achte nur jedes fünfte Elternteil. Dafür klagte bereits jedes fünfte Kind im Kindergartenalter über mindestens einen Sonnenbrand.
Wie gut sind die UV-Schutzanzüge im Test?
Weil es neben Urlaub in Meeresregionen Eltern mit ihren Kindern an warmen Tagen auch an Badeseen und in Freibäder zieht, wollte ÖKO-TEST wissen, wie gut UV-Schutzanzüge für Kleinkinder beim Planschen und Toben in der Sonne schützen. Dafür haben wir 15 Produkte eingekauft und in die Labore geschickt. Hält der ausgelobte UV-Schutz, was der Hersteller verspricht? Behält der Stoff seine Farbe im Chlorwasser? Welche Schadstoffe stecken in den halblangen Anzügen?
Das Testergebnis: Nur einen UV-Schwimmanzug können wir mit dem Gesamturteil "gut" empfehlen. Vier fallen mit "ungenügend" oder "mangelhaft" durch. Die meisten Produkte landen im Mittelfeld. Nur ein Produkt besteht die Materialprüfungen mit "sehr gut".
UV-Schutz bei Neuzustand vs. nach Abnutzung
Leider können Verbraucher nicht bei allen Produkten erkennen, nach welchem Verfahren der UV-Schutz zertifiziert wurde. Immerhin: Alle Produkte bestätigen den ausgelobten Schutzfaktor im Neuzustand. Allerdings sollten die Shortys Kinderhaut auch dann noch vor Sonne schützen, wenn sie schon älter oder abgenutzter sind.
Kinder buddeln im Sand, der das Gewebe scheuern kann. Eltern cremen den Nachwuchs mit Sonnenmilch ein, um auch nichtbedeckte Körperstellen zu schützen. Beides kann dem Anzug zusetzen. Der UV-Standard 801 berücksichtigt diesen Belastungsstress. Andere Verfahren, wie der australisch-neuseeländische Standard (AS/NZS 4399), tun das nicht.
Fünf Produkte schwächeln unter Belastung teils stark und büßen an UV-Schutz ein. Ein UV-Schutzanzug im Test fiel auffällig aus der Reihe. Laut UV Standard 801 bekäme der Anbieter statt UPF 50+ nur eine UPF-15-Zertifizierung. Neun Textilien sind mit einem gemessenen UPF 80 auch im Gebrauchstest top!
Manche Anzüge lassen Farbe im Chlorwasser
Pack die Badehose ein – denn bei acht Anzügen kann es vorkommen, dass sie im Chlorwasser Farbe lassen. Sechs davon können allein deshalb laut Prüflabor optisch nicht besser als "ungenügend" bewertet werden. Drei Produkte davon tragen nicht explizit einen Hinweis, dass sie fürs Chlorwasser geeignet sind, aber sie schließen es auch nicht aus. Woher sollen Eltern also wissen, ob ihr Kind ins gechlorte Nass hüpfen darf?
Anders ist es bei den anderen drei Produkten: Bei allen konnten wir einen Hinweis finden, der die Nutzung im Chlorwasser erwähnt. Die Chlorbeständigkeit sollte unserer Meinung nach aber nicht nur für das Material, sondern auch für die Farbe gelten. Deshalb haben wir die Messlatte höher gelegt: Bei der Bewertung der Chlorbadewasserechtheit gilt für diese Textilien die Farbveränderung in der laut DIN-Norm stärksten Chlorkonzentration.
UV-Schutzanzüge im Test: Kritik an Inhaltsstoffen
Was ist ansonsten aufgefallen?
- Ein UV-Schutzanzug im Test enthält den krebsverdächtigen Farbstoff Anilin. Der gemessene Wert überstieg den Grenzwert für verbotene aromatische Amine laut Bedarfsgegenständeverordnung. Vor dem Stempel "nicht verkehrsfähig" rettet das Produkt der Tatsache, dass Anilin keine verbotene Substanz ist.
- Krebserzeugendes o-Toluidin enthält ein überprüftes Produkt. Es ist laut Verordnung ab 30 Milligramm pro Kilogramm verboten. Der nachgewiesene Wert lag darunter.
- Etliche Produkte bekämen ein um eine Note besseres Testergebnis Inhaltsstoffe, steckten keine optischen Aufheller in den Etiketten oder im Hauptmaterial. Die Substanzen können mit dem Schweiß auf die Haut gelangen und bei gleichzeitiger Sonneneinstrahlung allergische Reaktionen hervorrufen.
Diesen Test haben wir zuletzt im Ratgeber Kleinkinder für 2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2017 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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