Die Quelle alles Guten liegt im Spiel", stellte der Pädagoge Friedrich Wilhelm August Fröbel schon im 19. Jahrhundert fest. Der Mann hat recht: Spielend lernen Kinder alles, was sie im Leben brauchen - sie entwickeln Sozialkompetenz, Selbstvertrauen, körperliche und geistige Fähigkeiten. Gesund ist aktives Spielen obendrein.
Pädagogen beschreiben das Spiel der Kinder als Möglichkeit, in dem sie gefahrlos ihr Handeln erproben können oder als tätiges Tagträumen. Aber auch als Arbeit - immerhin spielen Kinder in den ersten sechs Lebensjahren rund 15.000 Stunden. Das sind etwa acht Stunden pro Tag: ein Vollzeitjob.
Spielend erfahren die Kleinen, was es bedeutet, Regeln einzuhalten, Kompromisse zu schließen, Gedanken in Worte zu fassen, mit den eigenen Gefühlen und denen anderer umzugehen. Alles, was ihnen sonst schwerfällt, zum Beispiel mit anderen teilen oder sich an Vorschriften halten, gelingt ihnen leichter, wenn das Spiel es verlangt. Spielend verarbeiten Kinder, was sie gerade beschäftigt. Schöne Erlebnisse und Vorfreude ebenso wie Frust und Angst: Die Mutter hat geschimpft, die Tochter lässt Dampf ab, indem sie die Puppe "bestraft". Nach dem Arztbesuch spielt das Kind wieder und wieder Doktor, wobei es dann selbst der Arzt ist und der Teddy der Patient. Oder die bösen Diebe, die ins Lego-Haus einbrechen, werden vom Dino verscheucht und schließlich von Playmobil-Rittern gefangen und abgeführt.
Wenn sie Sandburgen bauen, sich mit Bauklötzen und später mit Konstruktionsspielen beschäftigen, lernen Kinder räumliches Denken und Konstruieren und trainieren ihre Feinmotorik. Durch Bewegungsspiele lernen sie, ihren Körper zu kontrollieren und ihre Kräfte einzuschätzen. Wie hoch kann man sich aufs Klettergerüst hinaufwagen? Gelingt es, über die große Pfütze zu springen? Auch wenn nicht gleich alles funktioniert: Mit Übung und Ausdauer klappt es irgendwann. Das gibt Selbstvertrauen.
Wer spielt, der vertreibt sich also nicht nur die Zeit, sondern lernt gleichzeitig viel. Dazu brauchen Kinder auch gar keine speziellen Spielsachen, mit denen angeblich ganz bestimmte Kompetenzen gefördert werden, zum Beispiel das mathematische Denken oder das Sprachverständnis. Denn die schränken eher Kreativität, Spontaneität und Phantasie der KInder ein.
Die Spielzeugbranche indes ist auf den Trend "Förderspielzeug" aufgesprungen, weil sie weiß, dass die Eltern dafür bereitwillig Geld ausgeben. So nannte sich einer der Themenschwerpunkte bei der 2015er Spielwarenmesse in Nürnberg "Little Scientist", also "Kleiner Wissenschaftler". Der Nachwuchs soll durch das passende Spielzeug wissenschaftliche Phänomene begreifen, und zwar schon im zarten Alter. "Man hat durch Studien herausgefunden, dass das Gehirn von Kindern zwischen eins und vier sehr empfänglich ist für logische und mathematische Zusammenhänge. Und das kann man auf eine spielerische Art und Weise schon frühzeitig sehr gut nutzen", erklärt ...