Düfte sind Verführer – schon ein Hauch reicht, um unsere Gefühle anzusprechen oder Erinnerungen zu wecken. Wer sich fragt, was da denn so gut riecht, nimmt heutzutage meistens nicht den natürlichen Duft von Rosen, Lavendel oder Jasmin wahr. Vielmehr steigt ihm in den allermeisten Fällen nur der synthetische Nachbau in die Nase. Der Vorteil aus Herstellersicht: Die Kombinationsmöglichkeiten sind schier unendlich, die Kompositionen beliebig reproduzierbar und die Rohstoffe auf Erdölbasis günstig.
Schon vor dem Siegeszug der künstlichen Nachbauten genossen die Menschen gern einen angenehmen Duft. Doch zur Erzeugung gab es nur natürliche Quellen wie Blüten, Blätter, Wurzeln, Rinden, Harze, Gewürze und Früchte. Das änderte sich in den 1880er-Jahren, als erstmals synthetisches Coumarin in einem Duftwasser eingesetzt wurde. Heute sind vollsynthetische Gerüche aus der Großproduktion der Standard.
Doch die Auswahl an Alternativen wächst. Immer mehr Naturkosmetikhersteller nehmen Parfüms in ihr Sortiment auf, die mit echten Naturrohstoffen produziert werden. Zum Beispiel Weleda mit seiner Duftpremiere Jardin de Vie, Speick mit Natural Eau de Cologne und Men Eau de Toilette oder Taoasis. Das Unternehmen stellte bei der diesjährigen Vivaness, der Fachmesse für Naturkosmetik, zwei neue Bio-Parfüms in Demeterqualität vor: Bois de Petit Grain und Fleur de Mandarine.
Parfüms auf natürlicher Basis sind zwar noch ein Randphänomen. Aber die meisten Hersteller sind überzeugt: Diese Düfte sind im Kommen. Jean-Claude Richard, einer der Gründer der 30 Jahre alten schweizerischen Naturkosmetikfirma Farfalla Essentials, meint: "Auch die Naturkosmetik ist einen schwierigen Weg gegangen, aber heute ist sie anerkannt. Bei Naturparfüms ist dieser Prozess noch nicht so weit fortgeschritten, aber sie haben ein großes Potenzial." Dabei müssen die Naturparfümeure im wahrsten Sinne des Wortes ihre eigenen Duftmarken setzen. Denn mit natürlichen Zutaten synthetische Düfte nachahmen, die gerade "in" sind - das geht nicht.
In der Kosmetikbranche wächst das Interesse an Naturparfüms, vereinen sie doch zwei Wachstumstreiber in einem Produkt: Der Verkauf von Parfüm wird laut einer Studie des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln und des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG in den kommenden Jahren weiter wachsen. Noch stärker wird aber voraussichtlich die Naturkosmetik boomen. Der VKE Kosmetikverband rechnet damit, dass schon bald jeder zehnte Euro für Naturkosmetik ausgegeben wird.
Mit seiner Auswahl an einem Dutzend Parfümkreationen gehört das Unternehmen Farfalla aus dem schweizerischen Uster zu den großen Playern auf dem Nischenmarkt der Naturparfüms. Neben bekannten Bio-Kosmetikherstellern hoffen auch kleinere Produzenten auf Kundschaft. Zum Beispiel Petrus Faller aus Freiburg, der schon seit seiner aktiven Zeit in der Müslibewegung der Achtzigerjahre mit natürlichen Wohlgerüchen experimentiert. A...