Aktualisiert am 20.10.2016 | Das Gefühl vorm Badspiegel schwankt meist zwischen Wehmut und Verzweiflung. Wenn sich Scheitel lichten und Geheimratsecken zu Höfen mausern, ergreift so manchen die Glatzenangst. Neben Haaren lassen Frauen wie Männer dann oft schon in jungen Jahren viel Geld für vermeintliche Wundermittel.
Die Kosmetikbranche bewirbt diverse Shampoos als hilfreich bei Haarausfall. ÖKO-TEST hat deshalb 20 solcher Produkte eingekauft, auf bedenkliche Inhaltsstoffe geprüft und nach Beweisen für die Wirksamkeit gefragt.
Shampoos gegen Haarausfall im Test: Viele fallen durch
Das Ergebnis: Knapp die Hälfte der Shampoos gegen Haarausfall im Test offenbarte bedenkliche Belastungen im Labor. Zu allem Verdruss legten Hersteller kaum Produktstudien vor. Was wir zu lesen bekamen, reicht nicht aus, um selbst schwammig formulierte Hinweise zur Anwendung bei Haarausfall zu rechtfertigen.
Der Nutzen der eingesetzten Substanzen ist wissenschaftlich nicht belegt. Erblich bedingtem Haarausfall beugen sie weder vor noch wirken sie dagegen: Zu diesem Schluss kommt die Therapierichtlinie des Europäischen Dermatologie Forums. Führende Hautkunde-Professoren aus ganz Europa werteten dafür im Jahr 2013 systematisch den aktuellen Forschungsstand in 376 Studien aus.
Uns legten überhaupt nur zwei Anbieter vollständige, wissenschaftliche Arbeiten vor, die den Nutzen ihrer Shampoos in puncto Haarausfall prüfen. Auch durch diese Studien wurde ein Nutzen der Produkte aber nicht ausreichend belegt, da sie erhebliche Schwächen aufwiesen, zum Beispiel bei der Auswahl und Zahl der Probanden.
Lilial in fünf Shampoos gegen Haarausfall im Test
Was ist ansonsten im Test aufgefallen? Fünf Shampoos gegen Haarausfall enthalten Butylphenyl Methylpropional, bekannt auch als Lilial. Das wissenschaftliche Beratergremium der EU (SCCS) bewertet Lilial seit Sommer 2015 als nicht sicher in Kosmetik. Die Produkte von fünf Marken sind auch mit künstlichen Moschusdüften parfümiert, die sich im menschlichen Fettgewebe anreichern.
Im einem Shampoo gegen Haarausfall im Test wies das beauftragte Labor Formaldehyd/-abspalter nach. Das selbe, aber auch ein weiteres überprüftes Produkt enthalten zudem Zink-Pyrithion, das zwar nachweislich gegen Schuppenbildung wirkt. Aus unserer Sicht wiegt dieser Nutzen aber nicht den Schaden auf: Der pilzhemmende Stoff schädigt bereits in niedrigen Konzentrationen Wasserorganismen.
Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST-Ratgeber Kosmetik und Wellness 2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2017, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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