Shampoo gegen Haarausfall im Test: Wie gut sind Alpecin, Plantur 21 & Co.?

Jahrbuch für 2017 | | Kategorie: Kosmetik und Mode | 20.10.2016

Shampoo gegen Haarausfall im Test: Alpecin, Plantur 21 und Co. im Vergleich.
Foto: Alena TS/Shutterstock

Nur teure Haarwäsche oder steckt was dahinter? Shampoos gegen Haarausfall suggerieren Abhilfe bei drohender Glatze. Wir wollten Nachweise sehen, doch die Hersteller schickten entweder keine vollständigen wissenschaftlichen Studien oder solche, die uns nicht überzeugten.

Aktualisiert am 20.10.2016 | Das Gefühl vorm Badspiegel schwankt meist zwischen Wehmut und Verzweiflung. Wenn sich Scheitel lichten und Geheimratsecken zu Höfen mausern, ergreift so manchen die Glatzenangst. Neben Haaren lassen Frauen wie Männer dann oft schon in jungen Jahren viel Geld für vermeintliche Wundermittel.

Die Kosmetikbranche bewirbt diverse Shampoos als hilfreich bei Haarausfall. ÖKO-TEST hat deshalb 20 solcher Produkte eingekauft, auf bedenkliche Inhaltsstoffe geprüft und nach Beweisen für die Wirksamkeit gefragt.

Shampoos gegen Haarausfall im Test: Viele fallen durch 

Das Ergebnis: Knapp die Hälfte der Shampoos gegen Haarausfall im Test offenbarte bedenkliche Belastungen im Labor. Zu allem Verdruss legten Hersteller kaum Produktstudien vor. Was wir zu lesen bekamen, reicht nicht aus, um selbst schwammig formulierte Hinweise zur Anwendung bei Haarausfall zu rechtfertigen.

Der Nutzen der eingesetzten Substanzen ist wissenschaftlich nicht belegt. Erblich bedingtem Haarausfall beugen sie weder vor noch wirken sie dagegen: Zu diesem Schluss kommt die Therapierichtlinie des Europäischen Dermatologie Forums. Führende Hautkunde-Professoren aus ganz Europa werteten dafür im Jahr 2013 systematisch den aktuellen Forschungsstand in 376 Studien aus.

Uns legten überhaupt nur zwei Anbieter vollständige, wissenschaftliche Arbeiten vor, die den Nutzen ihrer Shampoos in puncto Haarausfall prüfen. Auch durch diese Studien wurde ein Nutzen der Produkte aber nicht ausreichend belegt, da sie erhebliche Schwächen aufwiesen, zum Beispiel bei der Auswahl und Zahl der Probanden.

Etwa jedem zweiten Mann und jeder fünften Frau fallen früher oder später die Haare aus.
Etwa jedem zweiten Mann und jeder fünften Frau fallen früher oder später die Haare aus. (Foto: MRAORAOR/Shutterstock)

Lilial in fünf Shampoos gegen Haarausfall im Test 

Was ist ansonsten im Test aufgefallen? Fünf Shampoos gegen Haarausfall enthalten Butylphenyl Methylpropional, bekannt auch als Lilial. Das wissenschaftliche Beratergremium der EU (SCCS) bewertet Lilial seit Sommer 2015 als nicht sicher in Kosmetik. Die Produkte von fünf Marken sind auch mit künstlichen Moschusdüften parfümiert, die sich im menschlichen Fettgewebe anreichern.

Im einem Shampoo gegen Haarausfall im Test wies das beauftragte Labor Formaldehyd/-abspalter nach. Das selbe, aber auch ein weiteres überprüftes Produkt enthalten zudem Zink-Pyrithion, das zwar nachweislich gegen Schuppenbildung wirkt. Aus unserer Sicht wiegt dieser Nutzen aber nicht den Schaden auf: Der pilzhemmende Stoff schädigt bereits in niedrigen Konzentrationen Wasserorganismen.

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST-Ratgeber Kosmetik und Wellness 2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2017, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Wir haben 20 Shampoos eingekauft, die von der Aufmachung her Hilfe gegen Haarausfall versprechen. Darunter befinden sich Produkte aus Apotheken, Drogerien und Supermärkten, aber auch solche, die nur übers Internet zu beziehen sind. Für das preisgünstigste Shampoo zahlten wir 1,35 Euro; die teuerste Haarpflege kostete 57,85 Euro.

Die Inhaltsstoffe: Die Mehrzahl der getesteten Shampoos ist parfümiert. Wir haben sie daher im Labor auf Diethylphthalat, künstliche Moschus-Verbindungen, die sich im Körper anreichern, und allergisierende Duftstoffe untersuchen lassen. Zudem interessierte uns, ob sie etwa mit umstrittenen halogenorganischen Verbindungen, Formaldehyd/-abspaltern sowie bedenklichen Parabenen konserviert wurden.

Die Weiteren Mängel: Einige der blumigen Werbeversprechen auf den Shampoos sind kaum von einer arzneilichen Indikation zu unterscheiden. Um sie zu überprüfen, baten wir die Anbieter um Wirksamkeitsbelege.

Die Bewertung: Shampoos müssen zuallererst gesundheitlich unbedenklich sein. Maßgeblichen Notenabzug gab es deshalb für bedenkliche Inhaltsstoffe. Natürlich beeinflussten auch nicht haltbare Wirkversprechen bei den Haarwuchsshampoos das Ergebnis - negativ.

Bewertungslegende 

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: mehr als 10 mg/kg Formaldehyd/-abspalter. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) Butylphenyl Methylpropional (Lilial); b) mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschus-Verbindungen (künstlicher Moschusduft); c) der bedenkliche UV-Filter Benzophenon-1; d) halogenorganische Verbindungen. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) PEG/PEG-Derivate; b) Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Hydroxycitronellal); c) Zink-Pyrithion; d) mehr als 10 mg/kg Diethylphthalat (DEP).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um vier Noten: Keine vollständige Wirksamkeitsstudie für das Produkt vorgelegt. Zur Abwertung um zwei Noten führt: Vorteil des Antihaarausfallprodukts gegenüber einem herkömmlichen Pflegeprodukt nicht belegt, wenn nicht bereits wegen fehlender Studie abgewertet wurde. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein deklarationspflichtiger, aber nicht ausgewiesener, bedenklicher Inhaltsstoff, der deutlich über gesetzlichem Deklarationspflichtgrenzwert nachgewiesen wurde (hier: Lilial); b) Umkarton, der kein Glas schützt und dessen Inhalt nicht mehrteilig ist.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. 

Testmethoden 

Testmethoden: (je nach Zusammensetzung der Produkte): Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie. Deklarationspflichtige Duftstoffe/Moschus-Verbindungen/Diethylphthalat: Extraktion mit TBME, GC-MS. Halogenorganische Verbindungen (falls nicht deklariert): a) Wasserdampfdestillation, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Reinigung der Proben mit Kieselgel, Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse. Thiazolinone: Extraktion mit einem Essigsäure-Methanol-Gemisch, LC-MS/MS. Weitere ausgewählte Konservierungsstoffe: LC-UV. Aromatische Amine/Anilin: Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-2, Prüfung mit und ohne vorherige Extraktion DIN EN 14362-1 (April 2012); bei Hinweisen auf 4-Aminoazobenzol zusätzliche Prüfung entsprechend § 64 LFGB 82.02-15 DIN EN 14362-3 (September 2012). 1. Methode GC/MS; 2. Methode Dünnschichtchromatografie. Bestimmungsgrenze 5 mg/kg. Zusätzliche Prüfung auf Anilin und Xylidine.

Einkauf der Testprodukte: Januar/Februar 2016

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST-Ratgeber Kosmetik und Wellness 2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2017, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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