Aktualisiert am 18.10.2018; Einkauf Testprodukte Jun/Jul 2017 | Welche Auswirkungen hochfrequente elektromagnetische Strahlung auf die Gesundheit des menschlichen Körpers hat, darüber sind sich die Forscher nicht einig. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass starke hochfrequente elektromagnetische Strahlung das menschliche Gewebe erwärmen und so der Gesundheit schaden kann.
Um das zu vermeiden, existieren in Deutschland und anderen Ländern Grenzwerte, beispielsweise SAR-Werte (Spezifische Absorptionsrate). Je höher der SARWert, desto stärker erwärmt die Strahlung das Gewebe. "Grundsätzlich gilt, dass unterhalb der Grenzwerte nach aktuellem Wissensstand keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder des Mobilfunks nachgewiesen sind", heißt es vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Und das Amt geht noch weiter: Die Erwärmung des Gewebes sei zudem die "einzige nachgewiesene gesundheitsrelevante Wirkung".
"Wir sehen es als bewiesen an, dass auch nicht-thermische Effekte von hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung verursacht werden, wie zum Beispiel Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche bis hin zu Fruchtbarkeitsschäden und Krebs", sagt hingegen Jörn Gutbier, Vorsitzender der Umwelt- und Verbraucherschutzvereinigung Diagnose Funk. Zahlreiche Studien hätten gesundheitliche Effekte bereits weit unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte nachgewiesen, so der Architekt und Baubiologe.
Schnurlos-Telefone von Gigaset, Philips & Co. im Test
Was bedeutet all das für Verbraucher? Nicht in Angstzustände zu verfallen, aber vorsorglich die Belastung mit Elektrosmog zu minimieren - dazu raten selbst Vertreter der Position, Erwärmung sei der einzige gesundheitliche Effekt. Vom Bundesamt für Strahlenschutz etwa heißt es, man solle mit dem Handy nur kurz telefonieren, den WLAN-Router nachts ausschalten und strahlungsarme Geräte verwenden.
Doch welche Geräte sind strahlungsarm oder wenigstens strahlungsreduziert? ÖKO-TEST hat 15 Schnurlostelefone nicht nur auf Ausstattung, Bedienbarkeit und Akustik getestet, sondern auch auf Strahlung.
Das Ergebnis: 13 Telefone beurteilen wir aufgrund ihrer Strahlung mit "befriedigend", zwei mit "ausreichend". In puncto Ausstattung und Bedienbarkeit schneiden alle mit "gut" oder "sehr gut" ab.
Alle schnurlosen Festnetztelefone im Test senden mit gepulster, hochfrequenter Strahlung in Größenordnungen, die stark erhöhte Spitzenwerte direkt am Ohr erwarten lassen. Dies gilt selbst für die minimalen Werte, die das Prüfinstitut unter optimalen Bedingungen in einem Meter Abstand zum Mobilteil während des Telefonats gemessen hat. Die gesundheitlichen Wirkungen dieser Art von Elektrosmog sind nicht hinreichend geklärt, deshalb beurteilt ÖKOTEST keines dieser Geräte besser als mit " befriedigend". Erfreulicherweise regeln alle Geräte ihre Leistung und damit ihre Strahlungsemission automatisch je nach Verbindungsqualität herunter.
Kritik an Strahlung der Schnurlos-Telefone
Die Unterschiede sind beträchtlich: Einen Meter vom Mobilteil entfernt maß das Prüfinstitut bei schlechtem Empfang häufig zehn-, bisweilen auch hundertmal so hohe Werte wie bei guter Verbindung. Wer Strahlung reduzieren will, sollte also auf eine gute Verbindung zur Basis achten.
Neun von elf Basisstationen strahlen nach dem Gespräch überhaupt nicht mehr. Das ist positiv zu werten und ein klarer Fortschritt gegenüber früheren Tests. Zwei Geräte im Test reduzieren allerdings die Strahlung nur, wenn das Mobilteil in der Basis steckt, und auch dann bleibt ein Rest. Nutzer bekommen davon jedoch nichts mit, weil beide Anbieter in der Gebrauchsanleitung kein Wort darüber verlieren.
Auch bei fünf Basisstationen mit Vollabschaltmodus sollten Nutzer genau hinsehen: Sie funken zunächst doch, weil der Modus nicht ab Werk eingestellt ist. Kunden müssen selbst den richtigen Modus aktivieren, dieser heißt je nach Gerät "strahlungsfrei" oder "Eco Plus". Und die Mobilteile? Keiner der 15 Hörer sendet außerhalb von Gesprächen.
Ausstattung und Bedienung der DECT-Telefone im Test
Die Akkus der meisten Geräte im Test reichen für 13 Stunden Gespräch oder mehr, die von zwei Geräten im Test sogar für mindestens 20 Stunden. Eher kurz, also weniger als 13 Stunden, halten vier Schnurlos-Telefone durch.
In puncto Reichweite dringen alle Telefone durch mindestens vier Wände, die meisten sogar durch fünf oder sechs, gemessen im Vollabschaltmodus ohne reduzierte Reichweite. Wer die Reichweite in den Geräteeinstellungen verringert, kann je nach Modell die Strahlung der Basisstation und des Mobilteils auf weniger als die Hälfte des Wertes der maximalen Reichweite zurückfahren.
An sieben Telefonen kritisieren die Prüfer im Hörerbetrieb leichte störende Geräusche wie Rauschen oder auch leichte Aussetzer. Zwei Schnurlos-Telefone im Test fallen in der Sprachqualität im Freisprechbetrieb ab. Gravierende Mängel zeigten sich im Test nicht.
Tastenergonomie und Display der Schnurlos-Telefone bewertet
In puncto Tastenergonomie und Display gibt es Unterschiede. Mal lässt der Komfort bei der Bedienung der Tastatur zu wünschen übrig, weil die Tasten nicht hervorstehen, sondern eingelassen sind. Mal zeigt das Display die Ziffern nicht sehr benutzerfreundlich an. Aufgrund ordentlicher Ergebnisse in den Bereichen Energieverbrauch und Akustik schaffen es aber alle Telefone im Testergebnis Gerät auf "gut" oder "sehr gut".
Wir haben vier Mobilteile für Router mit DECT-Basis jeweils an der Fritz! Box 7560 von AVM und am Speedport Smart der Telekom getestet. Zwei Schnurlos-Telefone kommen gut mit beiden Routern zurecht. Ein getestetes Gerät ist nicht mit der Fritz! Box 7560 kompatibel. Ein weiteres funktioniert mit dem Speedport Smart dann nicht, wenn in den DECT-Einstellungen des Speedport Smart der Vollabschaltmodus aktiviert ist.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin November 2017 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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