Das Tückische an Lärm ist: Nicht nur, was ganz bewusst schmerzt und nervt, zehrt an uns. Sondern auch Lärm, der uns ständig umgibt, ohne dass es noch groß auffällt. In diesen Fällen kann der ganze Körper gestresst reagieren, die Liste möglicher Folgen ist unendlich lang: Herz-Kreislauf-Probleme, Schlafstörungen, Leistungsbeeinträchtigungen. Lärm macht krank. Da man einem Ohrstöpsel nicht ansehen kann, wie gut er wirklich Lärm abschirmt, wurde als Orientierungswert der sogenannte SNR-Wert entwickelt. Er sagt aus, um wie viel Dezibel der Umgebungslärm reduziert wird. Wer beispielsweise mit einer Kreissäge hantiert, benötigt einen Stöpsel, der die rund 110 Dezibel auf einigermaßen erträgliche 80 Dezibel herunterdimmt. Das entspricht einem SNR-Wert von 30 Dezibel.
Wir schickten Ohrstöpsel in den Praxistest, um zu überprüfen, ob sie tatsächlich so gut dämmen, wie ihre Hersteller behaupten. Darüber hinaus wollten wir wissen, ob es Unterschiede im Tragekomfort und in der Qualität der Materialien gibt.
Das Testergebnis
Inzwischen kommen die meisten Ohrstöpsel ohne problematische Inhaltsstoffe aus. Allerdings zeigte sich, dass viele Gehörschützer im praktischen Einsatz die versprochene Dämmwirkung nicht erreichen. Und nicht jeder Stöpsel ist auf Dauer angenehm zu tragen.
Bei den Merox Uvex Gehörschutzpfropfen und den Wolfcraft M liegt die erzielte Dämmwirkung so weit unter dem deklarierten SNR-Wert, dass Deklaration und Leistung kaum noch etwas miteinander zu tun haben. Ausgerechnet diese beiden Modelle aus dem Baumarkt, die eine besonders hohe Dämmung bewirken sollen, schneiden so mit "mangelhaft" ab. Wer hier im Vertrauen auf eine hohe Dämmleistung mit Kreissägen und anderen Krachmachern hantiert, bekommt nicht den notwendigen Schutz. Bei den Schaumstoffstöpseln von Suki International, Beiersdorf, Ohropax und den Lamellenstöpseln von Obi wurden in den Tests deutlich schwächere Dämmwirkungen ermittelt, als deklariert wurde. Die Hersteller der beiden teuersten Gehörschützer im Test, BachmaiER 20S und Alpine Sleepsoft, sparen sich die Angabe eines SNR-Wertes gleich. Auch wenn sonst in der praktischen Prüfung alles in Ordnung ist, schneiden die beiden deshalb nur mit "ausreichend" ab.
Stöpsel werden in der Praxis häufig falsch eingesetzt. Das führt dazu, dass nur selten die Schalldämmung erreicht wird, die unter Laborbedingungen bei der Baumusterprüfung ermittelt und auf der Verpackung angegeben wird. Nicht anders in unserem Test, bei dem wir zwar nach den Vorgaben der Baumusterprüfung prüfen ließen, allerdings mit Probanden, die sich die Stöpsel selbst nach Vorgaben der Bedienungsanleitung eingesetzt hatten. Bei elf von 16 Stöpseln wurde der deklarierte SNR-Wert nicht erreicht.
Das Einsetzen der Stöpsel fiel den Testern tendenziell bei den fertig geformten Lamellen- und Silikonmodellen leichter als bei den Schaumstoffstöpseln, die erst zurechtgerollt, dann in den Gehörgang...