16 Ohrenstöpsel im Test

Ruhe

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2013 | | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 19.10.2012

16 Ohrenstöpsel im Test

Ohrstöpsel schützen das Gehör vor bleibenden Schäden. Und sie helfen, die Nerven zu schonen, weil sie für Ruhe sorgen - sei es im Schlafzimmer, Großraumbüro oder Zug. Bei den meisten Stöpseln im Test ist nicht das Material das Problem, sondern die Dämmwirkung: Sie schirmen weniger stark ab, als der Hersteller verspricht.

Das Tückische an Lärm ist: Nicht nur, was ganz bewusst schmerzt und nervt, zehrt an uns. Sondern auch Lärm, der uns ständig umgibt, ohne dass es noch groß auffällt. In diesen Fällen kann der ganze Körper gestresst reagieren, die Liste möglicher Folgen ist unendlich lang: Herz-Kreislauf-Probleme, Schlafstörungen, Leistungsbeeinträchtigungen. Lärm macht krank. Da man einem Ohrstöpsel nicht ansehen kann, wie gut er wirklich Lärm abschirmt, wurde als Orientierungswert der sogenannte SNR-Wert entwickelt. Er sagt aus, um wie viel Dezibel der Umgebungslärm reduziert wird. Wer beispielsweise mit einer Kreissäge hantiert, benötigt einen Stöpsel, der die rund 110 Dezibel auf einigermaßen erträgliche 80 Dezibel herunterdimmt. Das entspricht einem SNR-Wert von 30 Dezibel.

Wir schickten Ohrstöpsel in den Praxistest, um zu überprüfen, ob sie tatsächlich so gut dämmen, wie ihre Hersteller behaupten. Darüber hinaus wollten wir wissen, ob es Unterschiede im Tragekomfort und in der Qualität der Materialien gibt.

Das Testergebnis

Inzwischen kommen die meisten Ohrstöpsel ohne problematische Inhaltsstoffe aus. Allerdings zeigte sich, dass viele Gehörschützer im praktischen Einsatz die versprochene Dämmwirkung nicht erreichen. Und nicht jeder Stöpsel ist auf Dauer angenehm zu tragen.

Bei den Merox Uvex Gehörschutzpfropfen und den Wolfcraft M liegt die erzielte Dämmwirkung so weit unter dem deklarierten SNR-Wert, dass Deklaration und Leistung kaum noch etwas miteinander zu tun haben. Ausgerechnet diese beiden Modelle aus dem Baumarkt, die eine besonders hohe Dämmung bewirken sollen, schneiden so mit "mangelhaft" ab. Wer hier im Vertrauen auf eine hohe Dämmleistung mit Kreissägen und anderen Krachmachern hantiert, bekommt nicht den notwendigen Schutz. Bei den Schaumstoffstöpseln von Suki International, Beiersdorf, Ohropax und den Lamellenstöpseln von Obi wurden in den Tests deutlich schwächere Dämmwirkungen ermittelt, als deklariert wurde. Die Hersteller der beiden teuersten Gehörschützer im Test, BachmaiER 20S und Alpine Sleepsoft, sparen sich die Angabe eines SNR-Wertes gleich. Auch wenn sonst in der praktischen Prüfung alles in Ordnung ist, schneiden die beiden deshalb nur mit "ausreichend" ab.

Stöpsel werden in der Praxis häufig falsch eingesetzt. Das führt dazu, dass nur selten die Schalldämmung erreicht wird, die unter Laborbedingungen bei der Baumusterprüfung ermittelt und auf der Verpackung angegeben wird. Nicht anders in unserem Test, bei dem wir zwar nach den Vorgaben der Baumusterprüfung prüfen ließen, allerdings mit Probanden, die sich die Stöpsel selbst nach Vorgaben der Bedienungsanleitung eingesetzt hatten. Bei elf von 16 Stöpseln wurde der deklarierte SNR-Wert nicht erreicht.

Das Einsetzen der Stöpsel fiel den Testern tendenziell bei den fertig geformten Lamellen- und Silikonmodellen leichter als bei den Schaumstoffstöpseln, die erst zurechtgerollt, dann in den Gehörgang...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Im Test: 16 Ohrstöpsel. Darunter stärker dämmende für Konzerte und Arbeit mit lauten Geräten, eher sanfter dämmende zum Schlafen oder für konzentriertes Arbeiten, einmal und mehrfach verwendbare Modelle, mit und ohne speziellen Geräuschfilter. Auch das Material ist bunt gemischt: Schaumstoff, Wachs, Silikon. Die meisten Stöpsel muss man erst zurechtkneten, vier Lamellenstöpsel sind so konstruiert, dass man sie direkt in Position bringen kann. Zwei Silikonmodelle führt man nicht in den Gehörgang ein, sondern schirmt ihn nur von außen ab.

Die Praxisprüfung

Ohrstöpsel erzielen in der Praxis meist eine niedrigere Dämmwirkung als jene, die in der Baumusterprüfung unter strengen Laborbedingungen ermittelt wurde - und die ein wesentliches Auswahlkriterium für Gehörschutz ist. Wir haben zwar nach Vorgaben der Baumusterprüfung untersuchen lassen. Allerdings setzten sich die Probanden die Ohrstöpsel selbst ein, nachdem sie die Gebrauchsanleitung durchgelesen hatten. Bei jedem Produkt testeten acht Probanden, was der Stöpsel abhält. Zunächst mussten sie Hörtests ohne Gehörschutz machen. Dann wurde der Vergleich gemacht, was sie "verstöpselt" noch davon hören. Auf Basis dieser Daten wurde der SNR-Wert, mit dem die Dämmwirkung in Zahlen gefasst wird, ermittelt. Totalausreißer, das heißt Probanden, die ihren Stöpsel völlig falsch eingesetzt hatten, wurden hier nicht mit einbezogen. Bei der Analyse, inwiefern die Dämmwirkung von Proband zu Proband abweichen kann, gingen jedoch alle Ergebnisse mit ein. Wie bequem sich die verschiedenen Modelle einsetzen und herausnehmen lassen, wurde von je zehn Probanden getestet, jeweils fünf Probanden beurteilten das Tragegefühl nach drei Stunden. Und natürlich haben wir uns auch die Deklaration angesehen.

Die Inhaltsstoffe

So unterschiedlich die Materialien der Stöpsel, so unterschiedlich die Schadstoffe, die sie enthalten können. Bei Silikon können aus der Herstellung noch giftige zinnorganische Verbindungen zurückgeblieben sein, die als Katalysatoren eingesetzt werden. PVC-Materialien benötigen Weichmacher, um überhaupt erst elastisch zu werden, nicht selten kommen hier höchst problematische Phthalate zum Einsatz. Auch mit antimikrobiellen Wirkstoffen muss man bei körpernahen Produkten immer rechnen. Neben einem großen Materialscreening ließen wir die Stöpsel auf Schwermetalle und PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe untersuchen.

Die Bewertung

Wir bewerten nicht, welcher Stöpsel stärker, welcher schwächer abdämmt - denn welche Dämmung die richtige ist, hängt vom Einsatzbereich ab. Wir haben geprüft, ob die Stöpsel halten, was sie versprechen. Und wir bewerten, ob ein Stöpsel bei jedem Anwender ungefähr ähnlich dämmt, oder ob es von Proband zu Proband große Unterschiede gibt. Besonders wichtige Punkte haben eine durchschlagende Wirkung auf die jeweiligen Teil- und Testergebnisse: So kann das Teilergebnis Handhabung und Komfort nicht besser sein als der Tragekomfort, das Gesamturteil fällt am Ende nur so gut aus wie das schlechteste Testergebnis. Denn ein Stöpsel soll schadstofffrei und verlässlich dämmen und dabei möglichst angenehm zu tragen sein.

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