Testverfahren
Der Einkauf: Hausschuhe für Kinder gibt es in vielen verschiedenen Formen. Ob der klassische Kindergartenpantoffel zum schnellen Reinschlüpfen mit Klettverschluss über dem Spann oder die an der Ferse offene Pantolette - wir haben die unterschiedlichsten Varianten zu Preisen von 8,99 bis hin zu 49,95 Euro für ein Paar eingekauft. Im Fokus standen dabei Modelle, welche die Kleinen möglichst das ganze Jahr über tragen können. Auch bei den Materialien wählten wir einen bunten Mix aus: Obermaterialien aus Baumwolle, Schurwolle, Filz, Vlies, Synthetik oder Kunststoff, Sohlen aus Latex, Gummi oder Plastik.
Die Gebrauchseignung: Hausschuhe müssen so einiges aushalten. Wichtig ist daher, dass die Laufsohle hält und nicht gleich abreißt, wenn die Kinder damit irgendwo hängen bleiben oder ihnen ein Spielkamerad drauftritt. Ebenso, ob die Materialien nicht abfärben, wenn etwa die Füße schwitzen. Auch die Größenkennzeichnung sollte stimmen, um zu verhindern, dass Kinder in viel zu engen Schuhen herumlaufen. All dies haben wir im Labor überprüfen lassen.
Die Inhaltsstoffe: Schuhe sind immer wieder mit einer Fülle von Schadstoffen belastet. Die Bestandteile werden zusammengeleimt, -genäht und -geklebt, sind konserviert, vulkanisiert, gegerbt oder anderweitig behandelt. Wir ließen problematische Inhaltsstoffe analysieren, darunter Formaldehyd, Schwermetalle, Phthalate und andere Weichmacher. Es wurde auf gesundheitsschädliche Farbbestandteile untersucht, Kunststoffe und Leder auf krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Latex und Gummisohlen auf Nitrosamine und nitrosierbare Amine, Schnallen und andere Metallteile auf allergieauslösendes Nickel.
Die Bewertung: Das Testergebnis Gebrauchseignung fließt zu 40 Prozent in das Gesamturteil ein. Lässt die Gebrauchseignung zu wünschen übrig oder können Eltern sich nicht auf die von den Herstellern gemachten Größenangaben verlassen, ist das ärgerlich. Wichtig ist uns aber auch eine möglichst geringe Schadstoffbelastung. So bewerten wir aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes oft sehr streng und das Gesamturteil kann nicht besser sein als das Testergebnis Inhaltsstoffe.
Bewertungslegende
Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um jeweils vier Noten: a) ein Gehalt an polyzyklischen Kohlenwasserstoffen (PAK) von mehr als 1.000 μg/kg, der sich aus der Summe von PAK-Einzelverbindungen > 100 μg/kg addiert; b) mehr als 50 μg/kg Nitrosamine. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) mehr als 1 mg/kg Permethrin; b) ein erhöhter Gehalt von mehr als 100 bis 1.000 μg/kg einer oder mehrerer PAK-Einzelverbindungen, soweit sie sich nicht auf mehr als 1.000 μg/kg addieren. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen im Produkt; b) mehr als 1.000 mg/kg des Ersatzweichmachers DEHT und/oder Dipropylenglykoldibenzoat und/oder Dibutyladipat; c) mehr als 100 mg/kg Chrom; d) mehr als 100 mg/kg Nonylphenol; e) optische Aufheller in Produktteilen mit Hautkontakt; f) halogenorganische Verbindungen.
Bewertung Testergebnis Gebrauchseignung: Unter dem Testergebnis Gebrauchseignung führt zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) eine schwache Sohlenhaftung am Schuh von weniger als 100 Newton (N) an der Spitze; b) starkes Abfärben = ein oder mehrere Materialien in einer oder mehreren Untersuchungen (trocken, nass, pH 8) schlechter als Stufe 2 der Grauskala. Zur Abwertung um eine Note führt: Gemessene Schuhgröße weicht um eine Nummer von der vom Anbieter angegebenen ab.
Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: optische Aufheller in Produktteilen ohne Hautkontakt.
In das Gesamturteil geht das Testergebnis Gebrauchseignung zu 40 Prozent und das Testergebnis Inhaltsstoffe zu 60 Prozent ein. Es kann aber nicht besser sein als das Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Testergebnis Inhaltsstoffe um eine Note.
Testmethoden
Inhaltsstoffe:
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen (im Produkt), Elemente: Röntgenfluoreszenzanalyse.
Nickellöslichkeit: Elution der Proben mittels saurer Schweißlösung. Elutionsdauer eine Woche. Angabe der Ergebnisse in µg Nickelabgabe pro cm²/Woche. Elementbestimmung mittels ICP-MS.
Chrom VI: Elution gemäß EN-ISO 17075 "Bestimmung des Chrom-VI-Gehaltes in Leder". Fotometrische Bestimmung des Chrom-VI-Gehalts.
Halogenorganische Verbindungen: Probe wird mit Reinstwasser in der Soxhlet-Apparatur eluiert. Binden der organischen Halogene an Aktivkohle. Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom. Microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): GC/MSD (25 polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe nach EU/EPA/JECFA).
Formaldehyd (Leder): Bestimmung des Formaldehydgehalts in Leder durch Hochleistungsflüssigkeitschromatografie, DIN EN ISO 17226-1:2008-08.
Konservierungsmittel (TCMBT, p-Chlor-m-Kresol, o-Phenylphenol, n-Octylisothiazolinon): Bestimmung von Konservierungsmittel, DIN EN ISO 13365:2011-04.
Triclosan: Bestimmung der bioziden Ausrüstung von Materialien mittels GC-MS nach Extraktion mit organischen Lösungsmitteln.
o-Phenylphenol: Bestimmung von o-Phenylphenol in Leder, DIN EN ISO 13365:2011-04.
Zinnorganische Verbindungen: NaDDTC, EtOH, Hexan, NaBEt4, GC-AED.
Aromatische Amine/Azo-Farbstoffe: Methode: Prüfung auf Amine nach reduktiver Spaltung; Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-2. Prüfung mit und ohne vorherige Extraktion DIN EN 14362-1 (April 2012); Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-3 Prüfung nach DIN ISO/TS 17234 für Leder. Bei Hinweisen auf 4-Aminoazobenzol zusätzliche Prüfung entsprechend § 64 LFGB 82.02-15 DIN EN 14362-3 (September 2012); GC/MS, Dünnschichtchromatografie, Bestimmungsgrenze: 5 mg/kg; zusätzliche Prüfung auf Anilin und Xylidine.
Nitrosamine/nitrosierbare Amine: DIN EN 12868, Abweichung: Migrationsbedingungen: Schweißsimulanz/40 °C/24 h.
Dispersionsfarbstoffe: Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-10 Norm DIN 54231 (November 2005). Dünnschichtchromatografie, HPLC mit DAD (UV/Vis-Detektor).
Optische Aufheller (qualitativer Nachweis): UV-Licht.
Phthalate, sonstige Weichmacher, phenolische Verbindungen, Insektizide: GC/MS nach Extraktion.
Praktische Eigenschaften:
Größenkennzeichnung: Innenlängenmessung und Weitenmessung mit dem Messschieber, Vergleich mit der gekennzeichneten Größe.
Sohlenhaftung: Der Schuh wird auf einen Leisten gespannt, der auf die Zugprüfmaschine aufgesetzt wird und auf Rollen beweglich ist. So kann sichergestellt werden, dass der Abreißwinkel während des gesamten Abreißvorgangs 90 Grad beträgt. An der Sohlenspitze wird eine Abreißklemme befestigt. Es wird die Kraft festgestellt, bei der sich die Sohlenspitze vom Schuh löst. Anschließend wird die Sohle vom Schuh abgerissen und in regelmäßigen Abständen die Haftung im Spitzen, Ballen und Gelenkbereich gemessen.
Reibechtheit: Leder wurde nach DIN EN ISO 11640 bzw. DIN EN 17700 geprüft. Textile und synthetische Materialien wurden in Anlehnung an DIN EN ISO 105-X12 geprüft (Abweichung: kleinere Prüfmuster); Prüfung mit dem in DIN EN ISO 11640 beschriebenen Gerät und Verfahren; Tourenzahlen: 100-mal trocken, 50-mal nass, 20-mal mit künstlicher Schweißlösung pH 8; Teile, von denen nicht genug Material verarbeitet ist, wurden nicht auf Abfärben geprüft. Bewertung mittels Graumaßstab, Note 5 stellt die beste Bewertung dar.
Einkauf der Testprodukte: Dezember 2015
Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin 4/2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2017 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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