Aktualisiert am 19.01.2017 | Mit richtigem Obst kann Fruchtsaft zwar nicht mithalten. Doch immerhin steckt in ihm noch einiges an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. ÖKO-TEST hat 17 verschiedene Trinkpäckchen für Kinder eingekauft, um sich einmal genauer anzuschauen, wie viel Frucht, Zucker und Aromen in den Getränken stecken. Das Testergebnis: Fünf der Trinkpäckchen schneiden mit "sehr gut" oder "gut" ab.
Trinkpäckchen im Test: 17 Säfte im Vergleich
Fast alle "sehr guten" und "guten" Produkte haben einen Fruchtgehalt von 50 Prozent und mehr. Ein Trinkpäckchen im Test enthält nur 33 Prozent Fruchtkonzentrat. Es bekommt von uns trotzdem ein "sehr gut", da es sich ohne Zusatz von Zucker oder Aromen als guter Durstlöscher anbietet.
Aber ganz gleich, ob wenig oder viel Frucht: In allen Testprodukten steckt zumindest so viel Saft, wie auf der Packung angegeben. Das von uns beauftragte Labor fand keine Abweichungen zwischen deklariertem und analysiertem Fruchtsaftgehalt.
Die Säfte mit schlechteren Ergebnissen liegen meist bei nur 12 bis 20 Prozent Fruchtgehalt. Sie gleichen den fehlenden Fruchtgeschmack mit vielen Zusätzen aus.
Trinkpäckchen enthalten viel Zucker
Fast alle Säfte haben hohe Zuckergehalte. Bis zu 20,3 Gramm stecken in einem 200-Milliliter-Trinkpäckchen - das entspricht fast sieben Zuckerwürfeln. Für Zucker haben wir nicht per se Minuspunkte verteilt, sondern uns genauer angeschaut, woher er stammt.
Obst ist von Natur aus süß; ein Produkt, das tatsächlich nur aus dem Saft der Früchte und aus Wasser besteht, sollte nicht abgewertet werden. Den meisten Produkten ist allerdings noch zusätzlich Zucker oder ein anderes Süßungsmittel (Fructose-Glucose-Sirup, Oligofructose, Traubensüße, Steviolglycoside) zugesetzt, vor allem denjenigen mit niedrigem Saftanteil. Dafür gibt es Abwertungen um eine Note, bei mehr als 20 Gramm pro 200 Milliliter Gesamtzucker um zwei Noten.
Positiv zu vermerken ist: Die Anbieter versuchen zumindest nicht zu tricksen: Die Produkte enthalten nicht mehr Zucker als angegeben, wie die Laboranalyse zeigt.
Aromen in Trinkpäckchen
Um auch dünne Säfte mit wenig Fruchtanteil schmackhaft zu machen, greifen manche Hersteller nicht nur zu Süßungsmitteln. Acht der von uns getesteten Säfte haben Aromen deklariert, ein paar davon "natürliches Orangenaroma". An Letzteren hat das von uns beauftragte Labor nichts zu bemängeln, denn in der Analyse wies es in keinem davon nicht natürliche Aromastoffe nach.
Schlechtes Gegenbeispiel: Auf einem Trinkpäckchen steht: "Aroma: Multifrucht (Maracuja, Orangen, Mango Frucht, Zitrone, Grapefruit, Mandarine)." Doch das Labor wies neben Spuren eines Geschmacks aus Orange/Zitrone hauptsächlich ein synthetisches Aroma nach - von Maracuja, Mango und Co. keine Spur.
Zwei Produkte deklarieren "natürliches Aroma". Aus welchen Früchten es gewonnen wurde, bleibt jedoch offen. Die Hersteller haben es uns auf Anfrage nicht mitgeteilt. Stoffe, die als "natürliches Aroma" deklariert werden, müssen nicht tatsächlich aus echten Früchten stammen. Sie können auch unter Einsatz von Bakterien, Pilzen oder Hefen aus natürlichen Grundstoffen gewonnen werden.
Zitronensäure greift Zahnschmelz stärker an
Vielen Produkten ist Zitronensäure, -saft oder -konzentrat zugesetzt. Schon eine kleine Menge davon erzeugt einen spritzigen Geschmack auf der Zunge. Die Säure greift aber stärker als die von anderen Früchten den Zahnschmelz an, vor allem den der Milchzähne. Studien zufolge weicht sie den Zahnschmelz auf und begünstigt Karies.
Da es den Herstellern bei den geringen Mengen an Zitronensaft oder -konzentrat, die sie beimischen, in erster Linie um den Einsatz als Säuerungsmittel geht und nicht um die Fruchtbestandteile, sind sie wie der Zusatz von Zitronensäure verzichtbar. Ein guter Saft mit genügend Fruchtanteil benötigt diese Zusätze nicht.
Was ist ansonsten aufgefallen?
- Einige der Orangen- und Mehrfruchtsäfte sind mit Vitamin C angereichert. Diesen Stoff enthalten Zitrusfrüchte von Natur aus. Künstliche, zugesetzte Vitamine haben nicht die gleichen positiven Effekte wie natürliche.
- Einem Trinkpäckchen im Test sind überdies noch weitere Vitamine sowie Mineralstoffe und Betacarotin (Provitamin A) beigemischt. Die Zugabe des letztgenannten Stoffes sehen wir als besonders kritisch, denn die Aufnahme von isoliertem Betacarotin hat sich als gesundheitlich bedenklich erwiesen.
- Auf der Packung eines Trinkpäckchens sind 120 Milligramm pro 100 Milliliter Vitamin C deklariert. Nur: Unser Labor konnte in dem Getränk keine Spur davon nachweisen. Dafür gab es Notenabzug. Wenn auch zugesetztes Vitamin C überflüssig ist, sollten die Angaben korrekt sein und den Verbraucher nicht täuschen.
Kritik an fehlendem Hinweis
Im Gegensatz zu Babyfläschchen oder Trinklerntassen verleiten Trinkpäckchen zwar weniger zu dauerhaftem Nuckeln. Kleinstkinder lieben es jedoch, lange am Strohhalm zu nuckeln. Wenn das Fruchtsaftgetränk langsam durch den Halm gesogen wird und die Zähne umspült, greifen Zucker und Säure die Zähne an. Auf den Packungen von zwei Trinkpäckchen im Test fehlt ein Hinweis, der vor Zahnschäden durch Dauernuckeln warnt.
Übrigens: Die Zeiten, in denen die Hersteller Konservierungsmittel in die Trinkpäckchen rührten, sind vorbei. Laut Verordnung sind sie in Fruchtsäften und -nektaren auch verboten. In den weniger fruchthaltigen Produkten, die unter die Kategorie Erfrischungsgetränke fallen, erlaubt die EU jedoch noch bestimmte Konservierer.
In unserem Test weist lediglich ein Trinkpäckchen Haltbarmacher aus, und zwar Kaliumsorbat sowie das umstrittene Natriumbenzoat (E 211), das in Verdacht steht, relativ häufig Allergien auszulösen.
Diesen Test haben wir bereits im Ratgeber Kleinkinder für 2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2017 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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