Funktionsunterwäsche im Test: Zu viele Schadstoffe in den meisten Produkten

Jahrbuch für 2016 | Autor: Redaktion | Kategorie: Freizeit und Technik | 09.10.2015

Funktionsunterwäsche im Test
Foto: Shutterstock/Voyagerix

Gegen Frieren und Schwitzen setzen einige Anbieter von Funktionsunterwäsche auf Naturfasern, andere auf Kunststofffasern. Im Material- und Schadstofftest präsentierten sich viele Unterhosen und Unterhemden von bekannten Herstellern mit nur mäßigem Erfolg.

Funktionsunterwäsche soll die Körperwärme gut isolieren und gleichzeitig so atmungsaktiv sein, dass sie den Schweiß von der Haut wegtransportiert. Aber wie geht das beides zusammen? Entscheidend für die Isolierungswirkung der Unterwäsche ist neben der Dicke des Materials die Textilkonstruktion. So erlaubt angerautes Material Lufteinschlüsse mit isolierender Wirkung.

Für eine gute Atmungsaktivität befinden sich doppellagige Einsätze dort, wo weniger stark geschwitzt wird. An den Stellen wie unter den Achseln, sorgen dagegen weitmaschigere Stoffe oder Netzeinsätze für stärkere Atmungsaktivität. Zudem transportieren Kunstfasern wie Polyester oder Polyamid Feuchtigkeit gut und nehmen selbst kaum welche auf. Merinowolle nimmt die Feuchtigkeit dagegen im Inneren der Wollfaser auf und speichert sie. Atmungsaktive Funktionsunterwäsche bringt aber nichts, wenn sie nicht Teil eines atmungsaktiven Bekleidungssystems aus verschiedenen Schichten ist.

Und das perfekte System startet mit der ersten Lage, der Funktions(unter)wäsche. Und um die hat sich ÖKO-TEST gekümmert. Wir kauften 14 langärmlige Oberteile und lange Unterhosen als Set oder einzeln und schickten sie in die Labore. Und die haben die Textilien auf Schadstoffe und Materialeigenschaften untersucht.

Funktionsunterwäsche: Das Testergebnis

Die untersuchten Funktionsunterwäschen für den Winter überzeugten im Großen und Ganzen nicht. Die "erste Lage", die der Wintersportler auf der nackten Haut trägt, enthält in den meisten Fällen zu viele Schadstoffe. Und kaum ein Produkt meisterte den Test Materialeigenschaften, bei dem Labore die Wärmeisolation und die Atmungsaktivität der Stoffe bestimmten, ohne Abzüge. Für ein "gut" reichte es am Ende nur für zwei Unterhemd/Unterhosen-Kombinationen.

In der Bergans-Funktionswäsche hat ein Labor das krebserregende aromatische Amin p-Chloranilin nachgewiesen. Aromatische Amine sind Substanzen, die zum Beispiel bei der Herstellung von Azo-Farbstoffen zum Einsatz kommen. Im Sinne eines vorbeugenden Verbraucherschutzes werten wir bereits den Nachweis von p-Chloranilin streng ab.

Beim Test Wärmeisolation überzeugten nur die Funktionswäschen der Marken Skinfit und Odlo. Sie wiesen Isolationswerte auf, die echter Thermalwäsche entsprechen. Da wir Funktionswäschen für den Winter in unterschiedlichen Stärken für den Test eingekauft haben und es wenig aussagekräftig ist, ein sehr starkes Material mit einem eher leichten detailliert zu vergleichen, haben wir ab einem Wärmedurchgangswiderstand abgewertet, der Normalwäsche und nicht mehr Thermalwäsche entspricht. Das war bei zwölf von 14 Produkten der Fall. Die Hose der Mc Kinley Herren-Garnitur wies eine hohe Wärmeisolation nur in den Teilbereichen auf, in denen Fleece als zweite Lage eingearbeitet war. Daher haben wir auch hier abgewertet.

Ein entscheidendes Qualitätsmerkmal von Funktionswäsche ist es, Feuchtigkeit nicht zu speichern, sondern von...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Wir haben vierzehn Funktionswäschen für den Winter - bestehend aus einem langärmligen Oberteil und einer langen Unterhose - eingekauft. Vier Produkte waren als Wäscheset zu kaufen. Die Produkte der übrigen zehn Anbieter im Test waren nur einzeln als Oberteile und Unterhosen im Angebot. Die Oberteile und Unterhosen des jeweiligen Anbieters tragen jedoch denselben Produktnamen, weisen dasselbe Design auf, gleichen sich in Materialzusammensetzung und Verpackungsgestaltung. Mit dabei sind sehr hochwertige Funktionswäschen sowie günstigere Produkte. Wir wählten Wäsche aus Merinowolle, aber auch solche aus Kunstfasern wie Polyester oder Polyamid aus. Die günstigste Kombination kostet 13,90 Euro, die teuerste 160 Euro.

Die Inhaltsstoffe: Funktionswäsche trägt man auf der Haut. Deshalb haben die Labore die Oberteile und Unterhosen auf Schadstoffe untersucht, die nichts in Unterwäsche zu suchen haben. Zum Beispiel auf krebserregende Farbstoffbestandteile, halogenorganische Verbindungen, die zum Teil Allergien auslösen können, und reizendes Antimon. Da der inflationäre Einsatz des Biozids Silber in Funktionswäsche im Kampf gegen geruchsbildende Bakterien die Umwelt belasten kann, hat sich ein Labor auch um den Nachweis dieser Ausrüstung gekümmert.

Die Materialeigenschaften: Funktionsunterwäsche für den Winter sollte wärmen, aber auch atmungsaktiv sein, das heißt Feuchtigkeit (Wasserdampf) von der Haut durch den Stoff hindurch lassen, damit sich kein Schweißfilm auf der Haut bildet. Beides haben wir testen lassen: die Atmungsaktivität sowie die Wärmeisolation der Funktionswäsche für den Winter.

Die Bewertung: Auch wenn Skilanglauf, Alpinski, Snowboarden im Fun Park oder ein gemütlicher Spaziergang durch die Winterlandschaft unterschiedliche Grade der Wärmeisolation des getragenen Funktionswäschesets verlangen: Funktionswäsche für den Winter sollte zumindest dem Wärmeisolationsgrad entsprechen, der ganz allgemein Thermalwäsche auszeichnet. Liegt er darunter, werten wir ab. Genauso wie bei einer unzureichenden Atmungsaktivität. Da uns beide Materialeigenschaften gleich wichtig sind, beeinflussen deren Prüfungen das Testergebnis Materialeigenschaften zu gleichen Teilen. Für die Gewichtung des Testergebnisses Inhaltsstoffe und des Testergebnisses Materialeigenschaften gilt: Hier bestimmt die schlechteste Einzelnote das Gesamturteil.

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