Sicherheitsmängel an Kinderbetten treten immer wieder auf. Ausschließen soll dies die Norm DIN EN 716. Wie wichtig die Norm ist, verdeutlicht Norbert Vogt von der Uni Kiel, der für ÖKO-TEST die Kinderbetten einer Praxisprüfung unterzog. Er wirkt im DIN-Arbeitsausschuss mit und führt mit seinem Team seit über 20 Jahren vergleichende Warentests durch.
"Die Norm berücksichtigt in ihren Vorgaben Unfall- und Verletzungsrisiken, die dem Laien häufig absurd erscheinen. Statistiken belegen jedoch, dass es immer wieder zu Unfällen mit dramatischem Ausgang kommt." Als Beispiel für Gefährdungspotenziale nennt Vogt die hohen Einstellungen des Bettenbodens und warnt: "Seien Sie sich der geringen Brüstungshöhe bewusst und versäumen Sie nicht den Zeitpunkt, den Bettboden tiefer einzustellen, sobald das Kind beginnt, sich aufzusetzen." Die sinnvollen normativen Vorgaben, so Vogt, sollten auch nicht durch Zubehör wie großvolumige Plüschtiere, die dem Kind ein Aufsteigen ermöglichen, "ad absurdum geführt" werden.
Kinderbetten im Test: Fünf schneiden "sehr gut" ab
ÖKO-TEST hat zehn Kinderbetten eingekauft und unter die Lupe genommen. Bei der Prüfung auf Sicherheit und Stabilität legten wir unter anderem auch die Norm DIN EN 716 zugrunde. Zudem untersuchten wir die Verarbeitungsqualität, Ergonomie und Handhabung sowie auf Schadstoffe in Holz und Lack.
Das Ergebnis: Die Hälfte ist zu empfehlen. Fünf der Betten schneiden mit "sehr gut" ab. Eines ist "ungenügend", der Rest Mittelmaß.
Der Abstand und die Festigkeit der Gitterstäbe, ein großes Manko in früheren Tests, sind bei keinem der Betten zu bemängeln. Auch die Böden und Seitenteile sind stabil. Sicherheitsrelevante Mängel weisen aber zwei Kinderbetten im Test auf.
Die Hälfte der Betten hat Verarbeitungsmängel. Mal ist die Lackierung oder Beschichtung schlecht, mal stehen die Einsatzmuttern vor oder sind die Gewinde defekt. Der Lattenrost eines Bettes besteht lediglich aus dünn gepressten Mitteldichten Faserplatten (MDF), der eines anderen ist bloß mit dünnen Drahtstiften gesichert. Im Praxislabor zeigte sich, dass eine MDF-Leiste schon bei relativ geringer Krafteinwirkung von 300 Newton bricht und dass die Drahtstifte leicht herauszuziehen sind.
Kinderbetten: Es fehlen Warnhinweise
Den meisten Betten liegen ziemlich magere Aufbauanleitungen bei. In drei Fällen fehlen die von der DIN EN 716 vorgegebenen Warnhinweise, zum Beispiel keine Gegenstände im Bett zu lassen, durch die Erstickungs- oder Strangulierungsgefahr besteht. Der Aufbau ist dennoch bei allen Betten einfach.
Im Lack einer oberen Seitengitterleiste weist ein Kinderbett einen Gehalt an Diisononylphthalat auf, der den EU-Grenzwert überschreitet. Die obere Leiste stuft die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) als einen Produktteil ein, den vor allem zahnende Kinder für längere Zeit in den Mund nehmen können. Aus unserer Sicht hätte das Bett mit einer derartigen Lackierung nicht verkauft werden dürfen. Diese Einschätzung teilt auch der Landesbetrieb Hessisches Landeslabor.
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