Aktualisiert am 09.10.2015 | Es gibt viele Gründe, sauer zu reagieren: Stress in der Beziehung, die verspätete Bahn, Ärger im Büro: Aber kann unser Körper durch Stress und falsche Ernährung auch übersäuern? Anscheinend ja, denn warum sonst gäbe es einen ganzen Industriezweig, der vom Verkauf basischer Produkte lebt, die überschüssige Säure neutralisieren sollen.
Wir haben 32 basische Nahrungsergänzungsmittel getestet. Wir haben sie im Hinblick auf einen möglichen Nutzen unter die Lupe genommen, im Labor auf Arsen, Blei und Cadmium untersuchen lassen und einen kritischen Blick auf die Deklaration geworfen.
Das Ergebnis: Einige wenige Produkte kommen gerade noch mit einem "mangelhaft" davon, der Rest ist "ungenügend". Fehlender Nutzen für den gesunden Verbraucher, überdosierte Inhaltsstoffe und eine lausige Deklaration führen zu diesem vernichtenden Urteil.
Brauchen wir basische Nahrungsergänzungsmittel?
Viele Anbieter berufen sich bei der Frage nach dem Nutzen ihres Produktes auf zulässige gesundheitsbezogene Angaben. Allerdings komme ein verschlechterter Säure-Basen-Stoffwechsel durch eine unzureichende Zinkaufnahme in der Allgemeinbevölkerung der EU nicht vor, fügt die europäische Lebensmittelbehörde EFSA in ihrer wissenschaftlichen Stellungnahme dazu an.
Gesundheitsbezogene Angaben, denen zufolge Natrium-, Kalium-, Calcium- oder Magnesiumcitrate helfen, das Säure-Basen-Gleichgewicht zu erhalten und so die Knochengesundheit zu unterstützen, hat die EU-Kommission mangels ausreichender Nachweise für nicht zulässig erklärt, Gleiches gilt für Natrium- und Kaliumcarbonate und -hydrogencarbonate. Für uns heißt das: Der gesunde Verbraucher hat von der Einnahme der getesteten Basenpulver keinen Nutzen.
Mangels einer gesetzlichen Regelung für Höchstmengen von Vitaminen und Mineralstoffen in Nahrungsergänzungsmitteln orientieren wir uns weiterhin an den Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).
Arsen in basischem Nahrungsergänzungsmittel im Test
Viele Basenpulver enthalten Hydrogencarbonate. Die eingesetzten Mengen lassen aber Folgen wie Völlegefühl, Aufstoßen und Blähungen erwarten, denn in der empfohlenen Tagesdosis entsprechen sie häufig denen von Arzneimitteln gegen Sodbrennen.
Völlig unnötig ist der Zusatz von Kieselerde. Sämtliche beanspruchten gesundheitsbezogenen Angaben wurden von der EFSA nicht zugelassen. Auch Beigaben wie Zeolith oder Korallenpulver lassen sich wissenschaftlich nicht begründen. In einigen Pulvern stecken verschiedene pflanzliche Zubereitungen, die auch mengenmäßig ausgelobt werden. Wir bemängeln hier eine fehlende nähere Beschreibung, ob von den Zubereitungen irgendwelche Effekte zu erwarten sind.
Ein Präparat im Test fiel zudem durch einen erhöhten Arsengehalt auf. 13 weitere Produkte liefern vergleichsweise viel Nickel, umgerechnet mehr als 20 Mikrogramm (µg) pro Tagesdosis. Für Trinkwasser gilt ein Höchstwert von 20 µg pro Liter.
Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Spezial Vitamine 2015 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2016 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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