Make-up im Test: Viele Produkte enthalten kritische Inhaltsstoffe

Jahrbuch für 2018 | | Kategorie: Kosmetik und Mode | 19.10.2017

Wir haben 17 flüssige Make-ups getestet. Weniger als die Hälfte kann uns überzeugen.
Foto: Vladimir Gjorgiev/Shutterstock

Pickel, Pigmentflecken und Ungleichheiten im Gesicht lassen sich mit Make-up abdecken und kaschieren. Wir haben 17 Produkte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Naturkosmetik hat die Nase vorn.

Aktualisiert am 19.10.2017 | Wenn Nachrichten- und Talkshowmoderatoren vor die Fernsehkameras treten, wirken sie im besten Fall ausgeschlafen, haben weder Augenringe noch Pickel und sehen trotz HD-Auflösung völlig natürlich aus. Da allerdings auch Moderatoren ganz normale Menschen mit einem ganz normalen Alltag sind, der auch in ihren Gesichtern ganz normale Spuren hinterlässt, helfen für den makellosen Teint Profis nach: die Maskenbildner.

Machen sie ihren Job gut, gelten sie mit Fug und Recht als Künstler - nicht umsonst heißen sie im Englischen Make-up Artists. Und doch bemisst sich die Qualität ihrer Arbeit abseits der Spezialeffektsparte nicht daran, wie viel, sondern wie wenig zum Schluss von ihr zu erkennen ist.

Make-up im Test: Wie schneiden die Produkte ab?

Damit das auch zu Hause gelingt, bietet der Kosmetikhandel ein riesiges Sortiment an Produkten, in dem sich ebenfalls der Wunsch nach Natürlichkeit spiegelt. Wir haben 17 solcher Flüssig-Make-ups eingekauft und ihre Rezepturen in den Laboren genau untersuchen lassen.

Das Testergebnis: Sechs Produkte schaffen es zur Bestnote, zwei sind "ausreichend" und neun rasseln auf ganzer Linie durch.

Flüssiges Make-up soll kleine Makel abdecken und den Teint frischer aussehen lassen.
Flüssiges Make-up soll kleine Makel abdecken und den Teint frischer aussehen lassen. (Foto: mrcatmint/Shutterstock)

Bedenkliche Duftstoffe in mehreren Make-ups

Die Make-ups von drei Herstellern enthalten Duftkomponenten wie künstlichen Moschusduft, der sich im menschlichen Fettgewebe anreichert und der verdächtigt wird, Leberschäden zu verursachen. Auch den Duftstoff Lilial, der sich in der Inhaltsstoffliste hinter dem sperrigen Begriff Butylphenyl Methylpropional verbirgt, beanstanden wir, da er sich im Tierversuch als fortpflanzungsgefährdend erwiesen hat.

Hormone steuern viele Prozesse im menschlichen Körper. Werden sie aber von außen zugeführt, zum Beispiel über Kosmetikinhaltsstoffe, können sie den empfindlichen körpereigenen Hormonhaushalt stören. Propyl- und Butylparaben, die in einem Make-up im Test enthalten sind, oder die chemischen UV-Filter Ethylhexylmethoxycinnamat und Octocrylen, wie sie gleich in sechs konventionellen Make-ups stecken, haben in wissenschaftlichen Untersuchungen solches Potenzial gezeigt.

Ebenfalls in der Kritik: Silikonöle und PEG-Verbindungen

Fast schon unspektakulär wirkt da einer der Hauptbestandteile fast aller konventionellen Make-ups: Silikonöle. Sie sorgen zwar für eine weiche Textur und dafür, dass die Abdeckcreme möglichst lange auf der Haut haftet. Aber sie stören auch das empfindliche Hautgleichgewicht. Wir raten, zu Varianten mit natürlichen Ölen und Wachsen zu greifen.

Besonders ebenmäßig lässt sich Make-up mit einem Schwamm oder einem Pinsel auftragen.
Besonders ebenmäßig lässt sich Make-up mit einem Schwamm oder einem Pinsel auftragen. (Foto: ALUA STUDIO/Shutterstock)

Durch PEG/PEG-Derivate, die in allen konventionellen Produkten im Test enthalten sind, können die anderen Schadstoffe unter Umständen leichter die Hautbarriere passieren. Diese sogenannten penetrationsfördernden Eigenschaften sind bei Salben für die medizinische Anwendung oft erwünscht, um den Wirkstoff in den Körper einzubringen - bei Kosmetikprodukten sehen wir sie jedoch kritisch.

Intransparente Deklaration auf manchen Make-up-Verpackungen

Metalle wie Blei, Chrom, Nickel oder Aluminium, die als mehr oder weniger starke Verunreinigungen in natürlichen Inhaltsstoffen wie Titandioxid oder Eisenoxid enthalten sein können, wies das Labor in den getesteten Make-ups nur in geringen Mengen nach, die wir nicht abwerten.

Wenn eine allgemein gehaltene "May-contain"-Deklaration verhindert, dass die in der von uns getesteten Nuance eingesetzten Farbbestandteile genau ersichtlich werden, haben wir nachgefragt. Verschiedene Hersteller hielten es nicht für nötig, uns gegenüber die Farbbestandteile ihrer Produkte aufzuschlüsseln. Für diese Intransparenz gibt es Punktabzug unter den Weiteren Mängeln.

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Ratgeber Kosmetik 2017 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2018 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Der Trend beim Make-up geht zur Natürlichkeit: Geschminkt sein, ohne geschminkt auszusehen. Deshalb werden die Teintschmeichler immer häufiger als "leichte Foundation", "hauttonangleichend" oder mit dem "Nude-Look" beworben. Solche haben wir in Naturwarenläden, Drogerien und Parfümerien eingekauft. Die Preisspanne, umgerechnet auf 30 Milliliter, reicht von 3,75 bis 34,48 Euro.

Die Inhaltsstoffe: Wichtige Bestandteile aller Make-ups sind mineralische Farbstoffe wie Titandioxid oder Eisenoxide. Sie sind natürlichen Ursprungs und können mit Schwermetallen wie Blei, Chrom und Cadmium oder mit Aluminium und Nickel belastet sein. Darauf ließen wir sie im Labor untersuchen. Außerdem wurden sie zum Beispiel auf problematische Duftkomponenten, krebsverdächtige Formaldehyd/-abspalter und umstrittene halogenorganische Verbindungen überprüft.

Die Weiteren Mängel: Auf vielen Packungen ist nur eine allgemeine Auflistung von Farbstoffen angegeben, die in allen angebotenen Nuancen enthalten sein können - aber nicht müssen: Diese sogenannte May-contain-Deklaration sollten die Hersteller aufschlüsseln, da wir wissen wollen, welche Stoffe exakt in dem von uns getesteten Farbton eingesetzt werden. Taten sie es nicht, sorgte das für Punktabzug. Steckt das Make-up im Plastikspender, kann uns kein Hersteller glaubhaft machen, dass zum Schutz auch noch ein Karton nötig ist. Den tolerieren wir nur, wenn er einen Glasbehälter vor dem Zerbrechen schützt.

Die Bewertung: Wiesen die Labore problematische Substanzen nach, schlug sich das im Testergebnis nieder. Die meisten konventionellen Make-ups enthalten PEG/PEG-Derivate und Silikonverbindungen, die nicht förderlich für das empfindliche Hautgleichgewicht sind. Kritischer noch sehen wir Konservierungsmittel und UV-Filter, die in Tier- oder Zellversuchen hormonwirksame Eigenschaften gezeigt haben, und gesundheitsschädliche Duftstoffe.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) PEG/PEG-Derivate; b) der bedenkliche UV-Filter Ethylhexylmethoxycinnamat; c) mehr als 10 mg/kg bis 1.000 mg/kg künstlicher Moschusduft (hier: Galaxolid [HCCB]); d) halogenorganische Verbindungen; e) Butylphenyl Methylpropional (in der Tabelle: Lilial). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) mehr als 1 Prozent Paraffine/Erdölverbindungen/Silikone; b) der bedenkliche UV-Filter Octocrylen, wenn nicht bereits wegen des UV-Filters Ethylhexylmethoxycinnamat um zwei Noten abgewertet wurde; c) Propyl- und/oder Butylparaben; d) mehr als 10 mg/kg bis 1.000 mg/kg Diethylphthalat (DEP).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um vier Noten: Konkret eingesetzte Farbbestandteile für das getestete Produkt ("may contain") nicht aufgeschlüsselt. Zur Abwertung um eine Note führt: Umkarton, der kein Glas schützt.

Das Gesamturteil basiert auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten

Testmethoden

Testmethoden: Formaldehyd/-abspalter: Methode: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol, Bestimmung mittels Fotometrie. Halogenorganische Verbindungen: Methode: a) Wasserdampfdestillation, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes; b) Reinigung der Proben mit Kieselgel, Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extraktes im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes. Diethylphthalat/Deklarationspflichtige Duftstoffe/Moschus-Verbindungen: Extraktion mit TBME, GC-MS. Konservierungsstoffe: Probe in geeignetem Lösungsmittel lösen, LC-UV. Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle. Elementbestimmung mittels ICP-MS. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Januar 2017

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Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Ratgeber Kosmetik 2017 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2018 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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