Jedes Kind isst anders. Paul verweigerte im ersten Lebensjahr jegliche feste Nahrung, er akzeptierte nur Brei, möglichst fein püriert musste alles sein. Und bloß keine Stückchen! Sein Bruder Piet verdrückte schon mit sechs Monaten jede Menge Apfelschnitze, Brotkanten und gegarte Möhrenstücke. Alles Grüne war kein Problem. Heute, mit 15 Jahren, ist Piet ein eher wählerischer Esser - gesund muss es nicht sein, Nudeln und Fleisch stehen hoch im Kurs. Paul (18) hingegen mag inzwischen fast alles, ob fest oder weich, exotisch oder traditionell, gesund oder Fast Food.
Wenn Eltern später zurückblicken, welchen Stress sie sich mit dem Essen des Nachwuchses gemacht haben, können sie sich oft nur an den Kopf fassen. Gesund sollte es sein, abwechslungsreich und natürlich nicht zu süß und salzig. Doch dann kam es ganz anders. Das Kind wollte oft nur Nudeln essen, wochenlang, verweigerte Salate und forderte lautstark Süßes.
Dass Kinder nicht essen, wie es im Lehrbuch steht, ist normal. Dafür sind sie zu klein, individualistisch und auch gewieft. Läuft es mal nicht nach Plan, heißt es für Eltern darum: gelassen bleiben. Dabei hilft das Wissen, dass es oft nur Phasen sind, in denen Kinder etwas gar nicht mögen oder sehr einseitig essen. Und dass es immer auch Zeiten gibt, in denen sie aufgeschlossen und neugierig sind - auch was das Essen angeht.
Das ist zum Beispiel am Ende einer reinen Nudeln-ohne-alles-Phase der Fall. Dann ist das Kind das, was im Fachjargon "sensorisch gesättigt" heißt. Was nichts anderes bedeutet als: Schluss mit den ewigen Nudeln, etwas anderes muss her! So mancher Erwachsene wird das von sich selbst kennen: Im Sommer beispielsweise essen viele Menschen gerne Salat, am liebsten täglich. Im Herbst aber steht einem der Sinn eher nach warmen Suppen und Eintöpfen. Bis sich dann nach der dunklen Jahreszeit wieder der Appetit auf Frisches einstellt ....
Kinder haben auch nicht immer gleich viel Appetit. Vor oder während einer Wachstumsphase essen sie meist sehr viel, danach wird es wieder weniger. Eltern sollten dem Gespür des Kindes vertrauen und es nicht zum Essen zwingen, wenn es partout nicht will. Ohnehin sind für den Nachwuchs fünf kleinere Mahlzeiten besser als drei große. Denn Kinder nehmen pro Mahlzeit weniger Energie auf als Erwachsene, benötigen aber wegen des Wachstums und weil sie sich viel bewegen im Verhältnis mehr Energie. Neben den Hauptmahlzeiten können Kinder darum vor- und nachmittags eine Stärkung wie Knäckebrot mit Frischkäse, Obst oder Joghurt vertragen.
Vor allem aber soll Essen Genuss sein und Spaß machen. Durch kleine Tricks lassen sich wählerische Kinder zum Essen verführen. Zum Beispiel indem man sie in die Zubereitung einbezieht. Kaum ein Kind verweigert das Essen, für das es selbst Salat schnippelt, Teig knetet oder im Topf die Sauce umrührt. Zumindest am Wochenende können sich Eltern Zeit zum gemeinsamen Vorbereiten, Brutzeln und Essen nehm...