Da sind offenbar alte Ideale in Bewegung geraten: Sind die meisten von uns mit den Forderungen aufgewachsen: "Kippel nicht! Sitz still und konzentriere dich! Hör auf zu zappeln!", propagieren Wissenschaftler heutzutage das Gegenteil. Stühle sollen Positionsveränderungen ermöglichen und Bewegungspausen den Unterricht auflockern.Der Sinneswandel kommt nicht von ungefähr: Zum einen regt Bewegung die Sauerstoffversorgung des Gehirns an und fördert so die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Zum anderen ist es um die Bewegung des heutigen Nachwuchses alles andere als gut bestellt.
Jedenfalls sind die meisten Mädchen und Jungen im Vor- und Grundschulalter meilenweit von dem Bewegungspensum entfernt, das die Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung (BAG) als notwendig erachtet. Danach sollten sich Kinder in diesem Alter mindestens zwei bis drei Stunden am Tag vielseitig bewegen. Die Realität sieht anders aus. Danach erreicht lediglich gut ein Viertel der Kinder und Jugendlichen hierzulande die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen 60 Minuten tägliche körperliche Aktivität - wobei damit mäßige Aktivität wie zu Fuß laufen ebenso gemeint ist wie auch so richtig ins Schwitzen und an Grenzen zu kommen. Im Durchschnitt sind es laut der Kinder- und Jugendgesundheitsstudie KiGGS des Robert-Koch-Instituts (RKI) gerade mal 50 Minuten, wobei Mädchen tendenziell schlechter abschneiden als Jungen.
Auf der anderen Seite bestätigt die Langzeitstudie KiGGS das Bild von den Stubenhockern und Bewegungsmuffeln, die da heranwachsen, nicht unbedingt. Denn neuere Auswertungen haben ergeben, dass der Nachwuchs hierzulande sportlich und auch häufig draußen unterwegs ist. Mehr als drei Viertel (77,5 Prozent) der Kinder und Jugendlichen zwischen 3 und 17 Jahren treiben laut KiGGS-Report zusätzlich zum Bewegungsangebot in Kita und Schule Sport, knapp 60 Prozent von ihnen sind in einem Sportverein. Darüber hinaus sind vier von fünf Kindern mindestens zwei Stunden pro Woche aktiv. Und von den Drei- bis Zehnjährigen spielen demnach 78 Prozent mehr als fünfmal in der Woche draußen. Doch alles in allem ist das zu wenig, um die WHO-Empfehlungen flächendeckend zu erreichen.
Verbrachten Eltern und Großeltern noch den größten Teil ihrer Nachmittage draußen, haben Grundschüler heute häufig bereits den Lebensrhythmus von Büroangestellten: Neun Stunden pro Tag verbringen sie im Sitzen - bis in den Nachmittag hinein in der Schule, danach sind Hausaufgaben fällig. Und zur Entspannung hockt der Nachwuchs vor dem PC oder dem Fernseher.
Galt früher der Stubenarrest als Strafe, empfinden es viele Kinder heute als Zumutung, wenn Mama sie ins Freie locken will. Doch das Stubenhocken hat schlimme Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Kinder. Viele von ihnen werden, was Motorik und Koordination angeht, immer ungeschickter. Sie können keinen Purzelbaum schlagen, nicht mehr balanc...