Die kleine Sara besucht seit einem halben Jahr die Kita. An sich kein Problem, denn der 22 Monate alte Blondschopf fühlt sich in der Gruppe wohl. Allerdings ist Sara immer wieder krank, seitdem sie täglich mit anderen Kindern zusammen ist: Husten, Schnupfen und Mittelohrentzündung ertragen die Eltern der Kleinen inzwischen mit Gelassenheit - auch wenn es sie stresst, dass sie nachts oft drei oder viel Mal raus müssen, um sich um ihre kranke Tochter zu kümmern. Nach einer solchen mehr oder weniger schlaflosen Nacht wird der nächste Arbeitstag zur Qual. Insbesondere, wenn Sara ihren Infekt zu allem Überfluss auch noch an Mama oder Papa weiterreicht.
Als die Kleine aber vor einiger Zeit einen Fieberkrampf bekam, war es um die stoische Ruhe der Eltern geschehen. Voller Panik riefen sie den Notarzt. Der konnte sie beruhigen: Solche Krämpfe kommen bei kleinen Kindern häufiger vor und sehen meist bedrohlicher aus als sie sind. Saras Papa Markus jedoch war nachhaltig erschüttert: "Ich hatte keine Ahnung, dass kleine Kinder so oft krank sind - und wie schlimm das werden kann." Manchmal verflucht er heimlich die Kita, aus der seine kleine Tochter ihre Malaisen "mitbringt".
Dennoch belegen deutsche und amerikanische Studien, dass Krippenkinder insgesamt nicht häufiger krank sind als zu Hause betreute Kinder. Sie sind nur früher von Infekten betroffen. Erklärbar ist das schlicht durch die größere Anzahl der Kontakte zu anderen Menschen. Wenn die Kleinen nicht in die Krippe gehen, sind sie eben später im Kindergarten häufiger krank. Kinder, die den Kindergarten nicht besuchen, erwischt es in der Schule.
Dennoch sorgen sich viele Mütter und Väter um ihre ständig kränkelnden Sprösslinge, die vor allem im Winter chronisch erkältet sind. Eltern vermuten dann oft ein geschwächtes Immunsystem und fürchten beispielsweise, aus einem hartnäckigen Husten könnte sich eine Lungenentzündung entwickeln. Auch Magen-Darm-Erkrankungen mit Durchfall oder Erbrechen kommen bei Kleinkindern relativ häufig vor.
Kinderärzte finden daran nichts Ungewöhnliches. Acht bis zwölf leichte Infekte im Jahr bis zum Schuleintritt, das ist aus Sicht der Hamburger Kinderärztin Annette Lingenauber ganz normal. Wobei mit "leicht" gemeint ist: Das Kind muss nicht ins Krankenhaus, es trinkt weiter, das Fieber lässt sich gut senken und der Infekt tritt nicht immer an der gleichen Stelle auf. Und auch, dass bereits einjährige Kitakinder betroffen sind, wundert erfahrene Mediziner wie Lingenauber nicht. Wenn Kleinkinder einen Infekt nach dem anderen erleiden, hat das nichts mit einem schlechten Immunsystem zu tun. Im Gegenteil: Die Abwehrkräfte werden trainiert und fit gemacht, damit sich das Kind in Zukunft vor Krankheitserregern besser schützen kann.
Babys kommen erst einmal mit einem Bestand an Abwehrstoffen auf die Welt, die sie schon im Mutterleib über die Plazenta von der Mutter übernommen haben. Sie sind also mit einem ...