Porzellanteint, kirschroter Mund, schwarzer Lidstrich und falsche Wimpern: Diese Aufmachung zwischen Schneewittchen und Vamp ist das Markenzeichen der Burlesque-Darstellerin Dita von Teese. Ohne perfektes Make-up ist die freizügige Amerikanerin nie zu sehen. Umso erstaunter war die Branche, dass sie für ihre eigene Make-up-Kollektion im vergangenen Jahr nicht einen der ganz großen internationalen Hersteller erwählte, sondern ein mittelständisches deutsches Unternehmen aus Karlsfeld bei München: Artdeco.
Von seinem Erfolg ist Helmut Baurecht, Inhaber und Geschäftsführer der Artdeco Cosmetic Group, bisweilen selbst überrascht. Innerhalb weniger Jahre wurde aus dem Nischenanbieter in vielen Sortimentsbereichen der Marktführer im Fachhandel. Bei dekorativer Kosmetik liegt der Marktanteil von Artdeco im Fachhandel bei über 40 Prozent, was die Stückzahlen angeht. Wertmäßig beträgt der Anteil Artdecos in Parfümerien und Kaufhäusern etwa 20 Prozent. Von Anfang an hat sich Baurecht auf den Vertrieb über Kosmetikinstitute und Parfümerien konzentriert. Er will die Individualität der schminkfreudigen Damenwelt bedienen und bietet daher eine große Farbvielfalt an Nagellacken, Lippenstiften und Augen-Make-up an. Kosmetikerinnen sollen mit Artdeco professionell schminken können, gleichzeitig bleiben die Preise auf einem moderaten Niveau.
Am Firmensitz sind alle Abteilungen zusammen angesiedelt - vom Einkauf, über das Produktmanagement, Logistik, Verwaltung, Vertrieb und Marketing bis hin zur hauseigenen Werbeagentur. Die kurzen Wege haben einen entscheidenden Vorteil: Das Unternehmen kann schnell auf wechselnde Trends reagieren. "Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen fressen die Langsamen", lautet das Credo des Firmengründers.
So individuell wie möglich
Einer der Bestseller von Artdeco ist eine Lidschattengrundierung, die die Haltbarkeit der Augenschminke verbessert; außerdem gibt es Lippenstiftfixierungen, Camouflage-Make-up und ein großes Nagelpflege-Sortiment. Der Klassiker und eines der beliebtesten Produkte des Hauses ist aber die Lidschatten-Magnetbox: Die Kundin kann sich damit ihre ganz individuelle Lidschattenpalette aus mehr als 100 Farben zusammenstellen und einzelne aufgebrauchte Farben austauschen. Etwa drei Millionen Lidschatten pro Jahr verkauft Artdeco. Dass die Firma ausgerechnet mit Lidschatten, eher einem Nischenprodukt im Kosmetikmarkt, erfolgreich wurde, passt zur Firmenphilosophie. Man will sich dort ein Renommee schaffen, wo die Weltmarken nicht allzu stark sind.
Schwieriger Start
Artdeco existiert seit 1985 und hat heute etwa 1.100 Mitarbeiter im Innen- und Außendienst. Doch der Anfang war nicht leicht für Helmut Baurecht. Er war zunächst Sachbearbeiter in einem Münchener Kosmetikunternehmen, dann Marketingleiter und stellvertretender Geschäftsführer. Statt darauf zu warten, die Nachfolge des Chefs antreten zu können, machte sich Bau...