Die Wala", sagen sie in Eckwälden schlicht. Und meinen damit einen Konzern, der so fest in ihrem 900 Jahre alten Dorf verwurzelt ist, dass er mit seinen Firmengebäuden den Ortsein- und -ausgang prägt. Ein Betrieb, der einer der größten Arbeitgeber der Region ist und gut die Hälfte aller Bewohner beschäftigt, und der ein Stück sumpfigen Lehmboden in einen Heilgarten verwandelt hat. Seit 1950 hat die Firma Wala Heimittel ihren Sitz in Eckwälden auf der Schwäbischen Alb. Zu Fuß oder mit dem Betriebsrad pendeln die Mitarbeiter des Heilmittel- und Naturkosmetikherstellers zwischen den Hauptgebäuden, die einen Kilometer voneinander entfernt liegen. Im firmeneigenen Heilpflanzengarten gedeihen rund 150 Arten. Wenn Pressesprecher Antal Adam an seinem Schreibtisch sitzt, kann er auf Blumenwiesen, Bachlauf und Bienenstöcke hinaussehen.
Das Firmenkapital wächst im Hausgarten
Was im Heilgarten wächst, ist Firmenkapital: Aus Ringelblume, Salbei, Zaubernuss und Co. stellt Wala nicht nur 900 anthroposophische Heilmittel her, sondern auch 130 Kosmetikprodukte der Marke Dr. Hauschka. Letztere erwirtschaften drei Viertel des Umsatzes von insgesamt 112 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Damit ist die Kosmetik das Zugpferd des Unternehmens, während die medizinischen Präparate gerade mal eine Handvoll Gewinn abwerfen. "Jeder Unternehmensberater würde uns raten, die Arzneien bis auf die Topseller auszulisten", sagt Antal Adam dazu. Doch bei einer Eigenkapitalquote von satten 50 Prozent kann die Firma sich solche betriebswirtschaftlichen Verrücktheiten leisten. Verrückt, weil: Von manchen Heilpräparaten verkaufen sie nicht mehr als 50 Packungen im Jahr. Festgehalten wird an der Produktion dennoch. Denn, noch einmal der Pressesprecher: "Hinter jedem Arzneimittel steckt auch ein Patient, der es benötigt." Im Zentrum der Unternehmenskultur steht die Natur und das Wohl des Menschen. Der Profit kommt später. Und in den letzten Jahren fast wie von selbst.
Mit der Medizin fing alles im Hause Wala an: Ende der 20er-Jahre forschte der Wiener Chemiker Rudolf Hauschka nach Arzneimitteln auf natürlicher Basis. Dabei beeinflusste die Begegnung mit Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie, maßgeblich seine Arbeit. In Gesprächen, die beide miteinander führten, gab Steiner Hauschka einen rätselhaften Ratschlag mit auf den Weg: "Studieren Sie die Rhythmen, Rhythmus trägt Leben."
Die Pflanzen werden Rhythmen ausgesetzt
Im Labor setzte Hauschka Steiners Rat in Experimenten um. Unter anderem, indem er mit Quellwasser angesetzte Pflanzen vor der Weiterverarbeitung Rhythmen aussetzte, wie sie in der Natur vorkommen: Auf Wärme folgt Kälte, auf Licht Dunkelheit, auf Bewegung Ruhe. So gelang es ihm, einen Heilpflanzenauszug zu gewinnen, der ohne den bis dahin üblichen Einsatz von Alkohol als Konservierungsmittel auskam. Diese Urtinkturen bilden bis heute einen wichtigen Bestandteil aller Wala-Kosmetik und -Arzneie...