Wer den Echten Speik sucht, muss in die Kärntner Nockberge hoch hinaufwandern. Erst ab einer Höhe von 1.800 Metern wächst die Pflanze mit den kleinen gelben Blüten. Zwischen all den anderen Blumen und Kräutern, die hier blühen, fällt das unscheinbare Alpengewächs mit dem würzig-herben Duft nicht besonders auf. Dabei ist der Speik eine botanische Rarität und eine alte Heilpflanze, die schon die Ägypter vor 2.500 Jahren für Bäder und Massagen nutzten. Dem Extrakt des Baldriangewächses werden ausgleichende Eigenschaften zugeschrieben. Das Öl aus den Wurzeln der Alpenpflanze soll beruhigen, ohne zu ermüden. Wen es jetzt wundert, dass es das Kräutlein nicht zum Bestseller der Naturkosmetik geschafft hat, der muss wissen: Die seltene Pflanze steht unter strengem Schutz. Und nur einer hat ein Monopol auf sie: Wikhart Teuffel, Inhaber der Firma Speick in Stuttgart-Leinfelden.
Rau setzte auf Marke
Der 58-Jährige mit dem silbergrauen Haar führt in dritter Generation die Geschäfte des Unternehmens, das seine Wurzeln in der Anthroposophie hat. Speick-Firmengründer Walter Rau war ein Anhänger der Lehre Rudolf Steiners und ein Kind der Weltwirtschaftskrise. In den 20ern musste er erleben, wie der elterliche Betrieb Vereinigte Seifenfabriken in finanzielle Not geriet. Rau beschloss, einiges anders zu machen. Statt auf das Massenprodukt Kernseife setzte er auf ein Markenprodukt. Der Pionier entwickelte eine sanfte Seife zur Körperpflege mit der Wirkung von Pflanzenextrakten. "Als wir vor 85 Jahren begannen, aus Naturstoffen Kosmetik herzustellen, gab es den Begriff Naturkosmetik noch gar nicht", sagt Gudrun Leibbrand, Marketingleiterin bei Speick.
1928 gründet Walter Rau in Möhringen eine Feinseifensiederei, deren Herz die neue Speickseife bildet. Mit Unterstützung seines Schwagers, eines Mediziners und Homöopathen, entdeckte er die in Vergessenheit geratene Alpenpflanze als wichtigsten Bestandteil seiner neuen Marke. Damals wurde der Speik übrigens noch mit "ck" geschrieben, weshalb Pflanzen- und Firmennamen sich heute in der Schreibweise unterscheiden.
Die Speick-Seife, das Waschstück mit der herben Duftnote, wird schnell im Land bekannt. Der Bergsteiger Luis Trenker macht sogar Werbung dafür. Doch 1936 wird der Alpenbaldrian unter Schutz gestellt. Was tun? Die Firma behilft sich mit nachgezüchteten Pflanzen - jahrzehntelang, bis Wikhart Teuffel sich der Sache annimmt. Dem Gründerenkel gelingt es, in mühseligen Verhandlungen, die österreichischen Behörden davon zu überzeugen, dass behutsames Ernten der Pflanze nicht den Garaus macht. So erhält die Firma Speick Mitte der 80er-Jahre eine Sondergenehmigung zum Sammeln des Alpenbaldrians in den Kärntner Nockbergen.
Seitdem ernten zwei Bauernfamilien die Pflanze exklusiv für die Schwaben; über Mengen und Abnahmepreise wird nichts verraten. Für die Bauern aber scheint es ein schönes Zubrot zu sein, und Speick selbst kann sein Produkt mit dem...