Lecker wie in einem Delikatessengeschäft sieht es bei Lush aus. Wie Käselaibe liegen die Seifen im Holzregal gestapelt; man kann sich ein Stück in der gewünschten Größe abschneiden lassen und bezahlt nach Gewicht. Das Duschgelee sieht Wackelpudding zum Verwechseln ähnlich und die Badekugeln scheinen kunterbunte Riesenpralinen zu sein. Beschriftet ist alles mit Schildern wie auf dem Markt. Viele Produkte sind unverpackt, und die Kundschaft kann sich nach Herzenslust durchs Sortiment schnuppern.
Solange die Nase das mitmacht, jedenfalls. Denn durch jeden Lush-Laden wabert ein betörend-betäubender Duftmischmasch und man fragt sich, wie die Mitarbeiter das den ganzen Tag aushalten. Und nicht nur in den Geschäften duftet es. Einen Lush-Laden riecht man in der Fußgängerzone schon von Weitem. Zu Lush geht es eben immer der Nase nach. Das ist gewollt und gehört zum Marketingkonzept - genauso wie die Auswahl der Ladengeschäfte in besten Verkaufslagen, die mit Absicht nicht allzu groß sind. Der Shop soll immer möglichst voll wirken. "Lush" - das bedeutet so viel wie üppig oder opulent.
Das Sortiment für den deutschen Markt kommt aus Poole in England. In der Lush-Fabrik rühren die Mitarbeiter aus frischen Zutaten Seifen, Shampoos, Stylingprodukte und Co. an.
Lush will Verpackungsmaterial sparen. Die Seifenstücke werden in Butterbrotpapier gewickelt, Pasten und Gelees kommen in Töpfchen aus Recyclingkunststoff, die die Kundschaft wieder zurückbringen soll, wenn sie leer sind. Im Lush-Pfandsystem gibt es für fünf leere Behälter eine Neufüllung gratis. Flüssige Kosmetika lassen sich logischerweise nicht unverpackt anbieten, daher entwickelte Lush zum Beispiel Shampoos in fester Konsistenz und ließ sich das patentieren. Der Verkauf von Shampoo am Stück soll pro Jahr sechs Millionen Plastikflaschen überflüssig machen.
Demonstrativ verbreitet das Unternehmen ein Wir-Gefühl: Die Kundschaft wird geduzt, die Angestellten präsentieren sich mit Vornamen. Auf den Produkten findet man nicht nur das Herstellungsdatum, sondern auch den Namen des fleißigen Mitarbeiters, der es gefertigt hat. Die Lush-Website ist rappelvoll mit Infos und Aufrufen: zum Müllvermeiden, Energiesparen, für soziales Engagement und ein ethisches Leben. All das will das Unternehmen selbst vorleben, die Produkte seien nach eigenen Angaben zu 100 Prozent tierversuchsfrei, palmölfrei und vegetarisch. Seine Kakaobutter bezieht das Unternehmen aus fairem Handel. In Kolumbien kauft Lush die Zutat bei einer Friedensgemeinde, die sich weigert, in bewaffnete Konflikte involviert zu werden. Den Erlös seiner Lotion Nächstenliebe spendet das Unternehmen komplett - abzüglich der Mehrwertsteuer - für wohltätige Zwecke.
Sieben Kampagnen führte das britische Unternehmen bisher in Deutschland durch - unter anderem gegen Tierversuche, die allerdings in der EU ohnehin untersagt sind. Lush testet die Verträglichkeit der Erzeugnisse an menschl...