Nein, Testergebnisse lassen sich bei ÖKO-TEST nicht kaufen. Umso erstaunlicher ist es, womit die Firma Emil Kiessling in ihrem Onlineauftritt wirbt: "Wir entwickeln ÖKO-TEST- und Stiftung-Warentest-gerechte Rezepturen und sichern Ihnen somit Bestnoten für Ihre Kosmetikprodukte in Verbrauchertests." Offenbar ist man sich im Unternehmen ziemlich sicher, von den Verbrauchermagazinen stets ein "Sehr gut" zu erhalten. Oder, wie Günther Conrad von der Geschäftsleitung im Gespräch offen zugibt: "Wir verpflichten uns dem Handelspartnern gegenüber, dass sie bei ÖKO-TEST oder Stiftung Warentest mindestens mit ‚gut' abschneiden." Sonst, ergänzt der Manager, brauche man heute mit den Eigenmarken gar nicht erst beim Kunden anzukommen.
Der Kunde, das sind in diesem Fall die Drogerien, der Einzelhandel, die Discounter und Supermärkte. Sie alle vertreiben Eigenmarken, wie sie auch das Unternehmen Emil Kiessling mit Sitz im fränkischen Georgensgmünd produziert. Kiessling gehört zu den deutschen Produzenten im Private-Label-Bereich, also der Handelsmarken von Firmen wie Aldi, Rossmann und Edeka. Solche Eigenmarken halten oft genug qualitativ mit der teuren Konkurrenz von Henkel, Beiersdorf oder Unilever mit, sind aber Experteneinschätzungen zufolge bis zu 60 Prozent günstiger.
Verschwiegenheit ist Pflicht
Wo genau man seine Produkte kaufen kann, das will und darf Günther Conrad nicht preisgeben. Die Kunden würden Wert darauf legen, dass ihre Lohnabfüller nicht bekannt werden. "Wir müssen uns den Wünschen unserer Handelspartner beugen", sagt der Manager. "Solange diese das verschweigen wollen, können wir nichts machen." Eine andere Philosophie, ergänzt er noch, habe Aldi. Hier werden die Abfüllbetriebe genannt: "Aldi will zeigen, dass das, was im Laden verkauft wird, in Deutschland produziert wird."
Doch nicht einmal im Fall Aldi kann Conrad sich auf eindeutige Aussagen festlegen. Der Grund: Lohnabfüller, wie Emil Kiessling einer ist, wechseln ständig. Mal liefern sie exklusiv für eine Kosmetikserie, ein anderes Mal wieder nur in Teilen zu. Die Konkurrenz ist groß, der Verdrängungswettbewerb im Handelsmarkenbereich enorm. "Heute beliefert man mit einem Produkt zehn Gesellschaften von Aldi, morgen 30." Genaue Aussagen seien da nicht zu machen.
So viel zumindest kann er sagen: Emil Kiessling hat Körper- und Gesichtspflege im Angebot, Sonnenkosmetik, Haarpflege, Haarfarben. Sogar Naturkosmetik, entwickelt und produziert nach den Standards des Natrue- und BDIH-Siegels. "Naturkosmetik-Eigenmarken sind ein neuer Markt, der sich ausbreiten wird", prognostiziert der Geschäftsführer. In Sachen Naturkosmetik habe man vor zwei Jahren mit der Produktion von Sonnenschutzprodukten begonnen und inzwischen die ersten Eigenmarken für Haarpflege ausgeliefert. Und, nein, den Umsatz wolle man nicht kommentieren.
Günstige Eigenmarken
Wie auch die Straub-Gruppe, die Dalli-Werke oder Beromin-Chemie (...