Ernst blickt der kahlköpfige Mann in die Kamera, der Schnurrbart ist ergraut, die Brust ordengeschmückt. Man sollte nicht meinen, dass dieser Herr, Pharmakologe der japanischen Marine, Ende des 19. Jahrhunderts Geschäfte mit der Eitelkeit im Sinn gehabt hätte. Hatte er aber: Arinobu Fukuhara ist der Gründer des japanischen Konzerns Shiseido.
Von Anfang an setzte er auf die Verbindung von asiatischer Tradition und westlichen Einflüssen. 1872 eröffnete Fukuhara die erste Apotheke westlicher Prägung in Tokio und stellte dort auch die ersten Eis- und Sodamaschinen auf, wie es in amerikanischen Drugstores üblich war. In seinem Geschäft verkaufte er auch sonst nicht nur Medizin, sondern zum Beispiel die von ihm entwickelte Zahnpasta und ab Ende 1897 das erste rein kosmetische Produkt - das Hautwasser Eudermine. Die Formel für das "rote Wasser", wie es wegen seiner Rubinfarbe genannt wurde, stammte von Dr. Nagayoshi Nagai, der unter anderem in Berlin studiert hatte. Wissenschaft und westliche Technologien sowie asiatische Philosophie und Qualitätsbewusstsein gehören für Shiseido seither untrennbar zusammen. Eudermine gibt es übrigens in leicht veränderter Form heute immer noch. Auch Tradition spielt eben eine große Rolle für das 140 Jahre alte Unternehmen. So ist das Kamelienlogo des Konzerns, 1915 vom Sohn des Firmengründers selbst entworfen, von Anfang an fast unverändert geblieben.
Keine Schönheit ohne Wohlbefinden
Blumig ist auch die Übersetzung des Markennamens Shiseido "Lobe die Tugend der Erde, die neues Leben nährt und bedeutende Werke hervorbringt". Die Zeile aus einem Gedicht bildet die Grundlage für die Firmenphilosophie. Darin geht es um Respekt vor dem Erreichten, Mitarbeitern und Kunden, um Aufrichtigkeit und Loyalität. Attraktivität ist nach Auffassung der Japaner nicht nur etwas Äußerliches, sondern eine Kombination aus Schönheit und Wohlbefinden. Und genau das wird den Käufern von Shiseido-Produkten versprochen.
Dem traditionellen kalkweißen Gesichtspuder der Japanerinnen setzte Shiseido 1917 eine ganze Palette natürlicher Farbtöne entgegen. In den 20er-Jahren machte die Schönheitsfirma westliche Frisuren populär, und als mehr japanische Frauen den Herd verließen und einem Beruf nachgingen, entwickelte Shiseido einen lange haftenden Lippenstift, der den ganzen Arbeitstag durchhielt. Reine Alltagstauglichkeit macht Kosmetik aber noch nicht unwiderstehlich. Die Kundin will auch umworben sein. Sie am Kosmetikstand zu beraten ist dem Unternehmen besonders wichtig. Allein im Düsseldorfer Shiseido-Trainingszentrum werden jährlich rund 10.000 Mitarbeiterinnen deutscher Parfümerien geschult, damit sie die Käuferinnen von den Vorzügen der asiatischen Marke überzeugen. Wem die Schönheitsberatung im Kaufhausgewusel nicht behagt, der kann in Beauty Galleries und Beauty Lounges auch in intimer Atmosphäre eine individuelle Beratung und Schönheitsbehandlung in Anspruch nehmen. Dieses A...